Ein Kommentar von Ernesto Elizondo*.
Aber nein, liebe Bildzeitung, niemand will die Deutschen von Mallorca drängeln. Wer sich anpasst und integriert, der ist auch weiterhin auf Mallorca willkommen. Die Mallorquiner sind auch weiterhin gastfreundlich gegenüber denen, die sich benehmen.
Die mallorquinische Leitkultur sieht einfach nicht vor, dass Party ein Dauerzustand sein soll. Wer dort sein will, der sollte sich nicht in eine partyeske Parallelgesellschaft verabschieden, sondern Respekt vor den Gastgebern haben. Integration braucht nicht nur Sangría, sondern die Bereitschaft, die Werte der spanischen Verfassung zu achten. Und in der steht eben nicht, dass das Leben auf spanischen Inseln ein einziges Besäufnis sein soll.
Wer an spanischen Stränden feiert, der muss wissen, dass er auf dem Boden des spanischen und mallorquinischen Wertekanons steht.
Es kann doch nicht sein, dass die Mallorquiner nur als Gastgeber gut genug sein dürfen, während sich die Deutschen dort nicht anpassen wollen. Manche Deutsche sprechen nicht mal ein einziges spanisches Wort, obwohl sie seit Jahren mehrmals im Jahr auf Mallorca sind. Es gibt deutsche Kneipen, deutsche Läden und deutsche Bäcker. Wer krank wird, sucht einen deutschen Arzt auf. Mallorca überfremdet zwischen Komasaufen und Feinripp.
Voll daneben nennt ihr es, dass man die Deutschen rausdrängeln will. Voll daneben ist aber, dass unter Sonnenschirmen auf spanischen Boden verächtliche Reden gegen Spanier geschwungen werden. Müssen die Mallorquiner sich Hassprediger gefallen lassen? Witze über spanischen Zungenschlag und Siesta, über Krise und Faulheit? Woher kommt nur dieser Spanierhass?
Und wo ist da der Respekt, wenn ihr aus einem Heilbad (Balneario) ein verballhorntes Ballermann macht? Schweinefleischfresser aus dem Mund türkischer Jugendlicher fandet ihr doch auch respektlos. Und wenn wir schon dabei sind: Es heißt nicht Malle oder Malorga.
Nicht alle Deutschen sind so. Einige sind wirklich um Integration bemüht, bestellen auf Spanisch ihre Surhaxe und ziehen sich sogar ein Unterhemd an, wenn sie die Kathedrale von Palma betreten. Das wissen wir zu schätzen. Das ist ein Anfang. Aber Spanischkurse für deutsche Finca-Besitzer müssen schon sein. Das ist keine Gängelei, sondern dient der Erleichterung des Miteinanders.
Hier wird niemand rausgedrängelt, aber wer nach Mallorca kommt, muss sich anpassen. Das verlangt schon die Fairness.
* Prof. Ernesto Elizondo war nie Gründungsintendant des Deutschlandradios.