© Warner Bros. Pictures Germany
Für Jungs und Junggebliebene werden Roboter und Monster wohl immer eine gewisse Faszination behalten. Sei es das Ur-Ungetüm Godzilla, dass durch Tokyo stampfend ganze Hochhäuser vernichtet – ein Mecha-Godzilla gab es auch einmal – oder gar die bunt-poppigen 90er Jahre mit ihren Power Rangers, die in ihrem Megazord-Kampfroboter gegen die gigantischen Monsterkreaturen einer Hexe kämpfen mussten. Schon damals hatte man den hiermit zusammenhängenden Spaßfaktor erkannt. Die Story war immer dieselbe, aber im Mittelpunkt stand dieser Kampf der Giganten: Roboter gegen Monster, überdimensional groß, das sorgt für eine zerstörerische Unterhaltung. Als Ahnen von Godzilla steigen nun auch Guillermo Del Toros Kaiju aus den Tiefen des Meeres empor, trampeln in „Pacific Rim“ über die von Menschen bevölkerten Großstädte der Zukunft. Die kostengünstigen Produktionen von einst werden nun also mit genügend Budget unterfüttert, um gegen andere Filmmonster den Kampf aufnehmen zu können.
Das Prinzip bleibt gleich: Monster, hier – in Anlehnung an Wesen wie die Riesenechse Godzilla oder die Gigantenschildkröte Gamera – Kaiju genannt, tauchen auf, beginnen einen Krieg und Millionen von Menschen fallen diesem überraschenden Überfall zum Opfer. Zur Abwehr werden gewaltige Roboter konstruiert, die als Jaeger bezeichnet werden. Diese müssen immer von zwei Piloten gleichzeitig gelenkt werden, deren Gehirne über eine Neuronenverbindung aneinander gekoppelt sind. Doch selbst die Jaeger können nur schwerlich etwas gegen die Kaiju ausrichten, denn schon bald haben sie es mit mehr als nur einem Kaiju zu tun.
Spektakel, Bombast, Mainstream, Blockbuster – all das könnte man „Pacific Rim“ vorwerfen und würde damit recht behalten. Aber im Gegensatz zu anderen Produktionen, bei denen der finanzielle Erfolg immer mitschwingt, dieser Gedanke auch deutlich spürbar auf der Leinwand zu sehen ist, versucht der in Mexico geborene Del Toro einmal mehr, ein Konstrukt seiner eigenen Fantasiewelt zu erschaffen. Der Weltenbauer von „Pan’s Labyrinth“ bis zu „Hellboy“, der vor Peter Jackson sogar mit dem Hobbit Mittelerde bereisen sollte, gestaltet seine Zukunftsvision weitaus interessanter, tiefgründiger und facettenreicher als manch anderes Popcorn-Vehikel dieses Sommers es getan hat.
Das verleiht dem Film zumindest ein Gefühl von liebevollem Weltenbau. Hieraus zieht „Pacific Rim“ seinen größten Schauwert. Die verregneten Straßen Tokyos, in denen Darsteller Charlie Day als von den Kaiju besessener Wissenschaftler Dr. Newton Geiszler herum irrt, auf der Suche nach einem funktionstüchtigen Gehirn eines solchen Monsters, mit dem er selbst eine neurale Verbindung eingehen möchte, erinnern mit ihren Leuchtreklamen an den Genreklassiker „Blade Runner“, verziert mit Kaiju-Körperteilen an jeder Straßenecke dieser dystopisch anmutenden Großstadtkulisse. Hier würde man gerne viel länger verweilen, diese Zukunft erleben, diese neu formierte Gesellschaft beobachten, die unter der steten Angst der Kaiju-Angriffe zu leiden hat.
Doch leider ist hier nun einmal nicht der Fokus gesetzt worden. So sehr sich der Film auch für seine Figuren interessiert – ihnen allein hätte man eine spannende Geschichte abgewinnen können – so schnell werden sie auch fallen gelassen. Dann findet man plötzlich keinen Zugang mehr zu Del Toros Märchen, der Geschichtenerzähler übergibt den Jaegern und den Kaiju die ganze Kontrolle, belanglose megalomane Roboter und Monster, die keinerlei Sympathie oder Antipathie hervor rufen, vor lauter Belanglosigkeit pure Langeweile produzieren. Es folgt die Materialschlacht. Ein Monster gegen einen Roboter wird hochsummiert, um hierdurch die Dramatik zu steigern. Dabei sehnt man sich immer an die gelungene erste Hälfte des Films zurück, muss sich dann aber eben doch damit abfinden, dass das schlicht nicht der Sinn von „Pacific Rim“ sein sollte.
Das wirkt dann arg kalkuliert. Die Kaiju aus der Pazifikspalte erhalten binnen weniger Sekunden eigenschaftsbezogene Namen als handele es sich um eine neue Generation von Pokemon, ebenso wie die Jaeger-Maschinen mit ihren Rockstars im Inneren an jene vermarktungswürdige Power Rangers erinnern. Alles deutet darauf hin, dass hier eine wohl durchdachte Marktstrategie dahinter steckt, die die Spielzeugreihe schon in den Startlöchern hat.
Für „Pacific Rim“ auf der rein filmischen Ebene gilt das Altbekannte: Weniger wäre mehr gewesen. Das allerdings gerade das Element nicht zündet – die Kämpfe Maschine gegen Monster – auf dem sich der Film ausgeruht hat, mit dem er eigentlich punkten wollte, ist eher bedenklich. So mag manche Vorerwartung einen immensen Dämpfer erfahren.
“Pacific Rim“
Originaltitel: Pacific Rim
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2013
Länge: ca. 131 Minuten
Regie: Guillermo Del Toro
Darsteller: Charlie Hunnam, Diego Klattenhoff, Idris Elba, Rinko Kikuchi, Charlie Day, Burn Gorman, Max Martini, Robert Kazinsky
Deutschlandstart: 18. Juli 2013
Im Netz: warnerbros.de/pacificrim