El Tro ist ein Kombitalent aus Strandbar am Tag, Pizzeria am Abend und Disco zur Nacht, vor allem aber ein beschaulicher Ort mit direktem Blick auf die Wellen. Beschaulich zumindest in der Vorsaison, dann sind die meisten Sessel, die dem Ufer zugewandt unterhalb der südlichen Strandpromenade von Alghero stehen, noch leer.
Das Meer spritzt weiße Fontänen und lässt sich im Rundpanorama des zugehörigen Gebäudes beim Spiel im Wind beobachten. Es geht noch ein anständiges Lüftchen im April, die Tischdecken draußen flattern heftig und müssen vielfach geklammert gebändigt werden. Der einheimische Service schüttelt innerlich mit Sicherheit den Kopf über diese wenigen Deutschen, Engländer(innen) und Niederländer(innen), die meinen, bei einer solch unentschiedenen Witterung Spaghetti und Meeresfrüchte im Freien genießen zu müssen. Und wir müssen, natürlich! Mehrfach in unserer Alghero-Woche sitzen wir hier, mal mit Buch und Café oder Bier, mal zum verspäteten Mittagessen und anschließend scheucht einen niemand weg, es gibt Platz, Ruhe und Entspannung.
Das Essen ist keine außergewöhnliche Sensation, für Alghero-Verhältnisse aber angenehm günstig und die Lage fast unbezahlbar. Als erstes wird, wie überall in Alghero und wahrscheinlich auf ganz Sardinien, in einem Korb das typisch sardische Brot gereicht: Pane carasa(t)u. Es handelt sich um ein knuspriges, ganz dünnes Fladenbrot, von dem Michela Murgia zu berichten weiß, dass es keineswegs immer eine Nascherei mit Spezialitätenruhm war. Ehemals eine Erfindung aus Not und Armut – das einzige Brot, das man den Fischern mitgeben konnte, da es sich lange hielt – gehört es heute in unterschiedlichen Varianten und mit verschiedenen anderen Kleinigkeiten aus Teig zusammen auf jeden Restauranttisch. Selbst im Supermarkt ist pane carasatu nicht sonderlich billig und damit relativiert sich auch das ewige deutsche Gejammer über das “coperto”, den automatischen Zuschlag von 1,50 bis 2 € , den die allermeisten Lokale für Gedeck und Brotkorb berechnen.
Das fragile Knusperbrot ist unser kulinarisches Souvenir aus Alghero. Es muss eine Verpackung gefunden werden, die den halbwegs unzerstörten Transport garantiert. Und die liegt samt ihres Inhalts schnell in der heimischen Küche und harrt einer geeigneten Verwendung.
Das kostbare Gut einfach so weg zu knabbern, scheint zu schnöde. Und so wandele ich ein Bruschetta-Rezept ab, dünste Frühlingszwiebeln und Knoblauch mit Stücken vom grünen Spargel in der Pfanne, während der Ofen vorheizt. Aufs Brot kommt eine ordentliche Portion Olivenöl, dann der Inhalt der Pfanne plus noch rohe Cocktailtomaten. Das Arrangement bleibt ein paar Minuten im Ofen, solange bis das Brot eine goldbraune Farbe annimmt. Auf dem Tisch steht ein Schüsselchen mit geraspeltem, ebenfalls importiertem, sehr gutem Pecorino, mit dem wir das Gericht bestreuen. Und dann: mhm… Die sardisch-marokkanische Variante wird mit Merguez ergänzt. Die Lammwürstchen haben schon soviel Fett in sich, dass das Olivenöl etwas sparsamer eingesetzt werden kann.
El Tro, Ristorante, Bar, Pub, Disco, Via Lungomare Valencia 3, Alghero
Lesetipp für Sardinien:
Michela Murgia: Elf Wege über eine Insel. Sardische Notizen. Verlag Klaus Wagenbach. 15,90 €.