Keine alltägliche Geschichte im eher ruhigen Ostwestfalen-Lippe (OWL). Arzu Özmen, ein Teenager, verliebte sich in einen Deutschen. Der Vater verprügelte sie vor der lachenden Mutter. Die Geschwister entführten sie nachts aus der Wohnung ihres Freundes, verschleppten sie nach Norddeutschland und erschossen sie. Die Leiche liessen sie irgendwo liegen. Die Familie, Deutsche jesidischen Glaubens, gelten als vorbildlich integriert.
Fünf Geschwister werden in Detmold vom Gericht zu Gefängnisstrafen verurteilt. Der Jüngste soll geschossen haben. Das ist praktisch wegen dem für ihn geltenden Jugendstrafrecht.
Das Verfahren gegen den Vater, das unumstrittene Oberhaupt der Familie, war abgetrennt worden und erfolgte später. Auch er erhielt kürzlich eine mehrjährige Gefängnisstrafe.
Jetzt steht ein Verfahren wegen Beihilfe gegen die Mutter an.
Damit ist dieses Drama nicht zu Ende. Jetzt melden sich jesidische Gemeinden und Geistliche, sprechen von einem Unfall, dem Arzu Özmen zum Opfer gefallen sei. Von dem Generalverdacht der jetzt gegen alle Jesiden gerichtet werde. Ihre Religion werde in den Dreck gezogen, weshalb sie sich nun enger zusammenschließen und zurückziehen würden. Sie fühlen sich verpflichtet zu den Tätern zu stehen, indem sie schlicht die Tat leugnen!
Niemand in den Gemeinden glaube an einen Mord, die Prügel, die Entführung und die Erschiessung seien ein “Unfall” gewesen!
Der Patriarch Fendi Özmen habe überhaupt keinen Einfluss auf seine Kinder gehabt. Viele hätten deshalb einen Freispruch erwartet, da es keinerlei Beweise für seine Schuld gäbe. Er sei im Gerichtssaal verhaftet und in Handschellen abgeführt worden, angeblich wegen Fluchtgefahr. Damit sei er öffentlich gedemütigt worden, ein schlechter Tag für das Detmolder Landgericht, findet ein Anwalt der ebenfalls jesidischen Glaubens ist.
Es gibt vermutlich in diesem Fall nur Verlierer? Zuerst natürlich das Opfer Arzu Özmen, die ermordet wurde. Dann die Familie, die die Tat ausführte, billigte, geschehen liess, nicht verhinderte. Dann aber auch die Gemeinden der Jesiden, die aus falsch verstandener Soldidarität zeigen, dass sie die deutsche Justiz letztlich nicht akzeptieren und anscheinend in einem “rechtsfreien Raum” agieren? Da stellt sich natürlich auch die Frage, welchen Druck die Gemeinden zur Erhaltung ihrer anatolischen Sitten und Gebräuche auf ihre Mitglieder ausgeübt haben und ob daraus eine moralische Verantwortung erwächst?
Zuletzt leidet natürlich auch das politische Konzept der Integration, wenn es von innen heraus widerlegt wird, denn sie wollen uns eigentlich sagen, die Täter seien die eigentlichen Opfer…
http://www.lz.de/aktuelles/aktuelle_meldungen_aus_der_region/7827770_Professor_zum_Oezmen-Urteil_Gericht_hat_ein_Zeichen_gesetzt.html
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