Auch Väter nehmen Elternzeit, zumindest möchten sie es gern tun und trauen sich aber oft nicht. Kein Wunder denn gern gesehen ist es bei Männern immer noch nicht. Ich habe es dennoch getan und bin damit auf der Beliebtheitsskala des Chefs in den Keller gerutscht.
Als damals unser wundervoller Sohn unterwegs war stand die Diskussion im Raum, welches Elternzeitmodell wir wohl wählen würden. Für uns war es klar, dass auch der Papa die Elternzeit in Anspruch nehmen wird. Nur wann? Und wie?
Bei der Frau war ja alles stillschweigend irgendwie schon beschlossen 0. – 12. Monat, ganz klassisch also. Und Papa? Elternteilzeit? Nur zwei Monate? 2 Monate splitten? 2 Monate zusammen? Naja, wir entschieden uns dann nach langem Überlegen für Partnermonate vom 11. – 12. Monat unseres Sohnes. Schon mit dieser Entscheidung war Stress beim Arbeitgeber vorprogrammiert, zumindest laut meinem Gefühl. Ich wollte aber unbedingt auch etwas Zeit mit meinem Sohn verbringen und nahm schlechte Stimmung am Arbeitsplatz in Kauf. So könnten wir nochmal gemeinsam Urlaub machen und uns auf die gemeinsame Zeit mit unserem Sohn freuen. Die nötigen Anträge auf Elterngeld waren schnell eingereicht und fix bewilligt. An dieser Baustelle mussten wir nun nicht mehr arbeiten.
Nun musste ich noch meinen Arbeitgeber von seinem Glück berichten. Ich muss dazu sagen, dass ich an einer Stelle arbeite, an der es direkten Einfluss auf das Betriebsergebnis der Firma hat, wenn ich der Arbeit für 2 Monate fern bleibe. Man muss sich nun vorstellen, wie glücklich der Arbeitgeber über die „frohe Kunde“ wäre. Da ich damals noch in Gehaltsverhandlungen stand, lies ich die Frage, ob Elternzeit oder nicht, einfach frei. Nun hatte ich doch irgendwie Angst um meinen Job. Ich googelte verzweifelt wie ein Weltmeister nach Meinungen von anderen Vätern und las mir sogar Gerichtsurteile bis ins kleinste Detail durch. Ja, oftmals werden auch Väter, die Ihre Elternzeit zu früh bekannt geben, einfach von den Arbeitgebern gekündigt oder ausgetauscht! „Werde ich jetzt gekündigt oder ausgetauscht?“ Dachte ich mir. Fix recherchiert fand ich eine Klausel, welche mir 7 Wochen vor Antritt der Elternzeit ein Sonderkündigungsrecht einräumt. Also erlaubte ich mir die Frechheit die Bekanntgabe meiner Elternzeit so lang wie möglich hinaus zu zögern um nun rechtlich ein wenig Rückendeckung zu genießen. Das genau errechnete Bekanntgabedatum fiel nun genau zwischen Weihnachten und Silvester. Super! Ich erstellte noch schnell ein Anschreiben an den Vorgesetzten, in dem ich mitteilte wann ich genau Elternzeit nehme. Dann kam der Tag an dem ich das persönliche Gespräch mit meinem Vorgesetzten suchte. Als Vorwort muss ich sagen, dass das Verhältnis zu meinem Vorgesetzten bis dahin echt super und mega kollegial war. Als ich da nun bei meinem Chef am Tisch saß, legte ich im das Anschreiben auf den Tisch mit der Bitte um Unterschrift. Zack, da war es erst einmal geschehen um die Freundlichkeit der letzten Jahre. Mein Chef sah nun plötzlich schwarz für seine Abteilung und war gar nicht mehr glücklich. Er meinte er könne über MEINE Elternzeit bestimmen. Er war der festen Überzeugung er könne den zeitlichen Rahmen meiner Elternzeit festlegen. Ich solle doch einfach 2 Monate später in Elternzeit gehen, erklärte er mir eindringlich. Ich erklärte ihm, dass er bei diesem Fall überhaupt keine Handhabe hat und er nur das Recht hat mein Anschreiben zu unterschreiben. Jetzt hing erst einmal der Firmensegen schief. Am Ende auch alles egal, weil die gemeinsame Zeit mit dem Sohnemann so nicht mehr möglich sein wird. Die Wogen glätteten sich aber wieder bis zum Eintritt in meine Elternzeit und ich begann diese mit einem guten Gefühl. Während der Elternzeit war alles Super! Wir reisten, wir unternahmen viel und kümmerten uns schlichtweg um unseren kleinen Racker! Eine super Zeit in der man auch als Mann einfach mal wieder runter kommt und Kraft für die nächste Zeit sammeln kann.
Kurz vor Ende der Elternzeit erkundigte ich mich über die Lage in der Firma. Keine großen Katastrophen, nur viele kleine Dinge die mit viel Einsatz wieder berichtigt werden wollten. Dann musste ich mit erschrecken feststellen, dass mein Innendienstjob gegen einen Außendienstjob getauscht wurde. Was war hier los? Was sollte das? Wohl eine kleine Rache von meinem Chef für die knappe Bekanntgabe der Elternzeit, dachte ich. Wird man etwa auf der Karriereleiter gleich eine Sprosse weiter nach unten gesetzt, weil man sich als liebender Vater outet? Nun kamen wieder die Zweifel. Sollte ich mich doch lieber gleich in einer anderen Firma bewerben? Der Sonderkündigungsschutz erlischt nämlich nach der Elternzeit. Ich entschied mich schlussendlich in meiner Firma zu bleiben. Am Ende musste ich mit viel Mühe die Kräfteverhältnisse wieder gerade biegen, damit alles wieder beim Alten war. Das Verhältnis zu meinem Chef verbesserte sich die nächsten Monate wieder deutlich. Alles war wieder gut! Mir kam diese ganze Elternzeitgeschichte wie eine riesige Gratwanderung vor.
Fazit:
Elternzeit für Väter ist aus familiärer Sicht eine absolut tolle Sache. Der Staat sichert das Einkommen und man hat echt mal Zeit für die Familie und gewinnt eine kleine Auszeit. Viele Väter scheuen aber heutzutage noch die Elternzeit, weil sie Angst um Ihren Job haben müssen. Und das teilweise echt gerechtfertigt. Viele Unternehmen präsentieren sich in ihrer Außenwirkung als familienfreundlicher Betrieb aber wie tatsächlich gehandelt wird weicht davon oft deutlich ab. Viele meiner Freunde hatten ähnliche Erfahrungen wie ich. Andere hingegen berichteten absolut fair behandelt worden zu sein und hatten null Probleme. Es kommt halt immer auf den Arbeitgeber an und wie dieser aufgestellt ist und schlussendlich reagiert.
Liebe Väter! Scheut euch nicht vor der Elternzeit. Es lohnt sich!
Wie waren eure Erfahrungen? Schreibt uns doch einfach.