Pate für einen Engel

Von Patriciakoelle

„…Es wurde rasch dunkel, Ferdi wandte sich endgültig zum Gehen, zuckte zusammen. Hatte der weiße Fuß des Engels nicht eben ungeduldig – oder unglücklich – gewippt? Quatsch, es war nur die Ohrenklappe seiner Mütze gewesen, die sich im Wind an seinem Augenwinkel bewegt hatte. Aber jetzt fiel ihm etwas anderes auf. In der Erde steckte ein Schild: „Denkmalpate gesucht! Bitte melden Sie sich bei der Friedhofsverwaltung.“
Ferdi wollte jetzt nur noch nach Hause. Seine Füße froren und sein Magen dachte an das frische Brot und seinen Lieblingskäse, der zuhause auf ihn wartete. Der Weg wurde ihm lang. Als er die Haustür aufschloss, hatte er den Engel schon vergessen.
Mitten in der Nacht schreckte er auf. Hatte ihn nur das Licht eines Scheinwerfers geweckt, der draußen vorbeihuschte? Der unerbittliche Motor eines frühen Streufahrzeugs? Oder war es sein Traum gewesen? Es schien ihm, als sei der wichtig gewesen. Er bemühte sich, die Fetzen der Erinnerung daran zusammenzusetzen. Der Engel! Es war das Gesicht des Engels mit der schwarzen Nase. Es war ganz dicht vor seinem gewesen. Der Engel hatte ihn angesehen –oder doch nicht? Dann war da der Fuß. Er hatte gewippt, in Wirklichkeit bestimmt nicht, aber im Traum auf jeden Fall. Energisch gewippt, fast so, als wollte der Engel Ferdi einen Tritt geben.
Das Schild sah Ferdi auch immer noch vor sich. „Denkmalpate gesucht!“. Im Traum war Schnee in die Buchstaben gefallen, so dass sie funkelten.
Pate für einen Engel? Ging das? Waren es nicht die Engel, die für die Menschen zuständig waren? Kopfschüttelnd wickelte sich Ferdi wieder in seine Decke…“

Wenn Sie wissen möchten, warum dieser Engel nicht nur mit dem Fuß wippt, sondern einem Journalisten einen Tritt verpaßt: Das ist ein Auszug aus der Geschichte „Pate für einen Engel“, die Sie in dem Buch „Engel vor dem Fenster“ finden.