Pädagogischer Dienstag: Die Geschlechterfalle

Von Perfektwir

Dienstag ist Pädagogik-Tag auf “Perfektwir”. Ich schreibe über ein Thema aus den Bereichen Bildung und Erziehung oder weise auf spannende Texte und Zitate hin.

Um die eigene Intelligenz zu bemerken, braucht es ein Feedback. (…)

Ein Junge bekommt dieses Feedback gewöhnlich vom ersten Atemzug an. Er hört, wie grossartig er ist. Man bestaunt sein Wissen, bewundert seine Ideen und sorgt sich um  seine Unangepasstheit.

Bei Mädchen ist das nicht unbedingt der Fall. Was sie gut machen, wird für selbstverständlich genommen und bleibt ungelobt. Wenn sie keine genialen Ideen äussern, fallen sie nicht auf. Haben sie geniale Ideen, gelten sie als überspannt und abgehoben.

Aus “Kluge Mädchen” von Katharina Fietze, S. 249f*

Autsch!

So ist es doch. Ich sorge mich um meinen unangepassten Jungen und bewundere seine Intelligenz, während ich selbstverständlich annehme, dass mein angepasstes Mädchen in der Schule Topleistungen erbringt.

Einigermassen entsetzt stelle ich fest:

Ich bin tatsächlich in die Geschlechterfalle getappt vom ‘intelligenten Jungen’ und dem ‘fleissigen Mädchen’!!!?

Damit ist jetzt Schluss! 

Schluss mit:

“Ja, sie ist eine gute Schülerin, sie passt halt auch perfekt ins ‘Schublädli’!”

“Sie rechnet schnell – und stell dir vor: Er löst ihre Aufgaben auch schon mit.”

“Das hast du gut gemacht, bravo. Schade, dass dir hier noch ein Fehler passiert ist.”

Schluss mit Relativieren, Schluss mit Vergleichen, Schluss mit Abwiegeln.

Meine Tochter ist intelligent, klug und zielstrebig. Sie darf dabei angepasst sein. Sie darf auch unangepasst sein. Sie darf geniale Ideen haben. Sie darf tausend Fragen stellen. Sie darf ihr Potential ausleben. Sie darf es sich gemütlich machen.

Was immer sie mit ihrer Intelligenz macht: Ich nehme keine gute Leistung mehr als selbstverständlich hin!

Flieg hoch, mein Mädchen, flieg weit! Meine Erlaubnis hast du.

*Fietze, Katharina – “Kluge Mädchen – Frauen entdecken ihre Hochbegabung”, Orlanda Verlag 2. Auflage 2013