Einsamkeit und Stille in dieser Weite zu genießen, ist etwas ganz besonderes, hat etwas meditiatives. Nur du kleiner Mensch und diese wilde Landschaft, die einen umgibt. Auf meiner Reise durch Patagonien fühlte ich mich frei, entschleunigt und dankbar, diesen wundervollen Flecken Erde erkunden zu dürfen.
Woran denkst du, wenn du an Patagonien denkst? Sicher an die unbezwingbar scheinenden Granittürme des Cerro Torre im Torres del Paine Nationalpark, die wie spitze Nadeln aus der kargen Erde ragen. Oder an den gigantischen Perito Moreno Gletscher in Argentinien, der kilometerweit seine dicken Eismassen in den Lago Argentino schiebt.
Doch abseits dieser bei Touristen beliebten Orte finden sich noch mehr Plätze, die darauf warten, von Dir entdeckt zu werden.
Meine 13 Patagonien Highlights - zieh dich warm an ;)
1. Cueva del Milodón
Dieser Höhlenkomplex, bestehend aus 3 Höhlen, 25 km nördlich von Puerto Natales ist ein imposantes natürliches Denkmal, in der 1895 die Überreste eines prähistorischen Riesenfaultiers gefunden wurden. Der sogenannte Milodón hatte eine Schulterhöhe von ca. 1,3o m und war etwa 3 m lang. Das Faultier im Grizzlybärmantel sieht gefährlich aus, war aber ein harmloser Grasfresser. Ihn findest du an verschiedenen Orten Patagoniens als Statue oder als Konterfei auf Touristennippes in den Souvenirläden.
Steige auf jeden Fall auf den Mirador Paleolago und genieße die tolle Aussicht - hier kannst du kilometerweit Berge, Seen, Fjorde und Gletscher sehen. Und mit etwas Glück auch einen Kondor.
Zur Höhle gibt es mehrere Touren von Puerto Natales aus, z.b. mit Turismo Condor (25.000 CLP = 35 €)
2. Isla Magdalena
Du stehst auf Pinguine? Wer nicht ;) Die sind aber auch putzig. Auf der Isla Magdalena leben nicht nur 2,3...nein, gleich 60.000 Brutpaare der lustigen Frackträger (Magellanpinguine) haben die Insel als Ihr Domizil auserkoren (Dementsprechend riecht es auch ein wenig streng hier). Die Insel (braun & kahl) selbst ist in etwa so interessant wie ein Rewe Parkplatz, aber die Pinguine machen die Tristesse wieder wett. Überall watscheln sie in ihrer lustigen Gangart umher. Verkehrsführung Fehlanzeige. Ein Wunder, das sie bei der Überbevölkerung ihr eigenes Nest wiederfinden.
So nah wie hier kommst du wahrscheinlich nirgends an sie ran. Aber Vorsicht, mit Pinguinen ist nicht zu spaßen, wenn es um die Verteidigung ihres Baus oder des darin befindlichen Ei geht. Dann wird schnell und gern zugehackt. Auf jeden Fall ist es ein einmaliges Erlebnis, das du so schnell nicht vergessen wirst.
Die Halbtages Tour bringt dich mit einem Schiff auf die Insel, wo man sich einer Stunde den Tieren widmen und einen Guiness Rekord für die meisten Pinguin Bilder in 60 Minuten aufstellen kann. Abfahrt vom Hafen in Punta Arenas Dienstags, Donnerstags und Sonntags (Dezember bis Februar) Tickets gibt´s bei Comapa (Magallanes 990, 15.000 CLP)
3. Reserva Nacional Magellanes
7 Kilometer von Punta Arenas entfernt befindet sich dieser Nationalpark, der zum Schutz der patagonischen Flora & Fauna dieser Gegend eingerichtet wurde. Im Park selbst gibt es sogar mehrere Pumas, die aber generell den Menschen aus dem Weg gehen. Wandern im Park ist mystisch - als würde man durch einen verwunschenen Märchenwald der Gebrüder Grimm gehen. Am Wegesrand Farne, Moosbedeckte knorrige Baumskelette und herabhängende Flechten. Kein Wunder, es handelt sich hier schließlich um den südlichsten Regenwald der Welt.
Zum Reservat kommst du leicht auf eigene Faust mit dem Taxi von Punta Arenas (ca. 6 €) Der Eintritt zum Park ist frei und die freundlichen Ranger stehen Dir für Fragen zur Verfügung.
4. Ventisquero Colgante - Queulat Nationalpark
Es gibt tausende von Gletschern in Patagonien, doch dieser hängende Gletscher im Parque Nacional de Queulat ist ein absolutes Highlight unter den Eisriesen.
Der Park selbst lässt das Herz eines jeden Naturliebhabers höher schlagen. Wild wuchernder immergrüner Nebelwald, Gletscher und Fjorde, Seen und Wildwasserflüsse ziehen sich durch die unterschiedlichen Höhenlagen. Vom Meer, dem Canal Puyuhuapi und dem Seno Ventisquero (einem Seitenarm des Pazifiks) geht es bis auf über 2200 m hinauf.
Der Wald besteht hauptsächlich aus Laubbäumen: verschiedene Südbuchen und Tepa, dessen Blätter an Lorbeer erinnern. Außerdem findet man Canelo (den heiligen Baum der Mapuche Indianer), den rotblühenden Ciruelillo, sehr beliebt bei Kolibris, den hartholzigen Luma, aus dem die Polizei früher ihre Schlagstöcke fabrizierte, den Arrayán mit seiner rostroten Rinde und viele andere einheimische Arten. Vor allem die Pangue-Pflanzen sind beeindruckend. Sie ähneln unserem Rhabarber, ihre Blätter sind jedoch so groß wie Regenschirme.
Der Hauptgrund für einen Besuch des Parks ist der hängende Gletscher „Ventisquero Colgante". Er hängt wie schwerelos auf einer Höhe von 200 Metern über einem Bach aus Schmelzwasser. Zwei tosende Wasserfälle schmücken das Szenario zu einem wahren Landschaftstraum.
Der Park befindet sich ca. 20 km südlich von Puyuhuapi. Man biegt links von der Careterra Austral ab und erreicht nach 2 km die CONAF (chilenische Parkbehörde) Station. Dort entrichtet man die Eintritts- und Campinggebühren (Eintritt 5000 CLP = 7 € | Camping 6000 CLP = 8,40 €) und bekommt diverse Infos zum Park. Es gibt es mehrere gut ausgeschilderte Wanderwege.
5. Paso Viento
Schwupps, einmal über die Grenze nach Argentinien. Jetzt wird es schon etwas anspruchsvoller, denn der „windige Pass" (Paso Viento) zum spektakulärsten Blick über das südpatagonische Eisfeld hat es in sich. 2 Tage mit je 6-8 Stunden wandern stehen vor Dir. Die Anstrengung lohnt sich - hier siehst du den 575 km² großen Viedma Gletscher in seiner ganzen weißen Pracht. Es ist zudem die Geburtsstätte des Upsala Gletschers und als wäre das nicht genug, gibt es das imposante Mariano Moreno Bergmassiv als Beigabe im Hintergrund. Patagonienherz, was willst du mehr!
Der Trail beginnt am Besucherzentrum des Los Glaciares Nationa Parks kurz vor der Stadt El Chalten. Hier erhälst du auch Informationen und Wegbeschreibung. Sei gut vorbereitet und in guter konditioneller Verfassung, wenn du diesen anspruchsvollen Trek machen willst. Wichtig ist eine gute Ausrüstung!
6. Cerro Castillo Gletscher
Bei so vielen Gletschern wie in Patagonien hört man irgendwann auf zu zählen. Dieses Exemplar gehört jedoch in die vordere Riege bei „Patagonias next Topglacier". Die Kombination aus strahlend türkisblauem Bergsee, dem schwarzen Granitgestein des mächtigen Cerro Castillo und dem Gletscher ist einmalig. Von Villa Cerro Castillo aus kannst du diese Wanderung an einem Tag machen, wenn du gut zu Fuß bist.
7. Puerto Aguirre
Dieses abgelegene Inseldorf liegt in der zerklüfteten Inselwelt der Region de Aysén. Genauer gesagt im Chonos Archipel. Etwa 1.500 Menschen, deren Haupteinnahmequelle die Fischerei ist, leben heute in dem kleinen malerischen Ort.
Bei einem Spaziergang durch die pittoresken Gässchen der Stadt mit ihren bunten Holzhäusern präsentiert sich der ganz besondere Charme von Porto Aguirre. Die Kinder des Ortes bieten sich fremden Besuchern jederzeit gern als Fremdenführer an. Mache auf jeden Fall einen Abstecher zum Aussichtspunkt von Porto Aguirre - von hier bietet sich ein atemberaubendes Panorama über die wunderschöne grüne Landschaft und umliegende Inselwelt.
Das kleine Dorf ist auch ein idealer Ausgangspunkt um den nahe gelegenen Kanal Moraleda zu überqueren und die dahinter gelegenen Fjordlandschaft zu erkunden. Rund um die Insel kannst du übrigens Schwertwale, Seelöwen, Delphine und natürlich Pinguine beobachten.
Nach Puerto Aguirre kommst du nur mit der Fähre von Puerto Chacabuco. (Tickets bei Navier Austral | Die Fähre fährt im Sommer jeden Mo, Mi & Fr. | 6.100 CLP = 8,50 €)
8. Puyuhuapi
Dieses kleine Dorf inmitten der chilenischen Fjordwelt entlang der Carretera Austral ist der perfekte Ort für den Seelenfrieden. Überschaubar, ruhig, gelassen, ohne viele Menschen und Verkehr, dafür mit vielen weitläufigen Farmen, bunten Fischerbooten und heißen Thermen lassen sich sich hier entspannt einige Tage verbringen. Puyuhuapi ist außerdem der ideale Ausgangspunkt für Ausflüge in den nahegelegenen Parque Queulat (siehe Punkt 4)
9. Mirador de los Cóndores
Dieser Aussichtspunkt über der argentinischen Stadt El Chaltén ist der perfekte Spot für einen Sonnenaufgang am ehrfürchtigen Berg Fitz Roy, einem Mekka für Extrembergsteiger und einem der Wahrzeichen von Patagonien. Vom Besucherzentrum des Nationalparks Los Glaciares am Eingang der Stadt sind es nur 15 Minuten Fußweg bis zum natürlichen Balkon des Mirador de los Cóndores.
Vergiss die Stirn- oder Taschenlampe nicht und starte frühmorgens, um zu sehen, wie die aufgehende Sonne den Fitz Roy in ein rötliches Licht taucht. Ein magischer Moment.
10. Puerto Williams
Die am Beagle Kanal und an der Nordküste der Insel Navario liegende chilenische Stadt Puerto Williams zählt etwa 2.300 Einwohner und gilt zugleich als die südlichste Stadt (Dorf, räusper) der Welt.
Beliebter Anlaufpunkt in dem kleinen Ort ist die Primera Casa, das erste Haus in Puerto Williams (Früher eine Radiostation). Ebenfalls sehenswert ist das Museo Martin Gusinde, wo du viel über die Geschichte und der Ursprung der Yamana Indianer (wohl das südlichste Indianervolk) erfährst. Der Aussichtspunkt Cerro Bandera, ein Besuch des Yachthafens und der mit norwegischen Einfüssen gebauten Kirche Nuestra Señora del Carmen (spitzwinkliges Dach) sollten bei einer Reise nach Puerto Williams keinesfalls fehlen.
11. Cueva de las Manos
Diese patagonische Höhle (sie gehört zum Unesco Weltkulturerbe) gibt Archäologen aufgrund ihrer mysteriösen Handzeichnungen bis heute Rätsel auf. Es sind Darstellungen von Händen in negativer Form, es wurde also der Umriss der Hand durch Übermalung in roter Farbe dargestellt. Höhlenzeichnungen in dieser Form sind bis heute so nur in der Cueva de las Manos bekannt.
Die weiteren Zeichnungen in der Höhle bestehen vor allem aus Jagdszenen, in denen Guanakos und Menschen dargestellt sind.
Die Höhle befindet sich im Süden Patagoniens, 100 Kilometer südlich der Stadt Perito Moreno. Touren werden angeboten von Estancia Cueva de las Manos (Kosten 130 ARS, mehr Informationen auf spanisch hier) Normalerweise werden die Höhlenmalereien einfach mit den Fahrzeug besucht. Es gibt aber auch eine schöne Wanderung durch das Tal des Rio de las Pinturas bis zur archäologischen Stätte. Der Startpunkt ist die Estancia der Cueva de los manos.
12. Parque Nacional Los Alerces
Der Los Alerces Nationalpark - benannt nach der patagonischen Zypresse wurde bereits 1937 zum Schutz dieser Baumart ins Leben gerufen. Dieser wächst zwar sehr langsam, kann aber über 50 Meter hoch und steinalt werden. Ein Exemplar wird auf über 3600 Jahre geschätzt. Damit zählen sie zu den ältesten Bäumen der Erde. Doch der Park bietet neben einer großen Menge floraler Riesen auch atemberaubende Seenlandschaften.
Vor allem Lago Futalaufquen ist ein Sinnbild patagonischer Schönheit. Hier kannst du ab der kleinen Anlegestelle Puerto Limonao den See auf einer Bootstour erkunden. Auf der Ganztagestour rund um den See geht es auch zum Fluß Rio Arrayanes sowie den Seen Lago Verde und Menéndez. Eine Hiking Tour zum Lago Cisne und dem Hügel Cerro Torrecillas, von wo aus man einen tollen Blick auf mehrere Gletscher hat, ist in der Tour inbegriffen.
Wer den Park auf eigene Faust erwandern möchte, dem stehen am Besucherzentrum Wanderkarten über die zahlreichen Trails zur Verfügung. 40 Minuten vom Eingang entfernt kannst du z.B. uralte Höhlenmalereien besichtigen.
Zum Park gelangst du vom Busterminal des Ortes Esquel mit „Transportes Esquel" (Fahrt 60 ARS = 3,60) Der Eintritt in den Park kostet ebenfalls 60 ARS. Rund um den See stehen mehrere Campingplätze zur Auswahl.
13. Marmorhöhlen im Lago General Carrera
Das schönste kommt bekanntlich zum Schluß. Die Marmorhöhlen im Lago General Carrera nahe des chilenischen Ortes Puerto Tranquilo sind weltweit absolut einzigartig. Dieses surreale Naturschauspiel ist die Hauptattraktion in der gesamten Region und eine einmalige Erfahrung hier im Süden von Patagonien. Sie tragen Namen wie „die Marmorkapellen" und „die Marmorkathedrale". Am Ufer des Sees in Puerto Tranquilo stehen zahlreiche Boote bereit, die dich zu den Höhlen inmitten des Sees fahren.
Möchtest du die Marmorhöhlen lieber selbst bestaunen, miete dir am besten ein Kajak. Die beste Tageszeit zur Besichtigung dieses Naturwunders ist spätnachmittags, wenn das Licht in die Höhlen dringt und das Wasser leuchtend türkis scheint.