Ostern ohne Ostereier? Wie ich persönlich das Dilemma ums Ei löse.

Von Heike

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

dieses Jahr tue ich mich mit Ostern schwer. Zum einen, weil wir noch mitten im Renovieren stecken und auch die kommenden Feiertage dazu nutzen wollen, das Büro des LEM fertigzustellen. Für Ostereier verstecken und suchen wird nicht viel Zeit bleiben. Okay, aus dem Alter sind wir inzwischen sowieso raus… Und auch das Wetter lädt nicht wirklich zu ausgedehnten Freiluftaufenthalten ein.

Gibt es noch richtig gute Eier von richtig glücklichen Hühnern?

Sunny side up

Dann ist da die Sache mit den Ostereiern. Nach den letzten Skandalen um die aufgedeckten Misstände in Legebetrieben ist das Vertrauen in das “gute deutsche Ei” bzw. in die Produzenten desselben sozusagen den munter plätschernden Bach runtergegangen.

Die Eiersituation im Supermarkt

Beim letzten Einkauf habe ich mir die Zeit genommen, die Eierkartons einmal genauer unter die Lupe zu nehmen:   Da gab es Eier aus der Region. Die Ställe sind nur gut 20 Kilometer von WM entfernt, der Bauer selbst lächelt wohlwollend vom Karton, aber die Eier stammen von Hühner aus reiner Bodenhaltung. Ein Grund für mich, den Karton wieder ins Regal zu legen. Die nächsten Eier, die ich in Augenschein nahm, stammten aus Deutschland, waren als Freilandeier gekennzeichnet, aber der Legebetrieb stammte aus Viersen. Was, von WM aus gesehen, nicht gerade um die Ecke liegt. Auch diese Eier blieben im Regal. Dann griff ich nach den mit dem einen oder anderen Biosiegel gekennzeichnten Kartons. Die Eier waren korrekt mit einer 0 für “Ökologische Erzeugung” ausgezeichnet. Aber auch hier stammte keins der Ei legenden Hühner aus der Region. Beim Discounter habe ich dann Bioeier entdeckt, die eine noch weitere Reise hinter sich hatten. Sie stammten aus den Niederlanden oder Polen. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, Produkte aus anderen Ländern zu kaufen. Die Orangen, Kiwis und Mangos, die ich als vitaminreiche Abwechslung zu den lokal angebauten Äpfeln kaufe, stammen ja auch nicht aus dem kalten Deutschland, sondern aus wärmeren Gefilden. Das nehme ich als so gegeben hin. Bei Bioeiern aus Polen oder den Niederlanden bekomme ich allerdings schon vor dem Verzehr leises Bauchgrummeln. Ich möchte den betreffenden Produzenten ja nichts unterstellen und hoffe sowohl für die involvierten Hühner wie auch für uns Konsumenten, dass dort, wo Bio drauf steht, tatsächlich Bio drin ist. Aber mit Sicherheit wissen tue ich es nicht. Und nach den in den vergangenen Wochen aufgedeckten Missständen bleibt ein gewisses Unbehagen beim Eierkauf erhalten.

Ostern ohne Ei? Verzicht oder Kompromiss?

Und nun steht also Ostern an. Eine Zeit, in der sich der Eierkonsum in den meisten Haushalten locker verdreifacht. Aber wie steht es mit den Hühnern? Wissen die, was von ihnen in dieser Saison erwartet wird und hängen die sich richtig rein ins Eierlegen? Frei nach dem Motto: Ich wollt ich wär ein Huhn, ich hätt nicht viel zu tun. Ich legte jeden Tag ein Ei und zu Ostern auch mal drei?

Weil wir das Huhn an sich nunmal nicht fragen können, liegt es an uns, den  Konsumenten, sich mit der Problematik zu beschäftigen. Wir müssen uns darüber klarwerden, ob

  1. wir zu Ostern auf das traditionelle Osterei komplett verzichten möchten.
  2. wir unseren Konsum einschränken möchten.
  3. wir unsere Bezugsquellen von Eiern überdenken und ändern möchten.
  4. wir die ganze Problematik verdrängen möchten. Schließlich ist ja nur einmal im Jahr Ostern.

Meine persönliche Entscheidung zu Ostern: Eier ja, aber deutlich weniger und nicht zum Kochen oder Backen.

Nach einigen tiefgehenden Überlegungen (beim Malern hat man ja den Kopf frei, um über andere Dinge nachzudenken…) bin ich für mich persönlich zum Entschluss gekommen, Punkt zwei und drei zu beherzigen. Ich habe beim Hofladen meines Vertrauens eine Bestellung aufgegeben. Allerdings für deutlich weniger Eier, als ich es in den Vorjahren getan habe. Diese Eier werde ich hart kochen (zum Färben fehlt dieses Jahr die Zeit) und bewusst, Ei für Ei, als Delikatesse zu Ostern verzehren. Beim sonstigen Kochen und Backen werde ich auf den Gebrauch von Eiern verzichten. Dazu bedarf es keiner Hexerei, sondern nur des Wissens, wodurch man Eier ersetzen kann.

Wer noch einmal nachlesen möchte, wie Kochen und Backen ohne Eier funktioniert, kann dies hier in einem früheren Beitrag tun.

Ein lustiges und fix gemachtes Osterdessert

Wer Lust hat, seine Liebsten  zu Ostern mit einem lustigen, superfix zubereiteten wie auch optisch ansprechenden Dessert zu verwöhnen, kann dies mit dem folgenden Rezept tun.

Süßes „Spiegelei“  (2P)

125 g Cashewkerne
300 ml kochend heißes Wasser
Saft einer Zitrone
3 MSP fein abgeriebene Zitronenschale
2 – 3 EL Puderzucker
100 ml Pflanzenmilch
2 Aprikosenhälften (frisch oder aus der Dose)
Die Cashewkerne mit dem Wasser übergießen und 4 Stunden darin quellen lassen.
Die Cashewkerne in ein kleines Sieb geben und mit klarem Wasser abspülen. Danach abtropfen lassen.
Die Cashewkerne mit dem Zitronensaft, der Zitronenschale, dem Puderzucker und der Pflanzenmilch in den Mixbehälter des Mixers oder der Küchenmaschine geben und alles zu einer feinen Creme pürieren.
Die Creme im Kühlschrank etwa 60 Minuten kalt stellen.
Die Creme in 2 Portionen so auf einem flachen Teller verteilen, dass sie wie das gebratene Eiweiß eines Spiegeleis aussieht.
Die Aprikosen mittig wie ein Eigelb aufsetzen.
Tipp:
Wenn Sie die Creme komplett rohköstlich zubereiten möchten, sollten Sie die Cashewkerne 12 Stunden in kaltem Wasser einweichen lassen und dann wie im Rezept beschrieben weiter verfahren.
 

Und wie halten Sie es, liebe Leserinnen und Lesern mit dem Osterei? Verzicht oder Kompromiss?

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch ein altes “Familienrezept” verraten. In meinem Elternhaus aßen wir die hart gekochten Osteier nicht mit Salz und (vielleicht) einem Klecks Mayo, sondern mit mittelscharfem Senf und reichlich Maggiwürze. Das mag, zugebeben, für den einen oder anderen kulinarisch grenzwertig erscheinen. Aber Tradition ist schließlich Tradition. Und in Erinnerung an meinen vor knapp 4 Jahren verstorbenen Vater werde ich diese Familientradition auch in diesem Jahr beibehalten. Aber nur und ausschließlich zu Ostern!

Ihre Heike Kügler-Anger

P.S.: Vergessen Sie nicht, beim Gewinnspiel um mein Kochbuch Vive la Provence einen Kommentar zu Ihren liebsten Reisezielen in Frankreich abzugeben!