Als ich mich im Mai diesen Jahres begann mich für die Belange des ehemaligen Güterbahnhofs einzusetzen, fügte sich nur nach und nach das seltsam konstruierte Mosaik zusammen, das durchblicken ließ, wie es tatsächlich beim Verkauf des Geländes gelaufen sein muss.
Nach Abwägung aller Fakten war für mich, als absolutem Logiker, nur ein Schluss der nächstliegende. Wie konnte der ehemalige Stadtbaurat Wolfgang Griesert zulassen, dass die „Lebensquelle e.V.“ in den Besitz des Filetstücks kommen konnte. Die Glaubensgemeinschaft geriet besonders nach einer Reportage von Marcel Trocoli-Castro auf OS1-TV in den Fokus der Öffentlichkeit, da die Einstellungen und Praktiken dieser Vereinigung – nennen wir sie mal – fragwürdig sind.
Ich drang tiefer in die Materie ein und beschäftigte mich das erste Mal in meinem Leben mit dem Baurecht, sah Handelsregistereinträge ein und ließ mir Bonitätsberichte zuschicken.
So, wie Frank Henning die Situation lautstark in die Presse posaunt hatte, schien es tatsächlich Sinn zu machen.
Bei Kalla Wefels Heimatabend, der genau diese Thematik in den Vordergrund gestellt hat, traf ich erstmals auf Herrn Griesert, den ich offen skeptisch mit Fragen konfrontierte. Er kam direkt von der Bühne auf mich zu und erklärte, dass er sich schon lange mit mir unterhalten wolle. Zu meiner Verwunderung wich er keiner meiner Fragen aus und stellte sich jeder noch so kleinen Zensur. Ein Satz, den er sagte, machte mich extrem skeptisch. Er sagte: „Frau Matijevic, ich konnte doch nichts machen. Pistorius hat mir das untersagt.“
Ich war verwirrt und extrem genervt, dass mir der OB-Kandidat der CDU (AUSGERECHNET!!! Wenn es neben den erklärten Schwachsinnsparteien wie PBC, REP, NPD, etc. irgendeine Partei gibt, mit der ich im Leben nicht ideologisch übereinkommen könnte, dann ist das die CDU!!!) nicht nur plausibel und fundiert seine Lage erklären konnte, sondern dabei auch noch so tierisch sympathisch war.
Es konnte doch nicht sein, dass Griesert, den ich mit der Inbrunst eines Nicht-CDU-Wählers verabscheute, die Wahrheit sagte?!? Wir verabredeten uns am nächsten Tag zu einem persönlichen Gespräch im Rathaus.
Die Zeit dazwischen nutzte ich, um eine neue Fährte aufzunehmen. Der Satz, den Griesert mir gegenüber fallen gelassen hatte, ließ mir keine Ruhe.
Der Zufall wollte es, dass Dietmar Schreyer, der Sohn eines der Teilhaber von Schreyer und Schilling (Vorbesitzer Güterbahnhof), den Kontakt zu mir aufbaute. Wir sprachen lange miteinander und was mir Herr Schreyer mir dort am Telefon eröffnete, ließ mich kurzzeitig glauben Statistin bei „Erin Brockovich“ zu sein.
Schreyer versicherte mir, dass Boris Pistorius sowohl seinem Vater, als auch ihm persönlich am Telefon gedroht habe, dass Pistorius „dafür sorgen wolle, dass Schreyer in Osnabrück keinen Bein mehr an den Boden bekommt“, wenn er den Teil an der Hamburger Straße der Stadt Osnabrück nicht kostenlos zur Verfügung gestellt werden würde.
Pistorius habe, so Schreyer, die damaligen Inhaber des Geländes damit gelockt, (wohlgemerkt im Oktober 2011) dass er ihnen in Aussicht stellte, am Güterbahnhof die Veltins-Arena bauen zu können, wenn dieses gegenseitige Quit pro quo vonstatten gegangen sei.
Schreyer allerdings fand heraus, dass der Rat den Bau eben dieser Arena bereits im Juni 2011 (!!!) abgelehnt hatte. Insofern muss Pistorius gewusst haben, so schlussfolgerte Schreyer, dass der vorgeschlagene Deal auf einer Lüge aufgebaut war.
Fassungslos von dieser ungeheuerlichen Nachricht setzte ich mich mit Heiko Pohlmann und auch Marcel Trocoli Castro zusammen.
Dieser Wolfgang Griesert, der eindeutig der falschen Partei angehört, ist nach Schreyers Aussagen der Einzige, der bei all den Vorwürfen und Anschuldigungen die Wahrheit gesagt hat!!! Nun ergaben auch all meine Nachforschungen endlich einen Sinn!
Ich bin geschockt, dass Boris Pistorius diese Aussagen tatsächlich getätigt haben soll. Herr Schreyer ist sich seiner Behauptungen bewusst und hat sogar erklärt sie an Eides statt zu bestätigen.
Daher ergibt sich für mich nur ein Resümee:
Herr Griesert, es tut mir leid, dass ich Sie öffentlich kritisiert und Sie beschuldigt habe Ihren Job nicht richtig gemacht zu haben. Sicher hätte man genauer recherchieren können, doch nach unserem Gespräch im Rathaus, in dem Sie mir offen erklärten, dass es ein 6-seitiges Dokument für den Rat gegeben hat, der Auskunft und Fragestellung zur Lebensquelle e.V. ermöglicht hat, sehe ich eine Mitschuld auch bei den Mitgliedern des Rates, die heute lautstark den Schwarzen Peter zu Ihnen schieben.
Ich spreche Ihnen für Ihren Wahlkampf als Einzigem das Rückgrat zu, in jedem Moment der Diskussion ehrlich und wahrheitsbezogen gehandelt und argumentiert zu haben. Sie wissen sehr genau, dass ich nie ein Freund Ihrer Partei werde, doch Sie, Herr Griesert, sind ein aufrichtiger, zuverlässiger und kompetenter Mann, dem ich das Amt des Oberbürgermeisters von Herzen gönne!
In diesem Sinne,
Daniela Matijevic