Passend zur CEBIT: "Digital Conditions" im Kunstverein Hannover, März-Mai 2015

Von Helge

Digitale Technik und Bildende Kunst: Wie ist ihr Verhältnis, in welcher Weise haben die digitalen Techniken die KünstlerInnen und ihr Schaffen beeinflusst? In der Gruppenausstellung von 13 Künstlerinnen und Künstlern zeigt der Kunstverein Hannover Werke, in denen entweder das Digitale als strukturelles Merkmal heutiger gesellschaftlicher Wirklichkeit zum Thema gemacht wird oder als Produktionsmittel verwendet wird.

Eine wichtige Erkenntnis, die sich wenige bewusst machen, vermittelt die Ausstellung: Die digitalen Techniken verändern unseren Körper!! Kaum merkbar sind die Veränderungen in den auf den ersten Blick harmlos und konventionell wirkenden Schwarz-Weiß-Fotos von Lee Friedländer (geb. 1934): Er hat Büroangestellte fotografiert, die mit starrem Blick und in unbewegter Haltung vor dem Bildschirm sitzen. Deutlicher erkennbar (durch die Reduktion) wird die Veränderung in dem animierten Film "What shall we do next?" (2007-2011) von Julien Prévieux (geb. 1974): In gezeichneten Handumrissen sind die Bewegungen zu sehen, mit denen Smartphones oder Tablets bedient werden.

Etliche Künstlerinnen und Künstler arbeiten mit im Netz gefundenem Bildmaterial - für mich ist nicht immer erkennbar, worin die künstlerische, eigenschöpferische Arbeit besteht. Die raumgreifende Installation "Patterns of Activation (on Mars)" (2014) von Katja Novitskova (geb. 1984) wirkt in den Realraum zurück: Ein Marabu und eine rote Erfolgskurve sind als Pappaufsteller wie eine Filmkulisse vor das projizierte Bild einer Marslandschaft in den Ausstellungsraum gestellt, ein paar Gesteinsbrocken liegen auf dem Boden.

 

Da ich hier nicht alles aufzählen kann, komme ich auf das Extrem der Rückwirkung in den Raum zu sprechen: Der Norweger Yngve Holen (geb. 1982, lebt in Berlin) arbeitet mit einem 3D-Drucker. Die Installation "Extended Operations" (2014) entstand durchaus auf kompliziertem Wege: Fleischstücke aus einer Berliner Metzgerei wurden detailgetreu eingescannt; mit Hilfe des Datensatzes wurden dann die Objekte entsprechend dem virtuellen Bild vom 3D-Drucker aus Marmor gefräst. (Beispiel vorne in der Installationsansicht.)

Übrigens ist auch ein 3D-Drucker in einem der Ausstellungsräume vorhanden. Am 21. März wird er von 14 bis 17 Uhr von einem Künstler und einem Journalisten vorgeführt und erläutert - wie überhaupt wieder ein spannendes Begleitprogramm vorgesehen ist. Einzelheiten finden Sie auf der Netzseite des Kunstvereins

Die neue Direktorin Kathleen Rahn hat vor, auch in Zukunft die CEBIT mit einer Ausstellung zu begleiten. Während der Computermesse (bis 20. März) und ebenso während der Hannover Messe (13.-17. April) werden extra lange Öffnungszeiten angeboten - dienstags bis sonntags bis 21 Uhr.

 Text: Dr. Helge Mücke, Hannover (Pressetexte des Kunstvereins wurden herangezogen); Bilder von oben nach unten: Katja Novitskova: Pattern of Activation (on Mars), 2014, Installationsansicht Kunstverein Hannover 2015, Foto: Raimund Zakowski; vorne: Yngve Holen, Extended Operations XWB, 2014, links: Camille Henrot, Not yet titled, 2015, Installationsansicht Kunstverein Hannover 2015, Foto: Raimund Zakowski.