Alle Sparer werden in den Tagen nach Silvester feststellen müssen: Österreich hat schon längst eine Vermögensteuer, die ihre Ersparnisse langsam, aber sicher frisst.
Auch ohne abgeschlossenes Mathematik-Studium kann jeder Sparer relativ einfach ausrechnen, dass ihm angesichts einer Inflation von offiziell knapp unter zwei Prozent, realistisch betrachtet aber eher drei bis vier Prozent, und vielleicht einem Prozent Zinsen auf das Ersparte, die auch noch mit 25 Prozent zu versteuern sind, unter dem Strich ein Verlust von jedenfalls ein bis zwei Prozent bleibt.
Nachdem dieser beklagenswerte Zustand schon einige Jahre andauert und wohl auch noch weitere Jahre anhalten wird, bedeutet das eine Enteignung der Sparer, die sich gewaschen hat. Im Ökonomen-Kauderwelsch zur Verschleierung unangenehmer Tatsachen nennt man das „Financial Repression“. Tatsächlich handelt es sich aber natürlich um eine Vermögensteuer in Höhe von ein bis zwei Prozent pro Jahr, die halt einfach nicht so heißt. Da kommt über die Jahre einiges zusammen an Schwund des mühsam Ersparten.
Jene Abgabe auf Vermögen, die die SPÖ unter dem populistischen Begriff „Millionärssteuer“ vergeblich gefordert hatte, gibt es also schon längst. Und sie schlägt wesentlich brutaler zu, als es die SPÖ je zu formulieren gewagt hat. Denn während die Sozialdemokraten wenigstens einen Freibetrag von einer Million Euro zugestanden hätten, enteignet die als Financial Repression getarnte Vermögensteuer auch jeden Pensionisten, der sich ein paar tausend Euro fürs eigene Begräbnis auf die hohe Kante gelegt hat.
Als größter Schuldner weit und breit profitiert die Republik kolossal von den absurd niedrigen Zinsen und erspart sich Milliarden an Euros, die im Gegenzug auf den Sparbüchern fehlen.
Eine Abzocke der besonders unerfreulichen Art also, die noch dazu krass unsozial ist. Denn die Reichen parken ihr Vermögen in der Regel nicht auf dem Sparbuch der Sparkasse ums Eck, sondern in Immobilien, Aktien und anderen Beteiligungen. Ihnen kann diese Form der verdeckten Vermögensteuern mehr oder weniger egal sein.
(Quelle: Die Presse)
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Die Analyse dient nicht als konkrete Handelsempfehlung. Eine Haftung für Vermögensschäden ist ausgeschlossen.