Panik: Schwules Aids in Blutspenden

Der EU-Gerichtshof hat ein Urteil zum weiterhin praktizierten Ausschluss diverser sogenannter Risikogruppen von Blutspenden gesprochen, dass diese Regelung im großen und ganzen gutheißt, sofern, und das ist neu, Alternativen ausgeschlossen werden könnten. Zwei Dinge sind daran bemerkenswert, wenn auch nicht überraschend.

Erstens: Die nicht enden wollende Reihe von Kommentatoren, die eine der letzten Bastionen von Schwulendiskriminierung wanken sehen und deswegen keine noch so bizarre Erklärung auslassen, um diese zu verteidigen. Zum Beispiel: 75 Prozent aller Neufinfektionen sind immer noch Schwule. Machen wir uns nichts vor: WIR WERDEN ALLE STERBEN, wenn die weiter Blut spenden. Man könnte natürlich generell testen, ob das Blut infiziert ist, aber das wäre zu teuer (und so sicher wollen wir dann auch nicht sein). Dass man so eine Praxis verteidigt, bei der, selbst wenn die Zahlen stimmen, 25 Prozent aller Infektionen unter dem Radar durchlaufen: geschenkt.
Dass, auch nicht uninteressant, so ziemlich alle Neuinfektionen von Blutspenden in den 80ern vor allem zustande kamen, weil die entsprechenden Präparate nicht dem Verfahren der Hintzeinaktivierung von Viren unterzogen wurden, geschenkt. Dass diese Präparate nur im Umlauf waren, weil auch damals schon die Pharmakonzerne den Hals nicht vollkriegen konnten ( und das Verfahren selbst ist seit 1978 in Anwendung, deutlich vor den ersten Fällen von Aids), geschenkt. Dass das Risiko einer Neuinfektion über Blutspenden in Deutschland es mit der Wahrscheinlichkeit eines Sechsers im Lotto aufnahmen konnte und mehr denn je kann: Geschenkt.

Zweitens: Kein einziger der 500 Artikel zu diesem Thema hat die eigentlich interessante Aufforderung des Gerichtshofs, Alternativen zu untersuchen, in die Überschrift zu den entsprechenden Artikeln untergebracht. Journalismus, soviel können wir mal sagen, braucht sich jedenfalls keine ansteckenden Krankheiten mehr zuzuziehen, das, was ihn umbringt, haben längst alle.

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