Party mit Bundeswehrquiz

"Sind sie denn wirklich schon so abgrundtief gesunken, dass sie es nötig haben, hier zu konzertieren", fragte der zornige junge Mann die Rockgötter damals, als der Kalte Krieg gerade begann, sich die Hände zu wärmen. Drei Jahrzehnte später tingelt er selbst über die Volksfeste der ostdeutschen Provinz, jetzt ein "zorniger alter Mann", wie er seinem Publikum auf dem halleschen Laternenfest schmunzelnd mitteilt. Nein, auf der Wiesenparty wird nicht die erneute Übernahme der "Roten Laterne" die niedrigsten Wirtschaftswachstums bei anhaltend boomender Abwanderung der Leistungsträger und grassierender rechtsradikaler Gewalt gefeiert. Sondern eher die schlichte Möglichkeit, mitten in Ostdeutschland und mitten in der "größten Krise" (Merkel) seit irgendwann ein paar Bier zu trinken, Junge zuzuschauen, wie sie Mädchen nachschauen und abwechselnd über zu große Hitze (Freitag) und peinigende Kälte (Samstag) zu schimpfen.

Ja, und diesmal ist auch Heinz Rudolf Kunze dabei, ein Altstargast, der in seinen besten Tagen das "Lamm Gottes" besang und mittlerweile um "Längere Tage" mit unbenannten Damen fleht. Kunze kommt jahrgangsmäßig nach der Ireen Sheer, Edo Zanki und Uwe Ochsenknecht und direkt nach Klaus Lage und Karat und Händel, der das traditionelle Höhenfeuerwerk untermalt wie üblich. Und er staunt glaubhaft, "dass so viele hierhergefunden haben". Von unten wird zurückgestaunt, was der Entertainer aus Hannover an Musik mitgebracht hat: Statt großer Hits erstmal lauter neue Lieder, die nichtsdestotrotz geduldig zur Kenntnis genommen werden. Dann auch noch Frühwerke. "Lisa" und das "Lamm Gottes", hergestellt seinerzeit noch ohne die patentierten Kunze-Soundbausteine aus Ratschgitarre und Klingelklavier. Erst mit "Finden Sie Mabel" und "Dein ist mein ganzes Herz" taut das Publikum auf, bei den Coverversionen "Lola" und "Was immer Du willst" hat der einstige Liedermacher dann den Ton gefunden, der die Massen zum Mitwippen bringt.

Und schon ist es auch vorbei. Jetzt beginnt eigentlich der gemütliche Teil, Biertrinken bei der Bundeswehr, die dem Sud der Standhaften in den vergangenen Jahren zuverlässig noch Partyplatz bot, wenn alle anderen Spielstätten den Anweisungen der Stadtverwaltung folgend schon allen Bierhähnen den Hals umgedreht hatten. Bedarf ist da, etwa für den neuen Bundeswehrquiz: Wer ihn fehlerlos absolviert, sagt ein Gerücht, das zwischen peruanischem Blockflöter vom Stamme der Straßenmusikanten und Knoblauchbrotstand kursiert, wird von einer sympathisch uniformierten Pressgang umgehend freiwillig eingezogen.

Doch Guttenberg weg, Zufluchtsort fort. Es ist noch nicht ganz dunkel und noch lange nicht wieder hell, da hat die Freiwilligenarmee schon abgeräumt. Libyen ruft! Nur das bayrische Bierzelt gröhlt nun noch Volksweisen im Stampfbeat. Coitus interruptus schließlich auch hier. Eben noch tanzen die letzten Jungmänner der Region auf Tisch und Stuhl, dann zieht der Oberplatzwart den Stecker und es wird ganz still.

Kulturelle Highlights:
Jahrestreffen der Kleiner-Feigling-Trinker
Fest für Feinschmecker
Schallalah im Schlamm


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