Palmhof

Von Andre

Bohnen:

  • Barista Espresso, Arabica-Hochlandmischung aus Kenya, Guatemala, Sumatra, Sulawesi, Plantation (Indien), und Java. Dunkel geröstet.
  • Wiener, Kaffeemischung aus Arabicabohnen (Zentral-, und Südamerika) und Robustabohnen (Java). Mittel geröstet.
  • Wechselnder Single-Origin verschiedener Röster

Röster: Rast Kaffee AG, Ebikon / u. Andere

Maschine: Rancilio (Siebträger)

Wo: Universitätstrasse 23, Zürich

Bericht:

Ohne Empfehlung wäre ich wohl kaum auf die Idee gekommen, im Restaurant Palmhof im Universitätsquartier nach gutem Kaffee zu suchen. Doch sobald die unauffällige Fassade überwunden ist, wird schnell klar, dass der Palmhof mehr als ein „ganz normales“ Restaurant ist: Das Team ist auffallend jung und erfrischend individuell gekleidet. Als bei der Bestellung überhaupt nicht nach den Getränken gefragt wird, fällt mir erst die grosse Flasche Wasser auf jedem Tisch auf. Das sogenannte „Hahnenburger“ gibt es zwar an vielen Orten kostenlos, aber so kundenfreundlich doch eher selten. Somit stellt sich auch die Frage nach dem Glas Wasser zum Espresso nicht mehr, denn für jene die es mögen, steht es bereits da – oder zwei, oder drei. Da ich ja vom Kaffee berichten will, gehe ich auch gleich zum Abräumen der leeren Teller über, zu jenem Zeitpunkt also, in welchem die lang ersehnte Frage nach einem Espresso gestellt wird. Leider ist dies sogleich auch der Moment für eine erste Kritik. Da ich ja nicht rein zufällig im Palmhof war, wusste ich natürlich bereits, dass dort standardmässig Rast Kaffee durch zwei der drei Mühlen läuft und zudem ein wechselnder Single-Origin im Angebot sein soll. Letzterer interessierte mich besonders, da zurzeit gerade die Kleinrösterei Kafischmitte aus dem Emmental mit einer wahren Fruchtbombe aus Äthiopien Premiere im Zürcher Gastgewerbe feiert. All diese Informationen stammen jedoch nicht etwa von der Palmhof Webseite und auch nicht von der Speisekarte. Auch der Kellner machte uns nicht auf diese erwähnenswerte Auswahl aufmerksam, weshalb ich nachfragen muss, um zu erhalten was ich möchte. Wie in Restaurants eher üblich, ist es schwierig dem Barista über die Schulter zu schauen, aber der Griff zum Handtamper und das leichte „knocken“ entgehen dem aufmerksamen Gast trotzdem nicht. Zudem ist lobend hervorzuheben, dass keine der drei direktmahlenden Mühlen üppig aufgefüllt war, jene für den Single-Origin ist sogar leer. Letzteres ist zwar positiv für die Frische, aber zugleich auch sinnbildlich für den Umsatz dieser schlecht beworbenen Spezialität. Ebenfalls erfreut bin ich über die angemessen kleinen Espressotassen, die wohl in direktem Zusammenhang mit der Tatsache stehen, dass es hier keine 40-50ml Espressi gibt, sondern eine optisch durchs Band geglückte Extraktion um die 25-30ml. Kurz gesagt gibt es im Palmhof den vermutlich besten Espresso in der unmittelbaren Nachbarschaft der Universität/ETH. Da man für einen guten Kaffee nach dem Essen oft ein separates Lokal aufsuchen muss, punktet der Palmhof als eigentliches Speiselokal in dieser Hinsicht gleich doppelt. Gleichzeitig sind das Fehlen einer Bar und die eingeschränkten Öffnungszeiten aber auch mehr als nur ein kleiner Wehmutstropfen, denn einfach kurz auf einen guten Kaffee vorbei zu gehen, gestaltet sich als eher schwierig. Wenn das für ein Restaurant ungewohnt vielfältige Kaffeesortiment jetzt noch entsprechend beworben werden würde, kämen auch unvorbereitete Gäste in dessen Genuss. Trotz der falschen Bescheidenheit gibt es 5 Zürich-Bohnen von mir.