PAAR vs. Bleib Modern: Happy House

PAAR vs. Bleib Modern: Happy HousePAAR
Bleib Modern

Tapefruit Konzerte
Milla, München, 1. April 2018
Eine Heimsuchung sollte es also werden. So hatte es jedenfalls der Veranstalter auf dem Plakat versprochen. Und da man das englische "haunt" auch mit Spuk und Grusel verbindet, war klar, daß mit Jubel, Trubel, Heiterkeit kaum zu rechnen sein würde - es sollte dunkel, es sollte frostig werden. Aber freudlos? Post-Punk, Dark Wave, Cold Wave - schon klar. Trotzdem fallen einem zu diesen Stichworten und erst recht zum Münchner Trio PAAR, das den ersten Teil des Abends übernahm, auch die fabelhaften Siouxsie And The Banshees und ihr Song "Happy House" ein: "We're happy here in the Happy House, to forget ouselves and pretend all's well. There is no hell." Soll heißen: Kann schon sein, daß um uns herum alles ziemlich trübe ist, aber weshalb sollte man deshalb keinen Spaß haben? Oder zumindest für ein, zwei Stunden so tun, als wäre alles bestens? Mit der Musik von Rico Sperl, Matthias Zimmermann und Ly Nguyen, die seit 2016 gemeinsam unterwegs sind, läßt sich das Düstere prächtig feiern - die schroffen, kalten Beats kommen wie die Synthpassagen standesgemäß aus der Konserve, die Gitarren formen dazu eine Sound, der sehr gothy, in sich gekehrt erscheint und auch Nguyen beschränkt sich bei ihrem Auftritt auf wenige Gesten und bleibt sonst eher distanziert. Selten, daß sich ihre Stimme mal überschlägt, sie ist mehr Klage als Wut - um so überraschender, wenn sie diese Kontrolle kurz durchbricht und zum Publikum springt, um sich dort vom Sound ihrer eigenen Stücke tragen zu lassen.
Wenn es dem Liveauftritt des Post-Punk-Quintetts Bleib Modern dagegen vielleicht etwas an Vielschichtigkeit mangelt, so machen das die Jungs locker durch ihre kraftvolle, unbedingte Präsenz wieder wett. Ganze drei Gitarren stehen dem Bass zur Seite, im Hintergrund wummert das Schlagwerk. Auch hier unfreiwillige Komik: Auf der engen Bühne nehmen sich die vier Gitarristen wie bei einem Casting-Wettbewerb aus, ein jeder den hochkonzentrierten, tiefernsten Blick ausschließlich aufs eigene Instrument gerichtet, nur Sänger Philipp Läufer starrt über das Mikrophon ins Leere. Die Wucht, die Bleib Modern ihren Songs mitgeben, ist zweifellos beeindruckend und wird durch den schmal zulaufenden, mäßig beleuchteten Schlauch des Milla quasi noch potenziert. Drei Platten hat die Band seit 2014 veröffentlicht, zuletzt im April letzten Jahres das Album "Antagonism", auch dieses wieder gefüllt mit treibenden Akkorden, sehnsuchtsvoller Melancholie und schaurig schönen Melodien. Wobei sie einmal mehr mit dem Stilmittel der Repetition einen Sog entfachen, der ihre Stücke so unverwechselbar macht und ein Grund dafür ist, daß man sich ihnen auch an einem Abend wie diesem kaum entziehen kann.

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