Outward – Lohnt sich der Kampf ums Überleben überhaupt?

Erstellt am 2. April 2019 von Florian Geimer @OtakuLoungeDE

Ein Rollenspiel ohne Helden

Die Handlung von Outward ist schnell erzählt und tritt auch fast sofort komplett in den Hintergrund: Der selbsterstellte Charakter stranded auf einer Bootstour in Aurai, einem Land in dem es nur ums Überleben geht. Und das ist dann auch die Aufgabe für den Rest des Spiel, denn der Spieler beginnt mit nichts außer den Lumpen, die er am Leib trägt und versucht sich so eine Existenz aus der unwirtlichen Umgebung herauszuhacken. Das Spiel folgt nach der Strandung mit der Rückkehr des Helden in seine Heimat. Dort ist er aber nicht gern gesehen, hat er doch bei der Schiffsreise sein gesamtes Geld verloren und kann so sein Haus nicht abbezahlen, womit die erste, zeitbegrenzte Quest beginnt. Und damit wird es auch direkt stressig, denn man muss die Schulden in naher Zukunft zurückzahlen und liefert so auch gleich den passenden Anreiz die Heimat zu verlassen. Warum man sich ausgerechnet diesen Halsabschneidern wieder anschließen will, hab ich zwar nicht ganz verstanden, aber man kann sich seine Heimat auch nicht immer aussuchen.

Der Spielercharakter ist dabei betont wenig mit den typischen Attributen eines Helden ausgestattet, denn alles ist gefährlich. Man muss sich genretypisch neben Grundbedürfnissen wie Nahrung, sauberem Wasser und Schlaf auch um die Temperatur und gefährliche Verletzungen und Krankheiten kümmern. Und die haben es in sich, denn Krankheiten und Verletzungen in Outward sind vor allem gefährlich und, ohne die passende Behandlung, vor allem schrecklich langwierig. Darum gilt es fleißig Ressourcen zu sammeln um sich bessere Ausrüstung zu bauen. Kampf und Magie spielen eher eine untergeordnete Rolle, die Fähigkeit zu zaubern beispielsweise ist absichtlich etwas, was man sich als Spieler hart erarbeiten muss. Dafür kann man sich das Lategamegefühl gleich am Anfang holen, denn das umfangreiche Tutorial stattet den Spieler gleich mit mächtigen Fähigkeiten, Zaubern und Ausrüstung aus um ihm das Spiel schrittweise beizubringen. Das funktioniert auch ganz gut, denn das Tutorial führt einen durch eine Art Trainingsdungeon mit erstaunlich vielfältigen Räumen. Neben einer Art Sumoring, der einem den Kampf beibringt bis hin zu verschiedenen Klimazonen um die unterschiedlichen Kleidungsstücke auszuprobieren. Leider bleibt das ganze unvertont.

Einsamkeit funktioniert manchmal besser zu zweit. Manchmal.

So denken zumindest die Entwickler, denn Outward kann man mit einem Mitspieler zusammenspielen. Das geht sowohl im Splitscreen, sogar am PC, als auch wie gewohnt übers Internet. Die nette Idee wird dann von diversen technischen Problemen torpediert. Zum einen sind viele PC-Setups eher mäßig für das bequeme Splitsceen-Zocken zu zweit ausgelegt, zum anderen gibt es zahlreiche Verbindungsprobleme über Steam. Aber der Faktor, der meiner Meinung nach dem Coopspaß das Genick bricht ist der Umstand, dass der Storyprogress nur für den Hauptspieler gespeichert wird. Der zweite Spieler wird somit zu einem glorifizierten Handlanger für den ersten Spieler.

Generell überzeugt die Technik nicht. Klar, das Spiel kommt nicht zum Vollpreis, aber es wirkt im besten Fall etwas dröge, meist aber eher unterfinanziert und daher unpoliert. Man hat viele Möglichkeiten, aber es wird an allen Ecken gespart. Beispielsweise ist die Animation zum Holzsammeln die selbe, wie die zum Beeren sammeln. Ebenso spiegelt sich das wider, wenn wir zu Dialogen kommen. Gespräche sind nicht lippensynchron und wenn sie vertont sind, dann wird oft nur der erste Satz gesprochen, der Rest kommt in einer Textbox daher. Auffällig oft gibt es aber auch keine Übereinstimmung bei der Aussage und dem Text. Ansonsten ist das Sounddesign zwar unspektakulär, aber angemessen. Schläge haben hörbare Wucht, die Hintergrundmusik fügt sich unbemerkt in die Grundstimmung ein und gehen definitiv über nerviges Gedudel hinaus.

Auf Wanderschaft mit Brot, Salz und Schwert

Das Gameplay selber folgt den gewohnten Genrekonventionen. Man folgt dem Charakter aus einer 3rd Person Perspektive, die an MMOs erinnert, nicht zuletzt wegen der Hotkeyleiste am unteren Bildschirm. Und so stapft der Held munter in eine Welt die gleichzeitig unglaublich gefährlich und doch irgendwie zahnlos ist. Zwar klatschen einen die meisten Gegner am Anfang mühelos um, die Folgen sind aber überschaubar, denn der eigene Körper wird dankenswerterweise immer irgendwo in der Nähe abgelegt. Überhaupt wirkt das Spiel häufig so, als könnte es sich nicht entscheiden, was es eigentlich sein soll. Der Spieler muss sich, wie für Survivalgames typisch, um Nahrung, Wasser und Schlafmöglichkeiten kümmern, kommt er dem aber nicht nach, ist das auch nicht so schlimm. Man kommt ja wieder zu sich und verliert dabei nichts. Für ein Spiel, dass sich eben durch seinen Coop hervortun will, reicht das gelieferte auch nicht aus. Der Anreiz für den zweiten Spieler ist kaum gegeben, wenn man in der Geschichte nicht weiterkommt. Es gibt verschiedene Attacken und Combos, aber für einen Dungeon Crawler sind die Kämpfe mechanisch zu anspruchslos, die eigenen Schläge haben kein Gewicht und unterbrechen die Angriffsanimationen der Gegner nicht.

Man gewinnt Kämpfe mehr über Ausrüstung, als durch taktisches Spiel. Schlussendlich ist auch das Erforschen der Umgebung hakelig gestaltet, nicht zuletzt, da man nicht springen kann und so kleinste Hindernisse zu unüberwindbaren Hürden werden.

Rollenspielelement-eh

Outward präsentiert sich als Rollenspiel, doch statt Erfahrungspunkten geht es in dem Spiel stets um bare Münzen. Mit diesen kauft man sich bei Trainern dann neue Fähigkeiten und kann so sein Repertoire erweitern. Doch hier folgt schon der nächste Wermutstropfen, denn die dort erworbenen Fähigkeiten kann man vorher nicht wirklich ausprobieren und so kann es passieren, dass man mit der Entscheidung für den Skill unzufrieden ist, daran aber nichts mehr ändern kann.

Es gibt ein Journal in dem man seine aktuellen Aufgaben einsehen kann, es gibt aber weder Questmarker noch eine dynamische Karte. Stattdessen gibt es lediglich eine Weltkarte und einen Kompass, den Rest muss man selbst erlaufen. Erlaufen ist da auch das Stichwort, denn die Welt von Outward ist groß, muss aber fußläufig erkundet werden, es gibt weder Reittiere noch eine Schnellreisefunktion. Neben der durchwachsenen Optik wird die Wanderschaft durch den hundertsten Transfer durch das Startgebiet und das ewige Backtracking auch nicht angenehmer. Abschließend ist die offene Welt auch erstaunlich leer. Der Erkundungstrieb des Abenteurers wird durch häufig komplett leerstehende Ruinen nicht unbedingt angefeuert. Schade.

Summary