Konzentrierte sich die Erwartungshaltung der Fans in Bezug auf Episode VII in den letzten Wochen primär darauf, wann denn nun endlich bekanntgegeben wird, dass Ford, Hamill und Fisher im nächsten SW Film dabei sein werden und ob es am 30. Oktober den ersten Teaser dazu geben wird, so ließ Disney/Lucasfilm am vergangenen Freitag die Bombe auf uns fallen, dass Lawrence Kasdan und J.J. Abrams die Aufgabe des Drehbuchschreibens übernommen hätten.
Und seitdem schwanken die Meinungen in den diversen Foren zwischen, das ist das Beste was der Sequel Trilogie passieren konnte und jetzt kann man Star Wars endgültig vergessen!
Zunächst ist es nicht ungewöhnlich, dass das Drehbuch eines Films, nachdem dieses “formal” fertiggestellt ist und der Autor seine Arbeit erledigt (und seine Gage kassiert) hat noch abgeändert wird. Teilweise stellt man erst beim Drehen selbst fest, dass eine bestimmte Szene nicht so umgesetzt werden kann oder soll wie im Skript beschrieben (man denke nur an “I love you.”, “I know.”), teilweise wird noch an einzelnen Dialogen gefeilt, oder neue Zwischensequenzen ergänzt, um den “Flow” des Filmes zu verbessern.
Das ist aber nichts, wofür es sich lohnen würde eine Presseaussendung zu machen. Wenn Kasdan und Abrams also jetzt als Drehbuch Schreiber genannt werden, so geht es dabei um mehr als nur kleine Korrekturen und editorielle Änderungen, dann schreiben sie das was Michael Arndt bisher abgeliefert hat mehr oder weniger um bzw. neu.
Ist das jetzt schlecht? Nun, zunächst einmal bedeutet dies wohl zimelich sicher eine Zeitverzögerung für alle nachfolgenden Aktivitäten. War zunächst davon die Rede, dass Anfang Jänner mit den Dreharbeiten begonnen werden soll, so rutschte dieser Termin später auf Ende Jänner und nun ist von “Frühling 2014″ die Rede und der dauert immerhin von Ende März bis Ende Juni. Und bei einem Film von der Dimension von Star Wars, ist es wohl nur sehr schwer möglich, eine solche Verzögerung wieder aufzuholen und das macht wiederum einen Kinostart von Episode VII im Mai oder wenigstens im Sommer 2015 aus meiner Sicht gänzlich unrealistisch. Vielleicht kurz vor Weihnachten, aber auch darauf würde ich nicht mehr wetten.
Wäre denn eine solche Verschiebung schlecht? So sehr ich mir aus traditionellen Gründen den nächsten SW Film im Ende Mai des übernächsten Jahres wünschen würde (oder gewünscht hätte), so ist es mir doch ungleich lieber, ich sehe einen Film, der tatsächlich fertig ist und nicht einen, den man im März 2015 als fertig erklärt hat, nur um ihn ein paar Wochen später in die Kinos bringen zu können. Immerhin warten wir dann schon ein Jahrzehnt auf einen SW Film, da kommt es auf ein paar Monate mehr wohl auch nicht mehr an. Und ja, ich würde davon ausgehen, dass sich damit die nachfolgenden 4 Filme wohl auch verzögern werden und sei es nur aus marketingtechnischen Gründen.
Doch war bedeutete dies nun für die Story des Films? In der Pressemeldung von Lucasfilm ist auch von einem “terrific job” die Rede, den Arndt abgeliefert hat. Klingt nicht schlecht, oder? Auf der anderen Seite, was sollten sie auch schreiben? “Der Trottel hat nun seit fast einem Jahr an dem Skript gearbeitet und alles was er abgeliefert hat war kompletter Schrott!”?
Hier verlassen wir nun die Fakten und tauchen in das Reich der Gerüchte ein. Denn bald nach der Bekanntgabe dieser Meldung, tauchte die Vermutung auf, dass Abrams’ im Frühjahr angedrohter Ausstieg aus der Produktion weniger damit zu tun hat, dass er mit Frau und Kinder im kommenden Jahr das geliebte Los Angeles verlassen und in das scheinbar deutlich weniger geliebte London umziehen muss, als mit der Tatsache, dass er mit Arndts’ Drehbuch mehr als unzufrieden war. Angeblich sei Arndt auch bereits im Juli gefeuert worden und die Aufgabe, die Kasdan und Abrams nun übernommen haben sei kein Um- sondern ein komplettes Neuschreiben des Drehbuchs und vom ursprüngliche Skript und den darin vorkommenden Personen bleibe kaum etwas übrig.
Ist das denn nun schlecht? Nun, zum einen werden sich die älteren SW Fans daran erinnern, dass so etwas schon einmal vorgekommen ist und zwar 1978. Damals bat George Lucas Leigh Brackett das Drehbuch zum zweiten Star Wars Film zu schreiben, was die Dame auch tat (und kurz darauf verstorben ist). Lucas war von dem Ergebnis (dem Skript nicht dem Tod) so angetan, dass er es irgendwann aufgab, jene Stellen, die ihm nicht gefielen umzuschreiben, sondern nur noch ganze Seiten durchstrich und “No” (nein, nicht “Noooooo”) darüberzuschreiben. Daraufhin entwickelte Lucas, gemeinsam mit einem gewissen Lawrence Kasdan das Drehbuch mehr oder weniger neu und wir wissen ja, was daraus entstanden ist.
Zum anderen muss erwähnt werden, dass Michael Arndt seinen Lebensunterhalt damit verdient, dass er Drehbücher schreibt und immerhin dürfte er dies gut genug machen, um dafür einen Oscar bekommen zu haben. Doch sein Ausscheiden/Hinauswurf dürfte mit Sicherheit auch nicht daran liegen, dass die Arbeit, die er abgeliefert hat stilistisch oder handwerklich schlecht ist, sondern dass sie nicht dem entspricht, was sich Abrams, Kathleen Kennedy und vielleicht auch George Lucas erwartet haben.
Und das ist für mich auch das große Fragezeichen an der Sache! Hat man Arndt vor die Tür gesetzt, weil er sich nicht an die Vorgaben von GL gehalten oder, oder obwohl er dies getan hat und in wie weit liegt es nun im Auftrag der beiden neuen Schreiber, diese Vorgaben umzusetzen. Wobei wir auch ehrlich zugeben müssen, dass wir keine Ahnung haben, woraus diese “Vorgaben” bestehen oder bestanden haben.
Als der Disney/Lucasfilm Deal vor rund einem Jahr bekannt gegeben wurde, sagte Lucas auch, dass es Story-Treatments geben würde, die als Basis für die neuen Filme fungierten. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass dies Aufzeichnungen seien, die Lucas vor vielen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten angefertigt hatte, doch vor Kurzem erklärte Jett Lucas (Georges’ Sohn), dass diese Entwürfe erst im Zuge des Verkaufsprozesses entstanden sein, wobei das eine das andere nicht zwingend ausschließen muss, wenn Lucas seine alten Aufzeichnungen überarbeitet und ergänzt hätte.
Damit geht auch die Frage einher, wie umfangreich diese Treatments denn eigentlich sind und wieviel Freiheit Michael Arndt noch bei der Erstellung der Drehbücher hatte. War dies nicht viel und lieferte er letztlich das ab, was man aufgrund der “Vorgaben” erwarten konnte, dann ist sein Hinauswurf deutlich beunruhigender, als hätte er einfach ins blaue geschrieben (bzw. schreiben können) und hat halt nicht den Ton erwischt, den man sich erwartet hat.
Vermutlich werden wir es nie erfahren, denn ich bezweifle, das Arndt’s Version von Episode VII jemals an die Öffentlichkeit kommen wird. So wie Lucasfilm formal kein schlechtes Wort über ihn hat fallen lassen, so wird sich wohl auch er selbst hüten, über seinen ehemaligen Arbeitgeber herzuziehen und (spätestens) nach dem Kinostart von Ep. VII ein Skript zu veröffentlichen und zu sagen: sehr her, ich hätte etwas viel Besseres abgeliefert, als den Mist, den es nun auf der Leinwand zu sehen gibt.
Also, Grund zur Panik oder nicht? Ein solches Ereignis wirft sicher kein gutes Bild auf die Produktion eines Filmes, die auch sonst schon schwer genug wäre, aber verloren ist der Film damit sicher nicht. Kasdan weis zweifellos wie man Star Wars schreibt und bei Abrams hoffe ich, dass er sich der Verantwortung gegenüber den Fans bewusst ist und zur Sicherheit bei George Lucas nachfragt, bevor er eine Szene in den Film schreibt, in der sich eine Gruppe Jedi in der Atmosphäre aus einem Raumschiff stürzen, während des Absturzes mit einer Gruppe Sith kämpft und schließlich unbeschadet und von der Macht sanft abgebremst am Boden aufkommt.