Paper Mario: Color Splash

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Paper Mario: Color Splash

9Action-RPG

Kaum ein Nintendo-Titel der letzten Jahre spaltete die Geister so wie Paper Mario: Sticker Star auf dem 3DS. Fragt man die Fangemeinde, handelt es sich um einen Titel, der den klaren Verfall der Serie darstellt – da interessiert es manche wenig, wenn es sich tatsächlich um den Bestseller unter den Paper Mario-RPGs handelt. Die Unkenrufe waren demnach laut, als mit Paper Mario: Color Splash ein Sequel zu dem Spiel für die Wii U angekündigt wurde, ist doch der Release zusätzlich einer der letzten für Nintendos ausgedientes Sorgenkind. Eines muss gleich gesagt sein: Der Titel ist tatsächlich eine direkte Fortsetzung zur 3DS-Ausgabe. Zwar verwendet man diesmal nicht Sticker als Attacken sondern Spielkarten, doch das Prinzip ist das gleiche: Im Kampf werden Angriffe wie Items verbraucht und der Spieler muss konstant neue Karten einsammeln, um der Gegnerplage in den zahlreichen Levels irgendwie Herr zu werden.

Einen wirklich fordernden Schwierigkeitsgrad sucht man zwar vergebens, unterhaltsam sind die taktisch erstaunlich vielfältigen Kämpfe allemal. Paper Mario ist vermutlich das letzte Spiel, das noch einmal so richtig für die Wii U optimiert wurde, denn die Menüs werden ausschließlich mit dem Touchpad bedient. Die Kämpfe erfordern ein wenig mehr taktisches Feingefühl, da man mehrere Attacken miteinander kombinieren und sich so gut überlegen muss, wie man eine Gegnergruppe effizient ausschalten kann ohne dabei Karten zu verschwenden. So blättert man sich durch das Inventar auf der Suche nach den passenen Kartenkombis – das Ganze hat schon etwas Puzzle-artiges. Sind die Karten gewählt und optional mit Farbe bemalt – eine weitere Resource die verwaltet werden will – so geht es wieder zurück zum Fernsehbildschirm, wo die Attacken mit genauen Action-Eingaben ausgeführt werden.

Außerhalb der Kämpfe durchstreift Mario zahlreiche Umgebungen und bedient sich seiner neuen Fähigkeit: Mit Farbe lassen sich weiße Stellen in Levels anmalen und damit aktivieren. Das dient natürlich dazu einfache Puzzles zu lösen, aber primär erlaubt es den Zwang nach Perfektionismus zu befriedigen indem man alle derartigen Stellen findet. Während Story und Charaktere wie schon im vorherigen Teil strikt auf etablierte, eintönige Mario-Charaktere limitiert sind, sind die Entwickler trotzdem einen Schritt in Richtung der verärgerten Fans zugegangen: Die Levels sind einfallsreich und weit entfernt vom typischen Mario-Einheitsbrei. Diese Vielfalt wird stets mit einem Sinn für farbenfrohe Ästhetik unterstrichen, so haben sich die Entwickler merklich Mühe gegeben, die volle HD-Pracht der Wii U zu nutzen. Umgebungen wirken wie aus Pappe sowie Papier zusammengebaut und stehen dem eindrucksvollen Stoff-Stil von Yoshi’s Woolly World in nichts nach.

Optisch handelt es sich durch die detailreichen Texturen und einfallsreichen Papercraft-Umgebungen also um ein absolutes Highlight, doch all das wird vom Soundtrack sogar noch übertroffen. War der jazzige Soundtrack von Sticker Star schon ein Highlight, hat man diesmal keine Kosten und Mühen gespart um einen absolut genialen Soundtrack abzuliefern, der mit unzähligen Kompositionen nur so um sich wirft.

Auch der Umfang des Spiels ist diesmal wirklich eindrucksvoll: So ist Color Splash glatt doppelt so lange wie der Vorgänger Sticker Star. Die etwa 30 Levels, die der Spieler durchstreift, warten dabei mit einer kreativen Ideenvielfalt auf, die man zum Besten zählen darf, die es in der Paper Mario-Reihe je zu erleben gab. Zudem muss noch das überaus sympathische Skript eine Erwähnung finden, das mit wohl balancierten Scherzen trotz Fehlen einer sinnvollen Handlung immer wieder zu unterhalten weiß.

Paper Mario: Color Splash ist weit mehr als irgendein schnell zusammengeschusterter Wii U-Lückenfüller: Es gibt kaum einen Aspekt der nicht liebevoll und aufwändig gestaltet wurde und so reiht sich der Titel nahtlos in jede qualitativ hochwertige Wii U-Spielesammlung ein. Es handelt sich tatsächlich um ein letztes großes Hurrah für die etwas vernachlässigte Konsole, ein Spiel, das einfach durch und durch dazu erschaffen wurde um gute Laune zu verbreiten.

Plattform: Wii U (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 3, Release: 07.10.2016, Link zur Homepage


Autor

Florian Kraner

Aufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis. Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.


 
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