Parmesan-Leinsamen-Knäckerli

oder
Wie kriegt man das Eiserkucheneisen dazu, pikante Knuspereien zu produzieren?
Parmesan-Leinsamen-Knäckerli
Eigentlich wollte ich nach meiner Ingwerserie gleich mit einem neuen Thema ("Alles in Butter?") weitermachen. Aber dann habe ich erstens mein Zeitbudget wiedermal überschätzt und zweitens den Knäckebrotbacktag nicht kommen sehen:
Die aktuelle Gastgeberin des monatlich stattfindenden "BreadBakingDay" hatte vor ein paar Tagen mit einem tollen, ziemlich echt schwedisch aussehenden Knäckebrot (so'n großes rundes mit Loch in der Mitte) den Knäckebrotbacktag eröffnet - und mich damit motiviert, ein eigenes Rezept zu kreieren. Was aber nicht direkt zu meinem geplanten Thema passt. Also wird es jetzt einfach dazwischen geschoben.
Parmesan-Leinsamen-Knäckerli
Schon häufiger hatte ich mich gefragt, ob ich wohl mein heiß geliebtes Eiserkuchen-Waffeleisen dazu bringen könnte, mir ausnahmsweise mal keine süßen sondern pikante Knusperdinger zu präsentieren. Bislang hatte ich mich aber nie wirklich damit beschäftigt - ich ahnte, dass es kompliziert werden könnte. Denn die Menge Zucker, die in den Eiserkuchenteig gehört und beim Backen quasi karamellisiert, macht ja die Waffeln erst knusprig und (in heißem Zustand) formbar. Ohne Zucker? Wie soll das gehen?
Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich mich ohne Kampf geschlagen gäbe. Also hab ich erstmal recherchiert und Onkel Google nach "eiserkuchen waffeleisen pikant" gefragt. Das einzig Brauchbare schien mir eine Diskussion auf Chefkoch.de zu sein. Da hatte nämlich eine Hobbybäckerin die gleiche Frage wie ich: Kann man mit dem Waffeleisen (das übrigens unpassenderweise auch "Hörnchenautomat" genannt wird) auch pikantes Gebäck herstellen?
Die meisten Antwortenden waren mit der Herausforderung überfordert. Eine Dame jedoch hatte ein Rezept mit angeblicher Geling-Garantie parat. Das wiederum wurde von einer anderen Experimentierfreudigen sofort nachgebacken - und für unbrauchbar erklärt. Woraufhin die Urheberin wiederum schwor, bei ihr klappe das hundertprozentig.
Nun habe ich die Herausforderung angenommen.
Parmesan-Leinsamen-Knäckerli
Ich habe es drauf ankommen lassen und das Rezept nachgebaut. Die Konsistenz des fertigen Teigs erschien mir allerdings merkwürdig - es war so eine Art dicker Rührteig aus Mehl, Wasser und Salz entstanden. Von den Eiserkuchen aber bin ich einen sehr dünnflüssigen Teig gewohnt. Wie sonst soll man schließlich hauchdünne Waffeln hinbekommen, wenn der Teig nicht verläuft? Also habe ich ihn verdünnt...
Weitere Einzelheiten erspare ich uns. Kurz gesagt: Das Experiment misslang - zwei von insgesamt zehn Waffeln waren durch und durch knusprig, der Rest meist zur Hälfte beinahe verbrannt (aber immerhin knusprig), zur anderen Hälfte weich. So ging es also nicht.
Grübel, grübel,...
Also, wenn der Teig eh nur aus Mehl, Wasser und Salz besteht, dann könnte ich ihn doch einfach mit so wenig Wasser zubereiten, dass ich ihn - wie einen Pastateig - hauchdünn ausrolle, Kreise aussteche und diese dann in das Waffeleisen gebe? Gedacht, getan. 50 g Mehl schien mir eine vertretbare Menge für einen weiteren möglichen Fehlversuch - gemischt mit Salz und wenig Wasser, eine Stunde ruhen lassen, hauchdünn ausrollen, ausstechen und ab ins Eisen.
Es hat geklappt!
Heraus kam ein hauchdünnes, durch und durch knuspriges, gleichmäßig gebräuntes Knäckerli (was sich übrigens nicht! formen ließ). Nun noch ein bisschen justieren, Backzeit und Temperatur optimieren und den Rest des Teigs erfolgreich verbacken. Für den Rest des Tages hatte ich aber erstmal genug vom Knäckebrotbacken. Eine kreative Pause verschob das eigentliche Backen für den Knäckebrotbacktag auf den folgenden Tag.

Und ich war so mutig, dem Teig dann gleich Parmesan und geschrotete Leinsaat zuzugeben - ohne vorherige Generalprobe. Allerdings war ich noch immer vorsichtig mit der Teigmenge - ich verwendete dieses Mal aber immerhin 100 g Mehl. Und das war gut so.
Denn aus dem bisschen Mehl (plus je 20 g Leinsaat und Parmesan) habe ich sage und schreibe 58 (in Worten: achtundfünfzig) perfekte Knusperwaffeln geschaffen. Ich besitze leider keine Schieblehre, mit deren Hilfe ich die Dicke (bzw. Dünne) der Knäckerli hätte messen können. Aber wissen wollte ich es doch. Wenigstens ungefähr. Also habe ich sie alle gestapelt, die Stapelhöhe mit einem Geodreieck gemessen, das Maß durch die Anzahl der Cracker geteilt und - beeindruckt geguckt. Abzüglich der geschätzten Luftschicht zwischen den einzelnen Scheibchen kam ich auf einen Millimeter. Dünner sind die gekauften Käsetaler auch nicht - und im Gegensatz zu meinen besteht die Fertigware nur aus Weißmehl. Hah.
Parmesan-Leinsamen-Knäckerli
Zutaten (für ca. 58 Stück)


Parmesan-Leinsamen-Knäckerli
  • 100 g Emmer, sehr fein gemahlen (ich bin sicher, das klappt genauso gut mit Weizen, Dinkel, Kamut oder Einkorn, die Probe-Cracker mit Kamut jedenfalls waren perfekt)
  • 20 g Leinsaat, geschrotet
  • 20 g Parmesan, fein gerieben (für eine vegane Variante einfach weglassen und etwas weniger Wasser verwenden)
  • 3/4 - 1 gestr. Tl. Salz
  • ca. 80 ml Wasser
Rezept in Druckversion
Zubereitung
  1. Vollkornmehl, Leinsaat, Parmesan, Salz und Wasser zu einem elastischen Teig verkneten. Teig abdecken und 1 Stunde bei Zimmertemperatur ruhen lassen.
  2. Teig portionsweise so dünn wie möglich ausrollen (ich benutze dafür eine Teigrolle, die leicht gerauhte Rückseite eines großen Kunststoffbretts als Arbeitsfläche und etwas Vollkornmehl zum Bestäuben - mit einer Nudelmaschine geht das vielleicht auch, meine - eigentlich sehr gute - Maschine und ich mögen uns aber irgendwie nicht). Mit einem Dessertring (ca. 8 cm Durchmesser) Kreise ausstechen (die Teigreste mit etwas Wasser zusammenkneten und ebenfalls verwenden).
  3. Das Eiserkucheneisen (den "Hörnchenautomat") auf Stufe 3 von 5 vorheizen, auf 2 3/4 herunterschalten.
  4. Einen Teigkreis einlegen, Eisen schließen und Deckel für ca. 8 sec. fest auf das Unterteil drücken. Knäckerli insgesamt ca. 30 sec. lang backen (ich habe dazu die Stoppuhr meines Smartphones verwendet - ging super, musste nur hinterher das Display gründlich von Mehlstaub und Fingerabdrücken befreien)
  5. Käsetaler mit einem Silikonheber direkt aus dem Eisen auf ein benachbartes Gitterrost zum Abkühlen schaufeln.
  6. Mit den folgenden 57 genauso verfahren.
Rezept in Druckversion Guten Appetit!
Parmesan-Leinsamen-Knäckerli

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