Alben
Veröffentlicht am 30. Oktober 2013 | von Nina Tatschl
Pearl Jam – Lightning BoltNina Tatschl
Wertung
Summary: Ergiegeladene, völlig losgelöste, wütende, aber auch emotionale und weinerliche Songs - schlicht weg brillant
Über 20 Jahre Bandgeschichte, 10 Studioalben und unzählige Konzerte – Pearl Jam melden sich mit ihrem neuen Album Lightning Bolt zurück. Da geht einem das Herz auf…
Es gibt Bands, die einen über Jahre hinweg kontinuierlich berühren. Pearl Jam stehen auf dieser Liste wohl bei so manchen Musikliebhaber ganz weit oben. Nach nunmehr 23 Jahren Bandgeschichte veröffentlicht die Band ihr mittlerweile zehntes Studioalbum und darauf entfalten die Musiker erneut ihren Facettenreichtum. Von energetischen, völlig losgelösten Momenten, bis hin zu weinerlich, leisen Tönen bietet Lightning Bolt die ganze Palette typischer Pearl Jam Nummern und wird dabei keine Sekunde monoton oder polemisch.
Zwischen Ten (1992) und Lightning Bolt (2013) liegen 21 intensive Jahre und Songs, die bei vielen Fans wohl noch heute für Gänsehaut sorgen. Alive (Ten, 1992), Reviewmirror (Vs, 1993), Nothingman (Vitalogy, 1994) Given To Fly (Yield, 1998), Nothing As It Seems (Binaural, 2000) oder Just Breathe (Backspacer, 2009) sind nur einige Beispiele für das Talent, welches in Eddie Vedder (Gesang), Stone Gossard (Gitarre), Mike McCready (Gitarre), Jeff Ament (Bass) und Matt Cameron (Schlagzeug) steckt. Nun führen die Musiker mit Lightning Bolt ihre gemeinsame Reise fort. Zuvor waren sie kurz getrennte Wege gegangen. Musik machten sie dann aber alle – Matt Cameron fand sich mit seinen alten Bandkollegen von Soundgarden im Studio wieder, Stone Gossard und Eddie Vedder vertieften sich in Soloalben und auch Mike McCready und Jeff Ament legten den Fokus auf kreative Projekte. Die Arbeit an Lightning Bolt soll dann ziemlich rasch, an zwei Mal zehn Studiotagen, über die Bühne gegangen sein und schlägt am Ende ein, wie es der Titel vermuten lässt – Wie ein Blitz eben.
„So schwer ist es eigentlich gar nicht, eine gute Platte aufzunehmen. Du brauchst dazu nur eine Band und ein Wörterbuch – danach erledigt sich die Arbeit praktisch von selbst“, soll Eddie Vedder einmal gesagt haben. Wer es an so wenigen Tagen im Studio schafft, ein abwechslungsreiches Album fertig zu stellen, dem gebührt Respekt. Zugegeben, um die Faszination der Band verstehen zu können, muss man wohl Fan sein. Doch als bekennender Anhänger findet man Lightning Bolt vom ersten bis zum letzten Ton schlicht weg brillant.
Pearl Jam bleiben sich selbst textlich und musikalisch treu und legen abermals viel Wert auf Detailtreue und Substanz. Man muss zugeben, die Band befindet sich mittlerweile in einem Stadium, in welchem sie niemanden mehr etwas beweisen müssen und ganz ihrer Intuition folgen können. Trotzdem (oder genau deswegen) ist es ihnen gelungen ihre neue Platte zu einem intensiven Klangerlebnis zu machen. So wird jeder Emotion freien Lauf gelassen, was zur Folge hat, dass einzelne Nummern förmlich explodieren und ziemlichen Eindruck hinterlassen. Beim Opener Getaway lässt McCready’s Solo die Wurzeln der Band wieder aufleben, während Camerons Beats an den Drums schlicht weg faszinieren. Mit Mind Your Manners gibt sich die Band textlich gewohnt politisch und ein wütender Eddie Vedder darf sich stimmlich voll und ganz ausleben. Während es auf Lightning Bolt elektrisch zu geht, schafft Pendulum eine düstere Atmosphäre und am Ende wird es mit Future Days noch mal leise und (ja auch das gibt es) positiv.
Pearl Jam zeigen auf Lightning Bolt, dass ihnen Stillstand nicht gut zu Gesicht steht. Dabei folgen sie der eigenen Intuition und keinen Trends. Genau das schätzen Fans seit der ersten Stunde, weshalb auch das aktuelle Album bei so manchem tiefe Emotionen (und wohl auch Verbundenheit) auslösen wird. Pearl Jam zeigen sich sowohl groß, mächtig und wütend, als auch leise, kleinlaut und emotional. Vor allem aber unverfälscht und erfüllen damit die an sie gestellten Erwartungshaltungen – obwohl, diese eigentlich keine Rolle mehr spielen.
Pearl Jam – Lightning Bolt, Universal Music, www.pearljam.com
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Über den Autor
Nina Tatschl Aufgabenbereich selbst definiert: Redakteurin mit Harmonie versprühenden (Frauenquoten-) Charme. Findet die Formulierung “Words and Music – My only Tools” (Wood) prägend.