Die soeben erschienen Enzyklika “zu vier Händen” Lumen fidei ist für einen normalen Menschen schwer zu lesen, enthält sie doch höchst arabeske Darlegungen zu Glaubensfragen aller Art. Nur aus den wenigen Hinzufügungen des neuen Papstes kann man entnehmen, dass Glaube mehr mit Nächstenliebe und Barmherzigkeit zu tun hat als mit Androhung von Strafen, wie z.B. die Androhung der Exkommunikation bei Nichtzahlung der Kirchensteuer.
Und flugs spitzt da die Freiburger Rede von Benedikt mit der Forderung nach Enweltlichung hervor und wird von Franz unmissverständlich bekräftigt. Spätestens jetzt können die deutschen Primaten nicht mehr kalt abblocken und wegschauen: die Kirchensteuer muss weg! Sie hat nicht nur nichts mit der Glaubensverkündung zu tun, sondern verstößt eklatant gegen das von Papst Franz vehement gefordertes und vorgelebtes Gebot der Armut und verletzt obendrein das in unserem Grundgesetz festgeschriebene Gebot der Neutralität des Staates gegenüber allen Religionen. Der Staat darf nicht der Büttel der Kirche sein, selbst wenn Hitler und Pacelli das seinerzeit so ausgekungelt haben. Heutzutage leben wir in einer Demokratie, der solche Sonderbehandlungen fremd sein sollten.
Schon der bayerische Papst hatte sich darüber beklagt, dass die Kirche in Deutschland zu reich sei. Sein argentinischer Nachfolger geht da radikal weiter: Geistliche müssen Armut vorleben! Da muss bei so manchem Kirchenfürst die Schamröte das Rot der Tracht verblassen lassen.
In der ganzen Welt geht es ohne Kirchensteuer, und schon gar nicht vom Staat eingetrieben. Aber das ist ja so bequem, es lebt sich doch so gut in einer satten und reichen Kirche. Aber nicht nur der papa emeritus hat seine deutsche Catholica gezielt ermahnt. Kritik kommt mittlerweile auch aus Italien: eine “reiche, bürokratisierte, politisierte, aber glaubensarme Kirche”, so der Vatikanist Sandro Magister.
Das ist die Wirklichkeit in Deutschland. Geld in Hülle und Fülle, sogar für einen 10-Mio-Palazzo seines Beraters in Rom. Das passt nicht zur Forderung des papa electus nach einer “armen Kirche und einer Kirche für die Armen”. Selbst in einem Ford Escort fahrend, verachtet er automobilen Prunk und Protz seiner Priester oder Nonnen. “So etwas geht nicht”, so Papst Franz kürzlich in Rom.
Während Papst Franz für seine Lebensweise und Aussagen weltweit Anerkennung, gar Jubel erntet, hat er den Kampf mit der Wirklichkeit gerade erst begonnen.
Widerstand und Murren in seiner direkten Umgebung und Teilen der Kurie und der konservativen Katholiken, Karrierepriestertum vor allem in den reichen Ländern der Catholica, Vatikanbank, Seilschaften aller Art und noch viel mehr. Endlich keine Samthandschuhe mehr, keine roten Pantöffelchen, kein pelzverbrämtes Brimborium. Beim Ausmisten ist noch viel zu tun.
Georg Korfmacher