Ostertanztage 2015 - Vorblick

Ostertanztage 2015 - Vorblick

Ostertanztage in der Staatsoper Hannover: 2015 finden sie zum 12. Mal statt, Ende März bis Anfang April. Dank ihrer Qualität haben die Ostertanztage Hannover international einen guten Ruf erreicht - Anfragen kommen zunehmend auch von einer Kompanie, die während der Ostertanztage auftreten möchte.

Neu ist in diesem Jahr eine Mitwirkung der Besucherinnen und Besucher - der Bürgerinnen und Bürger Hannovers - an der begleitenden Ausstellung. Nur noch bis zum 31. Januar 2015 können sie eigene Tanzvideos von einer Minute Länge einsenden, in allen möglichen Tanzstilen und Formationen. Die Beiträge werden von dem Videokünstler Philipp Contag-Lada zu einer aufwändigen Installation zusammengestellt und bei der Eröffnung der Oster-Tanz-Tage am Samstag, den 27. März 2015 ab 16 Uhr im Opernhaus vorgestellt. Damit nicht nur dem Opernpublikum allein die Freude am Zusehen bleibt, wird die Installation auf ein Fenster der Staatsoper projiziert. Dieses Projekt wird unterstützt vom Kulturdezernat der Landeshauptstadt Hannover. Weitere Informationen hier - wo auch erste Beispiele angesehen werden können.

Neu ist auch, dass Publikumsgespräche mit den ChoreographInnen im Lavesfoyer stattfinden.

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In diesem Jahr sind Produktionen aus anderen Ländern stark vertreten - das aber mag dem sogenannten Zufall zu verdanken sein, denn im Gegensatz zu den Movimentos-Festwochen in Wolfsburg (wo ausschließlich internationale Produktionen gezeigt werden) ist es das Anliegen der Ostertanztage Hannover, heimische Produktionen vorzustellen und zu fördern. Die beiden eingeladenen Gäste aber kommen diesmal aus Finnland und aus dem fernen Taiwan.

Die Tanzszene Skandinaviens ist im Wachstum begriffen und erreicht zunehmend internationales Ansehen. Auch die Tero Saarinen Company Helsinki wird inzwischen international gefeiert. Sie gastiert am 31. März mit ihrer im August 2014 uraufgeführten Neuproduktion Morphed zur Musik von Esa-Pekka Salonen, die ausschließlich von Männern getanzt wird (Bildbeispiel oben). Darin erforscht Tero Saarinen "mit Tänzern unterschiedlichen Alters und unterschiedlichster Tanzrichtungen Themen wie Veränderung und Sensibilität. Vor allem aber möchte er mit seiner Produktion die gängigen Definitionen  von Männlichkeit hinterfragen. Dabei werden nicht nur die gängigen Klischees in Frage gestellt. Getragen von der Energie der Musik Esa-Pekka Salonens, die von brutaler Aggressivität in absolute Weichheit umschlägt, betrachtet Saarinen das Spiel und die Reibung entgegengesetzter Kräfte: Heroismus und Sinnlichkeit – und alles, was dazwischen liegt. Dabei nutzt der Choreograph die individuellen Qualitäten seiner acht Tänzer. Die Virtuosität der tanzenden Männer wird zum Zeichen der Menschlichkeit." Aufführung am 31. März 2015 ab 19.30 Uhr. Weitere Informationen auf der Netzseite der Tero Saaarinen Company.

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Erstmals ist in Hannover eine Kompanie aus Ostasien zu Gast - Asiens führendes zeitgenössisches Tanztheater. Das Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan zeigt die Choreografie Water Stains on the Wall von Lin Hwai-Min (Musik: Toshio Hosokawa) (2. Bildbeispiel). In seiner neuen Arbeit Water Stains on the Wall (Wasserspuren an der Wand) "stellt Lin Hwai-min seine Tänzer vor die gewaltige Aufgabe, auf einer acht Grad geneigten Bühne zu tanzen. Die gesamte Bühne wirkt wie ein leeres Blatt Reispapier, wie es traditionell von chinesischen Kalligraphen und Malern benutzt wird. Zudem werden Schattenbilder von vorbeiziehenden Wolken auf das Set projiziert. Die Bewegungen der Tänzer erinnern an frei fließende Tinte, die sich immer verändernden Wolken stellen exquisite Räume dar, die ständig wechseln, wodurch die chinesische Landschaftstuschemalerei  auf der Bühne zum Leben erweckt wird. Begleitet werden die Tänzer von der Zen-artigen Musik des renommierten zeitgenössischen japanischen Komponisten Toshio Hosokawa. Sie wirbeln und springen auf der abgeschrägten Bühne mit absoluter Leichtigkeit. Die Metapher der „Wasserspuren an der Wand“ ... steht seit der Tang-Dynastie (618-907) für höchste Ästhetik chinesischer Kalligraphie. Inspiriert von der traditionellen Schreibkunst schuf Lin Hwai-min sein gleichermaßen flüchtiges wie beeindruckendes Werk Water Stains on the Wall. Wie fließende Tusche auf weißem Reispapier ziehen dunkle Wolkenprojektionen über die Bühne. Die Tänzer scheinen über den Boden zu schweben als dunkler Pinselstrich, der sich im reinen Weiß verliert." Manches erinnert in der Choreografie an Kampfkunst - Athletisches und Mystisches wird verbunden. Außerordentlich sehenswert, etwas ganz Besonderes! Aufführung am April 2015 (Karsamstag) ab 19.30 Uhr. Weitere Informationen auf der Netzseite des Cloud Gate Dance Theatre.

Wie in jedem Jahr gibt es auch dieses Mal eine Gast-Produktion (als Auftragswerk) mit TänzerInnen des Hannoverschen Ensembles. Für 2015 wurde der italienische Choreograf Mauro Bingonzetti eingeladen. Er wird mit den HannoveranerInnen "Der Prozess" nach Motiven von Franz Kafka erarbeiten. "Josef K. erwacht am Morgen seines 30. Geburtstags – und nichts ist wie gewohnt. Um acht Uhr wird ihm nicht wie üblich sein Frühstück ins  Zimmer gebracht, stattdessen erklären ihm zwei Fremde ohne Angabe von Gründen, er sei verhaftet. Trotzdem könne er weiterhin in seinem Pensionszimmer wohnen und auch seiner Arbeit  in der Bank nachgehen. Zunächst glaubt Josef K. an einen üblen Scherz, der sich wohl rasch aufklären werde. Aber als er auf keine seiner Fragen eine halbwegs sinnvolle Antwort oder nachvollziehbare Erklärung bekommt, wird er sich langsam der dramatischen Veränderungen bewusst ..." So nimmt das Verhängnis seinen Lauf, am Vorabend seines 31. Geburtstages wird Josef K. schließlich von den zwei Herren abgeholt - er setzt dem kaum Widerstand entgegen und stirbt schließlich 'wie ein Hund'. Schon das Romanfragment von Kafka entwickelt einen rätselhaften Sog - Momente der Melancholie, der latenten Gewalt, der schwelenden Bedrohung, dazwischen blitzt seltsamer Humor auf (Kafka selbst soll beim Vorlesen seines Werkes immer wieder laut aufgelacht haben): Sicherlich darf mit Spannung und Vorfreude erwartet werden, wie Bingonzetti es in Tanz umsetzt - auch wenn vieles inhaltlich kaum zu ertragen sein wird. Uraufführung am 27. März 2015 ab 19.30 Uhr; eine weitere Aufführung ist für den 7. April, ebenfalls 19.30 Uhr vorgesehen. Weitere Informationen hier. 

Eingebunden in die Ostertanztage werden außerdem zwei Eigenproduktionen des Ballettchefs Jörg Mannes:

"Dornröschen"am 1. April 19.30 Uhr - mehr dazu hier - und

am Ostersonntag 5. April 18.30 Uhr das Musical von Frank Loesser "How to Succeed in Business without Really Trying" - das ist zwar kein bloßes Tanzstück, aber die Ballettkompanie ist eingebunden - auch das hat Tradition in Hannover, die Beteiligung des Balletts an anderen Stücken. Weitere Informationen auf der Netzseite der Oper.

Damit ist das Gesamtprogramm der Ostertanztage noch keineswegs erschöpfend beschrieben.
Hinzu kommen:

- die Ballett-Kinderwoche vom 30. März bis 6. April: Mit einer Auswahl von 15 Kindern wird Jörg Mannes zusammen mit professionellen TänzerInnen "Dornröschen für Kinder" erarbeiten. Bei der Auswahl der Kinder sind alle 29 Ballettschulen Hannovers beteiligt. Jörg Mannes erzählt immer wieder mit Begeisterung, wie viel Freude ihm die Arbeit mit Kindern macht. Aufführung am Ostermontag 6. April 18.30 Uhr.

- ein Workshop der "Spätbewegten" am 5. April 14 bis 18 Uhr. "Die beliebten Kurse der Spätbewegten begeistern schon seit vielen Jahren tanzbegeisterte Menschen über 45. Mathias Brühlmann, ehemaliger Solist und derzeit choreografischer Assistent und Probenleiter an der Staatsoper Hannover, rief 2008 die Kurse ins Leben. Die Idee ist gewachsen und hat große Wellen geschlagen. Mittlerweile gibt es viermal wöchentlich Spätbewegten-Kurse und die Wartelisten sind lang geworden. Um mehr Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich daran zu beteiligen, gibt es auch diese Spielzeit zu den Oster-Tanz-Tagen einen Workshop mit dem Thema: Muss immer der Osterhase wiederkommen? Die TeilnehmerInnenzahl ist begrenzt. Anmeldung unter der Telefonnummer: 0511 9999 1062. Hier ist also noch eine Teilnahme möglich - aber nur für Schnellentschlossene, die begrenzte TeilnehmerInnenzahl wird schnell erreicht!

 - das Tanzspiel für Kinder von 3 bis 5 Jahren "Socke": "Am Ostermontag um 10 Uhr wird »Socke!« im Kleinen Ballettsaal des Opernhauses wieder die Socken der allerkleinsten Kinder von 3 bis 5 Jahren zum Tanzen animieren. Eine Tänzerin des Ballettensembles und Steven Markusfeld, Betriebsdirektor des Balletts der Staatsoper, lassen gemeinsam mit den Kindern die Söckchen tanzen. Die Kleinen zahlen dafür 4€ - Eltern kommen umsonst mit. Danach gehen alle auf "Sockensuche" im Lavesfoyer (mit Überraschungen statt Osterei).

Ich bewundere sehr die Leistung der Staatsoper Hannover, denn diese große Vielfalt der Darbietungen und Aktionen wird (bis auf einen Zuschuss der Stadt für die Videoinstallation) mit viel Liebe aus dem eigenen Haus verwirklicht, finanziert über die Eintrittsgelder, letztlich aber unbezahlbar. Meine Vorfreude ist groß; ich kann nur empfehlen, sich rasch um Karten zu kümmern, der Kartenvorverkauf hat begonnen.

Text: Dr. Helge Mücke, Hannover, teils unter Verwendung von Pressetexten; Bilder von oben (Pressefotos, nicht frei verfügbar): © Heikki Tuuli Tero Saarinen Company Helsinki: Morphed; © Chen-hsiang Liu Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan: Water Stains On the Wall.


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