Die Bombe platzte am späten Abend deutscher Zeit, als der Branchendienst Hollywood Reporter meldete, dass Paramount beschlossen habe, den Start von G. I. Joe 2: Die Abrechnung auf den 29. März 2013 zu verschieben. Gleichzeitig teilte das Studio mit, dass man den Streifen in 3D konvertieren werde.
Solch eine Entscheidung, zumal sie weniger als fünf Wochen vor dem angesetzten Release erfolgte, bedeutet natürlich den Super-GAU für ein Studio, denn man hat Monate lang umsonst Geld für die Promotion eines Filmes ausgegeben, der nun vorläufig gar nicht kommt. Außerdem bleibt Hasbro nun neun Monate lang auf den Toys sitzen, die man zum Filmstart hat anfertigen lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass erste Gerüchte aufkommen, G. I. Joe 2 sei kein guter Film und man werde deshalb die Zeit nicht nur für das Werkeln am 3D, sondern auch für Nachdrehs nutzen. Überhaupt steht Paramount nun ohne jenen Film da, den man extra hatte drehen lassen, nachdem klar war, dass das eigentlich für den Sommer 2012 geplante Sequel zu Star Trek sich um ein Jahr verzögern würde. Wenn ein Studio vor diesem Hintergrund solch eine Entscheidung fällt, dann muss es dafür einen überaus triftigen Grund geben. Glaubt man informierten Kreisen, dann hört dieser auf den Namen: Marvel's The Avengers.
Die Comicverfilmung, die innerhalb von drei Wochen weltweit über eine Milliarde Dollar eingespielt hat, pulverisiert derzeit die Konkurrenz nach Belieben und dürfte somit dafür sorgen, dass in Hollywood bald das große Stühlerücken einsetzt. Begonnen hat es ja schon, denn aufgrund des Megaflops John Carter musste bereits Rich Ross, Vorstandsvorsitzender von Disney Studios, seinen Sessel räumen. Marketing-Expertin Marie Therese Carney ging gleich mit. Der geplante Schneewittchen-Film, der als Big-Budget-Movie angelegt war, wird gar nicht erst gedreht.
Bei Universal kam man auf die gute Idee, den Streifen Battleship im Rest der Welt bereits Mitte April und damit vor Marvel's The Avengers zu zeigen. Eine Strategie, die sich auszahlte, denn außerhalb der USA lief der Film mit einem Einspielergebnis von bislang 215 Mio. durchaus erfolgreich. Leider war man im Bezug auf den Start in den USA nicht so klug, denn dort lief Battleship am 18. Mai an und ging mit nur 25 Mio. Dollar am Startwochenende total unter. Inzwischen ist man bei gerade einmal 30 Mio. angekommen. Angesichts eines Budgets von 200 Mio. Dollar eine Katastrophe, denn nur jeder zweite eingespielte Dollar fließt an das Studio. Nicht besser erging es dem Film Dark Shadows,der ebenfalls massiv hinter den Erwartungen zurückblieb. Da halfen auch die Reputation von Tim Burton und die Starpower von Johnny Depp nichts.
Nun kann man sich natürlich fragen, ob Marvel's The Avengers wirklich noch Einfluss auf G. I. Joe 2 gehabt hätte, denn bis zum ursprünglich angesetzten Termin dürfte der Run auf die Comicverfilmung deutlich nachgelassen haben. Vielmehr dürfte Paramount zu der Erkenntnis gekommen sein, dass man Gefahr läuft, vom SF-Highlight Prometheus, das in den USA bereits Anfang Juni anläuft (bei uns ist es erst im August soweit) überrollt zu werden. Sehr spät reift in Hollywood also die Erkenntnis, dass das Publikum nur begrenzt aufnahmefähig für Blockbuster ist und dass falsches Timing zur Katastrophe führt. Denkbar ist auch, dass Hasbro nach Battleship (der Streifen basiert ebenfalls auf einem Spiel des Herstellers) unbedingt einen zweiten Flop vermeiden wollte.
Was bedeutet dies für die weitere Kinosaison? Im Juli ist wieder Schaulaufen der Superhelden, denn zunächst kommt The Amazing Spider-Man (in 3D) und kurz darauf The Dark Knight Rises (in 2D) in die Lichtspielhäuser. Es wäre ein absoluter Hammer, wenn Warner Bros. die Nerven verlieren und den Abschluss der Batman-Trilogie verschieben würde, in dem Glauben, gegen den Spinnenmann in 3D keine Chance zu haben. Bis vor kurzem war solch ein Szenario noch undenkbar. Doch inzwischen scheint nichts mehr unmöglich.
Link: Bericht zu G. I. Joe 2 bei Hollywood Reporter