Outsourcing in Dienstleistungssektor: Mach die Arbeit und schick uns das Geld!

Outsourcing in Dienstleistungssektor: Mach die Arbeit und schick uns das Geld!
Outsourcing in Dienstleistungssektor: Mach die Arbeit und schick uns das Geld!

Der Anteil des Diensleitstungssektor liegt in den reichen Staaten der  Welt bei ca. 2/3 des BIP:
http://www.welt-in-zahlen.de/laendervergleich.phtml?indicator=68  
Mit anderen Worten leben die reichsten Gesellschaften nicht mehr vordringlich von der industriellen Produktion (Industriestaaten) sondern 
von einer natürlichen Person oder einer juristischen Person erbrachten Leistung zur Deckung eines Bedarfs.
http://de.wikipedia.org/wiki/Dienstleistung 
Das in der kapitalistischen Gesellschaft häufig dieser Bedarf erst durch massive Werbung geweckt wurde, soll heute nicht weiter verfolgt werden. Vielmehr, dass wir hier in einen anderen Widerspruch hineingelaufen sind, nämlich dass gerade in diesen Staaten die Lohnkosten naturgemäß sehr hoch sind, insbesondere dort, wo sich ein sogenannter Wohlfahrtsstaat entwickelt hat, der sich durch kreative Gewinnverschiebung multinationaler Konzerne fast ausschließlich durch Lohn- und Einkommensteuer finanziert.
Fassen wir zusammen: 
In unseren Gesellschaften verlagern wir den Hauptteil unserer Tätigkeiten in einen Bereich, der -weil personalintensiv- eigentlich zu teuer ist.
Um nun die Gewinne zu sichern, muss ein Großteil der manuellen Tätigkeiten wieder an den Kunden ausgelagert werden.
Beispiele gefällig?
Früher gingen Sie auf Ihre Bank, übergaben einfach die Überweisungsscheine und nahmen ihre Kontoauszüge und die abgestempelten Überweisungsscheine wieder in die Hand.
Heute mühen Sie sich mit den im Vorraum ihrer Bankfiliale augestellten Geräten ab und erledigen all das, was die EDV nicht zusammenbringt.
Wenn Sie nun einwerfen, dass das aber praktischerweise auch um Mitternacht geschehen kann, darf ich Sie darauf hinweisen, dass viele von Ihnen früher vom Arbeitgeber sogar "Bankstunden" bekamen, um all das während Ihrer Arbeitszeit zu erledigen.
Ich rief früher mein Reisebüro an und eröffnete, dass ich im August nach Papua Neuguinea wollte (http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=77662), erfuhr mögliche Verbindungen am Telefon, entschied mich für eine und erhielt einen Erlagschein, den ich in den nächsten Tagen einmal einzahlte. Eine Woche vor dem Abflug lagen alle Tickets in gedruckter Form bei mir im Postfach. Die freundliche Frau J. bei Atlantis-Reisen habe ich in dem guten Jahrzehnt, als ich dort gebucht habe, kaum je persönlich zu Gesicht bekommen. Heute klicke ich mich stundenlang durch verschiedene Suchmaschinen, bekomme ein e-ticket und bange jedesmal bei Kettenflügen, dass die Maschine beim Einchecken mich auch erkennt und begreift, dass ich meine Koffer gerne druchchecken möchte, wenn ich auf meinem Flug 3x umsteigen muss.
Wenn ich einen Ersatzteil für meinen Kühlschrank benötigte, ging ich früher zum Elektrohändler, schilderte ihm, was kaputt gegenangen war und holte den Ersatzteil nach einer Woche bei ihm ab. Der hersteller hat was verdient, der Elektrohändler hat was verdient und ich war sicher, das richtige Teil zu bekommen.
Heute klicke ich eine halbe Stunde bei Bosch.de herum, bis ich es schaffe auf Bosch.at (andere Mehrwertsteuer !) die Explosionszeichnung meines Kühlschranks zu finden und mühsam die Katalognummer des Zwischenbretts zu entziffern, das kaputt gegangen war. Leider muss ich im Bündel auch noch das Unterbrett mitkaufen, das ich eigentlich gar nicht benötige. Klarerweise muss ich mich für den Vorgang mit Passwort anmelden bzw. einen neuen Kundenaccount erstellen, weil sich die EDV nicht erinnert, dass ich vor zwei Jahren schon mal hier was bestellt habe.
Das Teil wird dann nicht von der Post (Auslagerung !) sondern von einem privaten Paketdienst dem Farbenfachgeschäft nebenan zugestellt, wovon ich aber erst bei der Reklamation erfahre, weil der Verständigungszettel leider im Postfach des Nachbarn landete.
Dass das Auslagern auch im öffentlichen Bereich (auch in SPÖ dominierten Kommunen) immer stärker dazu benutzt wird, sich der unliebsamen Arbeitnehmerrechte zu entledigen, habe ich hier schon einmal angesprochen:
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=75164 
Auch, dass sich durch die Zunahme an möglichen Vertragsabschlüssen die Möglichkeiten zur Korruption erweitern, wurde hier am Beispiel des Wiener AKH schon gezeigt: http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=31675

Auch im Gesundheitswesen wird ausgelagert, was das Zeug hält und die Personalleasingfirmen bereitstellen können. 
Große Krankenanstaltenverbünde der Länder (z.B. GESPAG) überlassen den Betrieb mancher ihrer Häuser Fremdfirmen (z.B.: VAMED).
Große Krankenanstaltenverbünde der Länder (z.B. KAV) gaukeln den Wählern in Inseraten neu geschaffene Infrastruktur vor, für die sie mittels PPP (http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ffentlich-Private_Partnerschaft), Sale and Lease Back (http://de.wikipedia.org/wiki/Sale-Lease-Back) und Operate Lease (http://de.wikipedia.org/wiki/Operatives_Leasing) zwar an Private Zahlen, aber kaum mehr Durchgriff auf die Art der Führung haben.
Durch Ausgliederungen und Fremdvergaben (z.B. EDV: Supergau im KAV http://wp.me/p1kfuX-vj) sprechen Mitarbeiter immer nur mehr mit den gewinnorientierten Firmen  und nicht mehr direkt mit ihren übergeordneten Stellen. Diese hören auch nicht mehr auf ihre eigenen Mitarbeiter, die nach jahrzehntelanger Erfahrung vielleicht eher die Prozesse kennen, als frisch von der FH ausgespukte Projektbetreuer, die sich auf Kosten ihrer Auftraggeber in die Materie einarbeiten.
Kurz, auch im medizinischen Dienstleistungssektor glaubt man sich etwas zu ersparen, wenn man das Kerngeschäft, eben die Leistung eines Dienstes auslagert.
Einmal soll das der Patienten sein, der sich seine Befunde im ELGA zusammenglauben soll: im papierlosen Spital kriegt er irgendwan halt keinen ausgedruckten Arztbrief, weil im dann erklärt werden wird, das diese Doppelgleisigkeit zu teuer ist. 
Ein andernmal ist das der Abteilungsvorstand, der immer neuen Leih-Reinigungskräften erklären muss, dass ein teures medizinisches Gerät nicht besser wird, wenn es mit einem feuchten Ausreibefetzen behandelt wird.

Eigentlich warte ich nur mehr darauf, bis mir eines Tages der Bäcker auf meinem Wunsch nach einer Semmel einen Patzen Teig in die Hand gibt und den Weg in die Backstube auf mein GPS überspielt ...

Dann weiß ich, 
dass ich endgültig in der Dienstleistungsgesellschaft 2.0 angekommen bin!
LINK:
Outsourcing – kein Mittel zum Personalabbau
http://www.stuttgart.ihk24.de/linkableblob/979502/.5./data/Outsourcing_von_Dienstleistungen_STUDIE-data.pdf;jsessionid=A577E968273DAD92C1AC3D4487EEEC4B.repl23


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