"Outbreak" recycelt alle Insignien, um als actionbestückte Blaupause des Genrekinos der 90er durchzugehen. Wenngleich seine oberflächlichen Diskussionsansätze über den Aktionismus höhergestellter Instanzen wesentlich geblieben sind, untergräbt der Film seinen epidemiologischen Inhalt mit Schauwertcharakter: dutzendfach schweres Kriegsgerät, spektakuläre Hubschrauber-Action, ausgeflippte Stunts, dazwischen ein keckes Schlagzeilenzitat, hektische Raserei, Fingernägelkauen bis zum Äußersten und ein sich allem widersetzender Idealist (charmant: Dustin Hoffman), der durch die Hölle geht (und fliegt und, richtig gelesen, springt). Wolfgang Petersens explosiver Seuchenthrill ist reinrassige Überladung und Übertreibung, eine grobschlächtige, naive Zeitreise, an deren letztem fundamentalem Appell gegen die absurden Paragrafen militärischer Autorität nicht etwa die gefährdete Evolution der Menschheit, sondern die Zukunft einer in die Binsen gegangenen Ehe abhängt. Wunderbar stumpfsinnig, konsequent infantil. Dazu diese Klischeetypen und Knallchargen! Kevin Spacey als blutjunger Familientherapeut, Cuba Gooding Jr. als unerschrockenes Kämpferherz und Donald Sutherland als zynisches Überbleibsel jener, die für das eine das andere opfern, schärfer als jede Tabasco-Sauce. Unter handwerklichen Aspekten drängt sich indes die Fotografie von Michael Ballhaus in den Vordergrund. Keinem festen Halt zugeordnet, tastet sich die Kamera bis zum Bakterienherd Kino durch Labore, Kammern, Schächte, Ventile, hängt sich an betriebsame Forscher und emsige Wissenschaftler, die allerhand unverständliches Zeug bedienen und bearbeiten. Ein nostalgischer, sehr unterhaltender Guilty-Pleasure-Spaß.
6 | 10