Ötztal Sölden – Fünf-Stufenplan für glückliche Sommerurlauber oder, wie man Bayern an der Nase herumführt.

Von Eva Grossert @HiddenGemReise

Söldens Tourismusminister lacht sich ins Fäustchen. Einen perfiden Plan hat er en détail ausgearbeitet. Kein Piefke wird Verdacht schöpfen. Die Engländer, die neuerdings ins Tal strömen, sind generell leicht mit Alpenromantik zu betören. Die Holländer, diese Kaasköpf, kommen ohnehin und jauchzen schon beim Anblick eines Maulwurfshügels.

Aber diese überkritischen bayerischen Nachbarn, diese Ourtdoorfreaks, die nun auch in den Sommermonaten anrollen, was macht man mit denen? Das wird zugegebenermaßen schwieriger. Berge kennen sie, wandern tun sie, biken tun sie, urige Hüttenromantik verstehen sie, eine deftige Küche und Alpenvieh haben sie selbst zuhauf in gefleckter Variante. Man muss ihnen mehr bieten, all das, was ihr Zuhause nicht aufweist: ein raffiniertes, undurchschaubares Konzept, den Sölden-Fünf Stufen-Plan.

Stufe I – Das beste Quartier am Platze

Man quartiere die Bayern  im besten Haus am Platze ein, dem Hotel Central. Extravagant und dennoch tirolerisch originell. Ein gediegener Ort, an dem sich die Welt langsamer dreht. Ein Ort zum Zeit vertrödeln und Genuss zelebrieren. Fünf Sterne, topmoderne Familiensuite im Neubau mit dezentem Chaletchic, ein freundlicher aber unaufdringlicher Empfang mit frischer Limonade und einem Plausch zum ersten Informationsaustausch.

Die ökologisch orientierte Dame stimmt man mit einem ausgiebigen Vinoble Naturkosmetik Spa- Treatment milde, während sich Kind und Mann im Wellnessbereich müde toben.

Man setzt ihnen Schmankerl vor die Nase, bis sie zu den Ohren rauskommen – beste Qualität, gesund, ausgewogen, viel Regionalität, versteht sich. Ein Kilo plus auf der Waage, damit die Motivation zur Outdooraktivität auch stimmt. Wein? Ja, Wein darf nicht fehlen. Rot, edelste Traube, ein Pino 3000. Oben am Berg gereift. Der charmante Ober schenkt diskret nach. Nicht zu viel sonst schmerzt der Kopf. Aber ein gepflegter Absacker an der Bar muss drin sein.

Dämmriges Lichtambiente, ein Betthupferl auf schneeweißer, gestärkter Bettwäsche und ein Kissenmenü, das keine Wünsche offen lässt. Einlullendes Zirbenholzklima und die Gäste schlafen zufrieden und fest wie Babys.

Stufe II  – Die dramatische Kulisse

Berge haben die Bayern selbst. Wir in Sölden machen sie höher und spektakulärer. Mindestens 3.000 Meter, am besten ein Gletscher. Die Bergwelt wird ihr makelloses Sommergewand tragen. Blumen, saftige Wiesen, ein weiß-blauer Himmel, Weitblick über die Ötztaler Alpen. Eine Woche vor Anreise Temperatursturz, um die Gipfel pittoresk mit Schnee zu überzuckern. Das kommt gut dramatisch gut rüber.

Bergseen: Sölden kann sie blauer, grüner und verpasst ihnen eine Herzform. Instagram wird es lieben.

Die Kühe bekommen dicke Glocken angelegt und ein, zu den kargen Felsen abgestimmtes, gräuliches Fellkleid. Glücklich und pumperlgesund müssen sie aussehen. Ferner werden sie fotogen drapiert. Stets vor hinreißendem Panoramahintergrund.

Stufe III – Starappeal kreieren

Wer wie Sölden Agent 007 höchstpersönlich überzeugt hat einzureisen, kann es bei den Bayern nicht mehr allzu schwer haben. Schickimicki und Bling-Bling lieben sie doch – allem voran diese Münchner. Sölden wird es ihnen bietet und noch viel mehr. Einen spritzigen Proseccoooo in futuristischer Eleganz auf 3.048 Metern. Ein leichtes Mittagsmenü dort, wo James Bond Madeleine Swann aufspürt, im spektakulären ice Q, dem verglasten Genusstempel am Gipfel des Gaislachkogls. Gekrönt natürlich mit einem freien Blick über die einzigartige Landschaft der Ötztaler Alpen.

Ob sie sich den Zugang zum ice Q Gourmethimmel nun erwandern oder entspannt die Seilbahn wählen, um kulinarisches Gipfelglück zu erleben, nirgendwo werden sie ihm entkommen, dem Charmeur-Agenten.

Die Behauptungen böser Zungen, Herr Craig hätte sich zu den Filmaufnahmen nur einfliegen lassen, werden als infame Unterstellungen bewertet und können dem Starappeal Söldens keinen Abbruch tun.

Stufe IV – Alpenaction und Hüttengaudi

Man erstellt ein Aktivitätenprogramm, das Eltern und Kinder gleichermaßen wunschlos glücklich stimmt. Wenn die Bayern nicht allzu eigensinnig sind und (wie meistens) alles alleine erkunden wollen, gibt man ihnen amüsante Gesellschaft an die Seite. Das Urgestein Karl Fuchs. Er führt sie zu Kraftorten und auf die bemerkenswertesten Gipfel. Ansonsten wird für ein bestens ausgeschildertes Wegenetzt gesorgt. 1.600 Kilometer markierte Wanderwege werden darauf warten, erobert zu werden.

Auf 99 Hütten und Almen werden sie dann neue Kräfte tanken können und den Ötztaler Lebensstil vollends genießen. Sonnenverbrannte Schindeln. Schwere Holztische. Eine rot karierte Tischdecke. Blühende Almwiesen und auch die weidenden „Kühe vor Kulisse“ kommen wieder ins Spiel. Idylle pur. Und dazu eine Schmankerl-Jause. Käse von der Alm für die Vegetarier unter ihnen und ganz viel Gemütlichkeit. Der Anreise-Stau auf der A8 in Richtung Innsbruck wird so umgehend in Vergessenheit geraten.

„Almzeit“ nennt Sölden das Hüttenvergnügen und untermalt es mit Erlebniswanderungen und Attraktionen für die gesamte Familie: Geschichtszeit in der Edelweißhütte zum Kennenlernen der Vergangenheit der Ötztaler Bewohner. Die Tierzeit mit Streichelzoo und Ponyreiten am Forellenteich. Die Kunstzeit wird auf der Gampe Alm zelebriert werden – zwischen bizarren Felsen, knorrigen Bäumen und bunten Alpenblumen werden Skulpturen thronen als Gegensätze zu den Kunstwerken, die die Natur selbst erschaffen hat. Wenn die traditionelle „Musi“ zur Musikzeit auf der Löple Alm erklingt, nehmen die Bayern wohlmöglich Reißaus, dafür gefällt’s den Touristen aus aller Welt. Den Verlust nimmt man an dieser Stelle billigend in Kauf.

Stufe V – Der Höhepunkt: Adrenalin, Nervenkitzel, Abenteuer.

Das soll es noch nicht gewesen sein. Sölden wird noch eines draufsetzen. Das werden die Bayern im Leben nicht vergessen. Was die Natur ohnehin bietet, wird noch getoppt und umfassend genutzt. Auf dem 47. Breitengrad entsteht eine Spaß Area der besonderen Sorte, ein Outdoor Spielplatz, der sich gewaschen hat, die Area 47. Einer der weltweit größten Hotspots für Abenteurer, ein Eldorado für Wasserratten, ein Erlebnisparadies für Kids, Teens und Erwachsene. Tage, ach was Wochen können sie dort verbringen, diese nimmersatten Adrenalinjunkies.

Wem unsere Sölden Mountainbike Downhill-Parcours noch keinen Respekt einjagen, die Area 47 wird es unter Garantie. Hier vereinen sich die Elemente zu einer actiongeladenen Ouvertüre, die in einem Crescendo aus Nervenkitzel und Adrenalin mündet und begleitet von leichten Fanfaren ihren Ausklang findet.

35 Sportarten. Europas einzige Deep-Water-Soloing-Kletterwand mit Landung im Wasser. Österreichs höchster Sprungturm mit 27,5 m Höhe. Spektakuläre Rafting- und Canyoning-Action. Vertikale Klettermomente im Hochseilgarten unter der Brücke. Crossbike. H₂O extrem im 20.000 m² umfassenden Wasserpark und in der neuen Wakeboard-Area. Und wenn Muttern es nach mehrmaligen erfolglosen Versuchen immer noch nicht schafft, mit dem Wakeboard ins Gleiten zu geraten, soll sie einfach in der Sonne chillen und sich den angesammelten Angstschweiß im Badebereich abwaschen.

Sölden ist sich gewiss, wer noch immer nicht überzeugt ist, kann nur ein Couchpotato sein, kein Bergliebhaber. Der soll doch an die Nordsee fahren und sich im Watt glücklich suhlen.


Disclaimer:

Liebe Skiliftgesellschaft Sölden – Hochsölden GmbH, liebes Central ich bedanke mich für die Einladung zu diesem wunderbaren Sommerwochenende. Ich habe mich gerne von euch hinters Licht führen lassen. Nur, dass ihr Herzseen gestaltet und Berge aufschüttet, nehme ich euch nicht ab. Und wie zum Teufel ist euch das mit den Kühen gelungen? Festgetackert?