Palets de Dames

Von Dieerdbeere
Posted by Anina on Oct 31, 2013 in Geschichten und Reisen, Giveaways, Süsse Bäckereien

Ich habe seit ungefähr zwei Wochen allabendlich, vor dem Einschlafen, ein besonderes Vergnügen!

Ich, der ich nicht einmal einen Fernseher besitze, verfolge mit unglaublichem Genuss und grösstem Interesse eine Sendung( die ein lieber Mensch für mich fleissig aufnimmt).
Und das liegend, im Bett, wie ein Fürst! Neben mir immer ein paar Kekse, als thematische Begleitung!

Ich fiebere auf diesen Genuss hin, so wie damals, als wir unseren Vater so lange bearbeitet hatten, das er uns den ersten Fernseher der Familie kaufte, und ich endlich ‘Calimero‘ verfolgen konnte! Wie lange das schon her ist…

Also, dieses mein neues Abendvergnügen ist die Sendung ‘La Meilleure Boulangerie de France’ und läuft im französischen Fernsehen.

Es treten die besten Bäcker Frankreichs an, um den allerbesten unter ihnen zu küren. In allen Regionen des Landes werden jeweils drei Bäckereien ausgesucht (die Kunden mussten ‘ihren’ Favoriten nominieren) und zeigen dem  gespannten Publikum, was sie für wundervolle Produkte haben.

Als ich in Paris gelebt habe, kam ich aus dem Staunen nicht heraus, was man für tolle Kreationen in den Bäckereien entdecken konnte! Ich habe mich daran nie sattsehen und -essen können!

Unglaublich, mit wieviel Stolz, Kreativität und Liebe zu den besten und regionalen Zutaten fast alle französischen Bäcker ihren Beruf ausüben! Denn ‘le pain’ und alles, was drumherum ist, ist nach wie vor sakrosankt.

Die allermeisten Franzosen würde ihre Baguette niemals im Supermarkt kaufen. So gibt es in Frankreich auch nicht dieses massive Bäcker-Sterben, wie man es seit Jahren in Wien beobachten kann.

Wie schön, dass die Glotze-Verblödungs-Maschinerie endlich den Big Brother-Boom abzulegen scheint und motivierte, in ihrem Fach meisterhafte Leute in den Mittelpunkt rückt!

Zuerst stellen die Kandidaten ihren Bäckerladen vor, ihr Mitarbeiter-Team und ihr Sortiment. Die Jury (das sind Gontran, der Juniorchef einer bekannten Bäcker-Dynastie mit Geschäften in Paris, Tokio und Singapour und Bruno, ein ‘Meilleur Ouvrier’ de France, eine ganz besondere Auszeichnung) begutachtet die Köstlichkeiten, es wird die Spezialität des Hauses gekostet und alles fachmännisch kommentiert.

Am Ende jeder Sendung wird dann der Kandidat gekürt, der in die nächste Runde kommt. Alle drei Konkurrenten fabrizieren gleichzeitig eine Auswahl an süssen und salzigen Petits-Fours  und einen Klassiker der französischen Back-Tradition.

Als das unlängst ‘Palets de Dames’ waren, konnte nichts mich mehr halten. Ich habe sie in grauen Urzeiten einmal gemacht, aber dann nie wieder. So hatte ich kein Rezept bei der Hand.

Mein erster Versuch gelang, ich muss es zugeben, nicht so gut. Viel zu viel Ei, die Textur flüssig wie ein Palatschinkenteig.

Beim zweiten Versuch gedachte ich meines Dobostorten -Rezepts, deren Böden genau die Beschaffenheit haben, wie ich sie für meine Palets brauchte!

Gesagt, getan. Sie wurden wirklich gut!

Die Zutaten:

  • 125 gr weiche Butter
  • 100 gr feiner Zucker, aber nicht Staubzucker!
  • 100 gr Mehl
  • 100 gr Rosinen
  • 2 Eier
  • 2 Päckchen Vanillezucker + 1 Vanilleschote

Zubereitung:

Den Ofen auf 200°C vorheizen.

2 Bleche mit Backpapier auslegen.

Die Butter mit dem Zucker ganz hell und cremig schlagen. Vanilleschote auskratzen, den Inhalt und den Vanillezucker beifügen.

Dann ein Ei nach dem anderen dazu mixen, ca. 5 Minuten lang.

Am Ende das Mehl einrühren, nur kurz mixen, bis der Teig glatt ist.

Eine glatte Lochtülle mit der Masse füllen und ca. 2 cm breite Tupfen auf das Backpapier spritzen.

Abstand halten, den der Teig zerläuft und es werden kleine, flache Kekse daraus.

Jeden Tupf mit drei Rosinen belegen.

Im Ofen backen, bis die Kekse schöne dunkle Ränder haben.

TIPP: Ich habe beim ersten Blech getrocknete, beim zweiten Blech in Rum eingelegte Rosinen verwendet. Geschmacklich hat natürlich die Rum -Version noch einen Hauch mehr Charme, ist aber nicht die klassische Variante!

Auch sollte man unbedingt die Vanillestange verwenden, sie gibt den Keksen ihr besonders feines Aroma.

Ach ja, ich wollte noch erzählen, dass diese Kekse nach den Damen heissen, die im 18. Jahrhundert mit grosser Leidenschaft das ‘Jeu au Palet‘ spielten.

Ein in der Nähe des Palais Royal ansässiger Bäcker liess sich dadurch inspirieren und ahmte die Form der Palets nach, die den Pucks beim Eishockey ähneln.

Zu meiner grossen Überraschung gibt es das Palet- Spiel noch heute in Frankreich, es existieren unzählige Vereine und man spielt mit verschiedenen Pucks (Metall, Gusseisen, Holz-Metall).

Ja, man lernt nie aus…

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