Paris – Ein Fest fürs Leben
Ernest Hemingway
Rowohlt, 2011
978-3498030087
19,99 €
Hemingway erzählt, erlebt und fühlt Paris. Er trifft Ezra Pound, Fitzgerald und andere Gestalten. Er trinkt am helllichten Tag, sitzt im Café, schreibt und nimmt den Leser mit auf eine Reise in die 1920er.
Ich kaufte dieses Buch 2011. Ich stellte es in mein Paris -Regal. Es sollte dort stehen, bis ich 2015 in den Winterurlaub fuhr. Ich kann nicht erklären, warum ich an den Regalen vorbeilief und gerade dieses Buch einpackte. Es war eine Eingebung, die ich nicht bereut habe. Ich war skeptisch, da ich noch kein Buch von Hemingway gelesen hatte. Die Versuchung war groß, es im Urlaub nicht zu lesen, es könnte schließlich schlecht sein. Aber alles wurde gut, denn das Buch überraschte mich und wurde zum Lesehighlight des Urlaubs.
Über Paris zu schreiben, ist aus dem gegebenen Anlass vielleicht nicht die beste Wahl. Trotzdem muss ich euch erzählen, wie sehr das Buch mich nach Paris geführt hat. Die 20er sind so weit weg. Man schaut mal einen Film, sieht mal eine Dokumentation drüber, welche Mode getragen wurde oder ähnliches. Aber wirkliche Vorstellungen hatte ich bis zu diesem Buch noch nicht.
Hemingway lebt in Paris ohne Glamour. Über einem Sägewerk, mit Toilette auf dem Donnerbalken. Er schreibt in Cafés und fühlt sich manchmal von Menschen gestört. Er muss ein nette gewesen sein Er kümmert sich zwar sehr komisch um seinen Sohn und nimmt ihn mit zum Schreiben, aber dem Kleinen geht es gut.
Die Schlaglichter, die wir in Paris sehen, sind schon lange geschrieben und beschrieben, als Hemingway sie ein zweites Mal findet und ein Buch daraus werden lässt. Dies ist die Urfassung, es gibt eine bearbeitete, die nach seinem Tod erschien. Jahrelang hat er hier und da einen Satz gestrichen, eine Überschrift geändert, aber der Sinn blieb vorhanden. Er besucht Freunde, wandelt über Straßen, denkt an Wein und trinkt auch mit Schriftstellerin, die er eigentlich nicht leider kann.
Sehr gut gefallen hat mir seine Erzählweise, die ich bis dahin noch nicht kannte. Ich finde es faszinierend, wie er das “Du” benutzen kann. Der Leser denkt, er spricht mit dir und doch redet er eigentlich mit sich selbst, um sich bestimmten Dingen zu vergewissern. Dadurch entsteht eine besondere Sicht auf Paris, die fast ohne große Gestalten auskommt, denn auch Fitzgerald ist nur ein “Trinker”, liebenswert unterjocht von einer Frau. Was wir heutzutage als schön empfinde und wen wir vergöttern, der war auch nur in den 20ern ein Mensch wie wir.
Ernests Liebe zu seiner damaligen Frau ist schnörkellos erzählt und schnell, denn viele Liebesbekundungen gibt es erst, als es schon eine neue Frau in seinem Leben gibt. Trotzdem vergisst er nie zu sagen, wie gut seine Frau war, ihn unterstützt hat und wie toll, sie als Mutter ist.
All diese Klaren Gefühle und Eindrücke vermitteln ein schönes, mal dreckiges und einmaliges Bild von der Stadt, die wir mit dem beleuchteten Eiffelturm und schönen Frauen verbinden. Auch wenn diese Verbindung jetzt überlagert wird von traurigen Bildern und vielen Tränen, ist diese Stadt immer noch da und immer noch ein Sehnsuchtsort.
Es ist ein Buch, welches mein Regal nicht mehr verlassen wird. Eine Hemingway Lesezeit ist angebrochen und ich freue mich auf mehr von “Hem”.