Papstkritik

OLYMPUS DIGITAL CAMERAIch habe mir einen der unpassendsten Momente für meinen Besuch in Polen schlechthin ausgesucht. Gott sei Dank fahre ich immer ans Meer, nicht nach Krakau. Apropos Gott, sein Vertreter auf Erden war zur selben Zeit auch im Lande. Ich hatte bestimmt schon mal erwähnt, dass ich kein großer Fan von Katholizismus bin, aber der Papst, den die gerade haben, wirkt sympathisch. Und wer hätte das gedacht, er hat mir meinen Aufenthalt im Katholikengebiet versüßt. Nicht dass ich wieder eintreten wollen würde, aber der Mann hats drauf. Und ich war nicht die Einzige, die überrascht war. Da glauben die alle, da kommt einer nur, um ein bisschen zu winken und die Messe abzuhalten und so, und der tut einfach seine Meinung kund.

Schlimmer noch, er hat es gewagt, sie durch die Blume, vielleicht in dem Fall auch durch den Talar, zu kritisieren. Dabei hatten die das Katholisch-Sein erfunden, sie sind päpstlicher als der Papst. Sie waren der Papst, sind der Papst und werden immer der Papst bleiben. Deshalb wird ihnen keiner, etwas erzählen können. Wenn man rumgeht, hat man das Gefühl, es hätte weder einen Benedikt, noch einen Franziskus gegeben. Sie sind auf dem Stand des Johannes. Kein Wunder, dass sie die Problematik bezüglich der Flüchtlinge ignorieren können, zu seiner Zeit gab es das auch nicht, deshalb kann es gar nicht relevant sein.

Ich war perplex als er dann sagte, dass man Menschen, die vor Krieg und Hunger fliehen, helfen müsste. Und wie gesagt, damit war ich nicht allein. Was mich auch überrascht hat, dass das polnische Fernsehen sich berufen fühlte, polnische Politiker zu diesem Statement zu interviewen. Und siehe da, es kam nicht viel, einige widersprüchliche Aussagen zum Thema, man hätte, man wolle, man solle, würde und so weiter. Ich weiß nicht, ob die nicht wirklich damit rechnen konnten. Und dann, nach dem Tag der Ausstrahlung dieser Rede war keine Rede mehr davon, dass die Politiker keine Antwort und kein Statement hatten. Dann nur noch schöne Bilder von den Messen, von den Konzerten, von den jubelnden Menschen, von den feiernden Menschen als ob nie etwas gewesen wäre. Dafür hatten die sich wieder Zeit nehmen können, um von irgendwelchen Politikwissenschaftlern verkünden zu lassen, dass die Deutschen mit den Flüchtlingen vollkommen überfordert wären.

Und was lernt man daraus? Egal, was man sagt, wenn der Andere nicht zuhören will, ist es für ihn so, als ob es niemals gesagt worden wäre. Ich habe wirklich gehofft, dass sich etwas verändern könnte. Ich meine, wenn das katholische Oberhaupt es sagt, wird man doch blind folgen müssen, oder nicht? Auch hier gilt, die Welt ist so, wie sie gefällt. Ich hatte dann auch meine Oma, die in erster Linie als katholisch beschrieben werden müsste, gefragt, wie sie das denn gefunden hätte, was der Papst gesagt hat, so dicht am Leben. Und die Antwort war, dass war ja für die Jugendlichen und es war ja Weltjugendtag, die den ja toll gefunden hätten. Also fragte ich erneut, aber es war halt nur der Weltjugendtag, die ganze Veranstaltung richtete sich an die Jugend. Für so eine alte Frau wie sie wäre das ja nichts gewesen. Also meinte ich dann noch ergänzend, was sie zu den politischen Themen, die er angesprochen hätte, sagen würde. Und siehe da, sie wusste nicht, dass es irgendetwas dieser Art geben würde, was er gesagt hätte. So geht’s natürlich auch. Also fährt man fort mit dem, was man schon immer gedacht hat und staubt dabei die Bildchen von Johannes Paul II ab, und tut so seine gottesfürchtige Pflicht, ist ja alles richtig so.

(Foto: Dirk Nitzschke / pixelio.de)


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