Dienstag ist Pädagogik-Tag auf “Perfektwir”. Ich schreibe über ein Thema aus den Bereichen Bildung und Erziehung, oder ich weise auf spannende Texte und Zitate hin.
Dass es in den letzten Tagen ruhig war auf Perfektwir, heisst nicht, dass bei uns nichts läuft. Es lief schon, einfach ausserhalb von WLAN und Computer.
Wir waren campen. Das erste Mal in diesem Jahr haben wir die “Red Pearl” (von den Kindern lieber Tomate oder Erdbeere genannt) beladen und uns auf den Weg gemacht. Nach Sempach, auf den TCS Camping,
- wo die perfekte Tochter vor einem Jahr die schönsten Ferien ihres Lebens verbrachte (die kurz darauf von der Reise durch Südengland bereits wieder getoppt wurden)
- wo es den schönsten Sonnenuntergang der Schweiz zu bewundern und zu fotografieren gibt
- wo es einen Sandstrand und Wellen hat, die prompt ein Miniatur-Südengland-Feeling auslösen
- wo keine Hose der perfekten Kinder sauber und trocken bleibt
- wo die perfekte Mutter auf einem Bänkli sitzend lesend oder vor sich hin träumend alles um sich herum vergisst (bis sie realisiert, wie die Hosen ihrer Kinder SCHON WIEDER aussehen)
- wo Väter und Kinder bereits im Mai im See baden können, während die Mütter auf dem Bänkli sitzen
- wo gleich nebenan die Vogelwarte Sempach ist, in der man es bei Regen und Kälte warm, trocken und spannend hat
- wo die Kinder friedlich und selbstständig mit bekannten und unbekannten Kindern spielen
- wo man einen Tag nach der Abreise anrufen und nach den vergessenen Sandalen fragen kann, welche daraufhin von der Receptionistin gesucht und einem hinterher geschickt werden
- wo es bei sonnigem und warmem Wetter perfekt ist und bei Kälte und Nässe so, wie es bei Kälte und Nässe auf Campingplätzen halt ist
Wir haben Energie getankt. Das Zusammensein und die gemeinsamen Erlebnisse haben uns gut getan. Der Camping-Rhythmus und das Camping-Lebensgefühl, das uns allen so sehr entspricht, haben uns geerdet (übrigens: auch geerdete Familienmitglieder können ausflippen, wenn sie hungrig und müde sind – unsere Nachbarn wissen das spätestens seit vorgestern Abend – aber das Landen fällt ihnen leichter). Wir sind gestern gut und gelassen in den Alltag gestartet.
Und wo bleibt jetzt die Pädagogik?!
- Ich bin eine bessere Erzieherin, wenn es mir gut geht
- Die Kinder geben weniger Anlass zum “Erzogenwerdenmüssen”, wenn es ihnen gut geht.
- Ich sehe weniger Erziehungsbedarf, wenn es mir gut geht.
- Erziehen durch Vorleben ist wirkungsvoll, und ich lebe meinen Kindern gern vor, das Leben zu geniessen und auf das eigene Wohlergehen zu achten.
- Ganz abgesehen von Naturerfahrung, Verantwortung übernehmen im “Haushalt”, Sozialisation im Freien, Üben der Selbstständigkeit,… :-)
Ich freue mich und schätze es, dass wir mit dem Leben auf der “Red Pearl” eine Ressource haben, die uns als Familie gut tut.
Es muss nicht campen sein. Es kann irgendwas sein. Wenn nichts für alle passt, geniesst jedes Familienmitglied das, was genau ihm gut tut. Etwas Gemeinsames zu suchen und zu finden, ist aber schon sehr wertvoll.
Ich plädiere heute dafür, dass wir auf uns achten. Tun, was uns gut tut. Damit die Pädagogik aus Schule und Familie nicht zuviel Raum einnimmt in unseren Familien.