Wohnt Ihr zur Miete? Oder in den eigenen vier Wänden? Beides kann schön sein, letzteres ist toll, jedoch auch immer irgendwie mit einer Menge Arbeit und Kosten verbunden. Zumindest wenn man nicht gerade im modernsten Neubau wohnt.
So wie wir. Unser kleines Haus ist aus den 80er Jahren – und das sieht man ihm auch heute noch an. Dabei haben wir schon viel getan. Trotzdem wird immer ein Hauch aus den 80ern erhalten bleiben, befürchte ich.
Wir wohnen hier nun seit 3 1/2 Jahren und am Anfang sah es noch so gar nicht chic aus. Schon im Eingangsbereich wurde man von kackbraunen Bodenfliesen begrüßt, welche sich bis zur Küche ausgebreitet haben.
Und der gesamte Flur- und Treppenbereich: Rauputz!!! Ebenso im Wohnzimmer – angestrahlt von krankenhausweißen Bodenfliesen. Alles andere als warm und gemütlich.
Der nächste Blick fiel zwangsläufig auf den kleinen Garten, auf Waschbeton-Platten, Bretterbude und einen riesigen (hässlichen) Kirschbaum. Aber er war schön klein, genau richtig für Leute, die Gartenarbeit nicht ausstehen können.
Weiter ging es in der 1. Etage. Das Bad (und übrigens auch das Gäste-WC) lachte uns total Retro an – in Bahama-Beige. Sogar der Pott, die Wanne und das Waschbecken waren beige. Auf dem doch recht engem Raum wurde man förmlich davon erschlagen.
Das Schlafzimmer und die beiden Kinderzimmer (von denen das eine eher einer Kammer gleicht), waren mit Laminatböden ausgelegt, dessen beste Tage jedoch auch schon längst vorüber waren.
Noch eine Etage weiter oben gibt es ein ausgebautes Studio, welches sich doch schon sehen lassen konnte. Und ein Traum für Papa! Platz für seine Instrumente und das Studio-Equipment! Nebendran eine kleine Kammer, welche als Gesangskabine dienen könnte. Optimal!
Tja, wir gingen ganz spontan zu dieser Hausbesichtigung, eigentlich war ein Haus noch gar nicht so richtig eingeplant, vor allem nicht für mich, machte mir der finanzielle Faktor doch große Sorgen. Doch irgendwie gefiel uns die Größe und Aufteilung des Hauses, und mir vor allem der Wohnort. Denn es war mein Heimatort und eigentlich wollte mein Mann immer näher Richtung Arbeitsplatz. Ich wollte jedoch nie hier weg. DIE Gelegenheit ihn hier festzunageln!
(Inzwischen könnte mein Mann kaum näher an seinem Arbeitsplatz wohnen, hat er doch jetzt ein Home-Office!)
Und ehe wir uns versahen, waren wir auch schon Eigentümer dieses kleinen Reihenhauses, in dem es noch so viel zu tun gab. Knapp 120 m², plus Keller und einem kleinen Garten. Perfekt für uns zwei.
Also, dann mal ran an die Arbeit!
Da alles so überraschend kam und wir bis zum Umzug schlussendlich nur einen knappen Monat Zeit hatten, mussten wir ein echt sportliches Tempo an den Tag legen. Da wir jedoch beide nur Sesselpupser sind, musste dringend ein Fachmann her. Der verwandelte unser kleines Bad von hässlich und Oldschool in eine ansehnliche Badeoase. Weiße Wandfliesen, Mosaikbordüren, anthrazitfarbene Bodenfliesen und moderne Armaturen.
Natürlich verlief das nicht ganz ohne Pannen. Beim Versuch die beiden neuen Waschbecken zu installieren, wurden mal eben drei riesige Löcher in die Wand geschlagen – mit Aussicht ins Nebenzimmer. Und ich muss an dieser Stelle sicher nicht erwähnen, dass die Wände in diesem Zimmer bereits fertig tapeziert und gestrichen waren!? Außerdem gab es noch einen kleinen Rohrbruch der Warmwasserzufuhr. Die Flut konnte nicht so leicht gestoppt werden, da auch der Haupthahn im Keller defekt war. Überraschung!!! Glücklicherweise war gerade in dem Moment der richtige Mann zur Stelle, so hielt sie die Katastrophe in Grenzen.
Während die Böden in Flur und Küche ebenfalls mit anthrazitfarbenen Fliesen versehen wurden, hatte mein Mann eine ganz andere Aufgabe. Er kratzte in Wohnzimmer und Flur den Rauputz von den Wänden. Der Lohn dafür waren schmerzende, schwielige Hände. Anschließend wurden die Wände dann neu verputzt und natürlich abgeschliffen. Der größte Dreck aller Zeiten! Eine feine, graue Staubschicht bedeckte das ganze Haus, vom Dachboden bis zum Keller. (Und auch noch ein halbes Jahr später legte sich nach dem Putzen immer wieder ein feiner Schleier über alle Böden.)
Meine beste Freundin und ich strichen anschließend die Wände im Wohnzimmer. Ich immer gleich oben unter der Decke. Sie den unteren Bereich. Genickstarre und Muskelkater in den Armen. Mein Mann und ich legten dann an einem sehr langen Sonntag dort neues Laminat. Wir waren blutige Anfänger und mussten uns erst mal eingrooven. Als wir fast fertig waren, sahen wir, dass am anderen Ende des Raumes ein Hubbel war. Einer der Abstandshalter war umgefallen und lag nun unter dem Laminat. Und jetzt? Alles wieder raus machen? Nee, nicht mit mir! So haben wir uns eine “Angel” gebastelt und ein wenig gepfriemelt und dann hatten wir es auch so geschafft. Puh!
Das Schlafzimmer wurde nur in lila gestrichen, der Boden blieb erst mal drin. Wir konnten aus Zeitmangel nicht alles so ausführlich machen, wie wir es gern gehabt hätten. Das kleine Kinderzimmer wurde zum Gästezimmer, das größere diente vorerst als Wäsche- und Abstellraum.
In der Küche wurde eine Wand mit Mustertapete versehen, der Rest mit Raufaser. Der Fliesenspiegel wurde neu gemacht mit silbergrauen Mosaik-Fliesen. Da unsere alte Küche so wie sie war nicht ganz in den Raum passte und ein paar Schränke ausgetauscht werden mussten, standen wir vor einem Problem. Es gab nicht mehr die passende Farbe zu unseren Schränken. IKEA sei Dank, kann man die Fronten ohne großen Aufwand tauschen, und so wurde aus der ehemals vanillegelben Küche eine Knallrote mit Hochglanzfronten. Sieht sehr cool aus, leider jedoch nicht wenn immer Kindernasen und Finger darauf rumpatschen. Aber da habe ich halt Mut zur Lücke! Das gehört so!
Eine neue Heiztherme musste auch noch her, war die alte doch schon 30 Jahre alt.
All das haben wir in nur wenigen Wochen erledigt. Der Umzug (übrigens nur 700 m von der alten Wohnung entfernt) ging dank vieler helfenden Hände schnell über die Bühne.
Doch zu tun gibt es IMMER etwas. Im folgenden Frühjahr wurde der Vorgarten komplett plattgewalzt und mit einem Kiesbett neu gestaltet. Und dann kündigte sich auch schon bald unser Sohn an – da wurde natürlich das Kinderzimmer neu und wunderschön gestaltet für den kleinen Mann.
Letzten Sommer musste dann der Garten dran glauben. Die Waschbetonplatten: weg! Der alte Rasen: weg! Der Kirschbaum: weg!
Neue Platten, Rollrasen, ein kleiner Kugel-Trompetenbaum. Nur die Bretterbude blieb. Sie ist zwar hässlich, aber auch praktisch. Also pflanzten wir davor eine Hecke, in der Hoffnung, dass die Bude bald nicht mehr sichtbar ist. Wir hoffen immer noch.
Heute wurde dann noch ein Spielturm für unseren Sohn angeliefert, mit Sandkasten und Rutsche. Das ist unser nächstes Projekt.
Das Lila im Schlafzimmer konnte ich auch schon nicht mehr sehen, so wurde das letzten Herbst neu gestaltet, dezent in weiß und grau.
Und dann? Das Gäste-WC! So langsam möchten wir uns dann doch ganz von Bahama-Beige verabschieden und haben uns für weiße Wandfliesen und dunkelbraune Bodenfliesen entschieden. Ein Waschbecken und das passende Schränkchen dazu steht auch schon bereit. Die neue Schüssel ist noch auf dem Weg. Jetzt warten wir nur noch auf das perfekte Angebot eines Handwerkers.
Eines der letzten Relikte aus den 80ern!
Und dann steht bald noch das zweite Kinderzimmer an. Darauf freue ich mich am meisten. Ich weiß auch schon, wie es aussehen soll. Aber das erzähle ich Euch ein anderes Mal.
Dann wären da noch die Zimmertüren in Mahagoni. Auch ein deutliches Zeichen der 80er! I-r-g-e-n-d-w-a-n-n werden die auch mal ausgetauscht.
Und wer weiß, was sonst noch so alles kommt.
(Übrigens gefiel uns ja anfangs, dass hier nicht alles so riesig ist. Inzwischen aber könnte doch jeder Raum so ein paar m² mehr haben. Und auch der Garten, damit wir Platz hätten für eine Schaukel. Mit der Größe der Familie wachsen auch die Ansprüche. Aber so ist es jetzt nun mal. Das passt schon.)
Was aber wohl immer bleiben wird: der Rauputz im Treppenhaus. Die Chance haben wir am Anfang verpasst. Hätten wir mehr Zeit gehabt, dann wäre er jetzt sicher weg. Aber den ganzen Dreck kann ich mir jetzt nicht mehr ins Haus holen, wo alles voll mit Möbeln und Bewohnern bestückt ist.
Deswegen werden wir immer ein wenig in den 80ern leben. Ob wir wollen oder nicht…