Passt wie ein Handschuh

Wenn mein Mann, oder ich, uns etwas Neues zum Anziehen gönnen, dann achten wir immer darauf, dass es uns auch passt. Theoretisch wachsen wir, als Erwachsene, ja nicht mehr. Zumindest bleiben unsere Füße gleich groß und auch unsere Körpergröße ändert sich nicht mehr. Es kann mitunter nur passieren, dass wir etwas zunehmen, aber ansonsten können wir unsere Kleidung theoretisch über Jahrzehnte tragen. Bei den Kindern ist das völlig anders. Jede Saison neue Schuhe und eine komplett neue Garderobe. Das geht nicht nur ins Geld, das hat auch für die Kinder unangenehe Nebeneffekte. Sie wachsen zwar in Schüben, aber eben nicht über Nacht von einer Größe zur nächsten. Also gibt es Phasen in ihrem Leben, in denen sie Kleidung tragen, die ihnen nicht mehr ganz, oder noch nicht so recht passt wie ein Handschuh.

Armer Handschuh

Wie man auf die Idee kommt, dass ein Handschuh einfacher passt, als andere Kleidungsstücke, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Schließlich gibt es Handschühe in verschiedenen Größen. Eine Erklärung dazu habe ich auf www.seiz.de gefunden. Will man seine Handschuhgröße bestimmen, muss man den Umfang der Hand messen. Der Daumen wird dabei weggelassen und nur der Umfang an der breitesten Stelle der Hand gemessen. Man klemmt das Maßband also zwischen Daumen und Zeigefinger und legt es einmal um die Hand. Ergibt die Messung 17,5 cm, dann hat man Handschuhgröße 6. Beträgt der Umfang 28,5 cm, dann hat man sehr große Hände und Handschuhgröße 11. Dazwischen liegen die Größen 6,5 bis 10,5. Insgesamt gibt es bei den Erwachsenen also 11 unterschiedliche Handschuhgrößen. Damit aber noch nicht genug, denn die Messmethode lässt die Länge der Finger komplett außer Acht. Passt wie ein Handschuh ist also ein recht dürftiger Vergleich, denn die Chance, dass ein beliebiger Handschuh wirklich perfekt passt ist relativ gering.

Plus Zwölf

Handschuhmacher haben es also ziemlich schwer. Schuhmacher allerdings auch, denn bei den Füßen ist es umgekehrt. Hier misst man nur die Länge, lässt aber die Breite und Höhe der Füße komplett außen vor. Eine Studie, die in Österreich durchgeführt wurde, zeigt außerdem, dass 69% der Kinder zu kleine Schuhe tragen. Seit ich mich damit beschäftigt habe, halte ich mich strikt an die Regel, die die Autoren der Studie aufgestellt haben. Der Schuh muss 12mm Spielraum bieten. Sie haben sogar ein passendes Gerät entwickelt, mit dem man den Fuß und den Schuh messen kann. Ich mache das mit dem üblichen Tasten, allerdings klappt das nur, wenn die Kinder schon etwas älter sind. Die Kleineren ziehen ihre Zehen oft ein, wodurch die Schuhe rasch zu groß wirken. Bei den Hausschuhen waren es übrigens 88% der Kinder, die zu kleine Schuhe trugen. Auch darauf muss man achten. Speziell in der Schule sieht man die Hausschuhe ja nicht mehr jeden Tag.

Supersize me

Passt wie ein Handschuh trifft auf Kleidung für Erwachsene im Idealfall zu. Kauft man Kinderkleidung, dann ist das immer eine Gratwanderung. Man kauft ja immer für die Zukunft. Irgendwann ab September beginnt man damit die Winterkleidung zu kaufen. Die Kinder müssen sie dann bis Februar, oder sogar März tragen. Damit muss man eine Prognose für 6 Monate machen. Wie groß wird das Kind in einem halben Jahr wohl sein? Allerdings kann der erste Wintereinbruch auch schon drei Tage nach dem Einkauf kommen. Dann muss das, was für das Kind, nach 6 Monaten voller Wachstumsschübe geplant war, sofort passen. Tendenziell tragen die Kinder also Kleidung, die ihnen ein wenig zu groß ist. Zumindest am Anfang der Saison. Alternativ kann man ihnen die Kleidung vom Vorjahr anziehen. Dann ist sie eher zu klein.

Unlösbare Aufgabe

Muss man sich für den richtigen Handschuh entscheiden, dann braucht man nur die Breite der Hand zu messen. Eine Einschätzung über die Entwicklung der Hand muss man dabei nicht treffen. Das macht die Aufgabe überschaubar, selbst wenn man sehr lange und extrem kurze Finger hat. Bei den Kindern stellt sich das Problem, dass sie nicht linear wachsen. Wochenlang tut sich nichts und über Nacht sind sie plötzlich 2 cm größer, als am Vortag. Dummerweise kann ich die Kleidung auch nicht einfach durchreichen, weil ich zwei Töchter und einen Sohn habe. Mein Mann meint zwar, dass das seine Mutter nicht gestört hat, wenn er zumindest Teile der Garderobe seiner Schwestern tragen musste, aber damals war Mobbing noch nicht erfunden, glaube ich.

Passt wie ein Handschuh

Also bleibt die Strategie, die Kleidung einfach ein klein wenig zu groß zu kaufen und auf einen kurzen Winter zu hoffen. Beim Ankleiden der Kleinen muss man dann, am Beginn der Saison, einfach ein Auge zudrücken und ein paar Ärmel umkrempeln. Ganz nach dem Motto, was nicht passt wird passend gemacht, passt am Ende dann doch alles wie ein Handschuh. Obwohl meine Kinder mittlerweile doch recht modebewußt sind, haben sie sich bisher noch nicht beschwert. Hoffen wir also, dass das so bleibt. Zumindest solange ich für ihre Outfits verantwortlich bin.


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