Österliche Bräuche – Brauchtum

Von Bergeinvorarlberg @sportvorarlberg

Ostern, in der Regel jene Zeit, in der die Krokusse, Osterglocken, Schneeglöckchen und Märzenbecher aus dem Boden sprießen. Eine Zeit, in der die Natur langsam wieder aus ihrem langen Winterschlag erwacht. Einem Schlaf, der in früheren Jahren länger und vor allem intensiver war. Ostern eine Zeit für die letzten Schwünge im Schnee, idealerweise von Sonne begleitet, oder eine Zeit, um die Skier gegen die Bergschuhe zu tauschen. Ostern, eine Zeit, die ähnlich, wie Weihnachten von Bräuchen begleitet wird, die weit zurück reichen.

Das Osterei – lange Tradition

Das Osterei kann auf eine lange Geschichte verweisen. Das sogenannte Pasch-Ei wird nachweislich erstmals 1054 erwähnt und wurde am Ostermorgen als Symbol geschenkt. In der Regel wurde das Ei rot eingefärbt. Erzählt man sich mancher Orts, dass das Ei als Symbol der Auferstehung geschenkt wird, so wurde es damals als Symbol für das Grab Jesu gesehen. Durch das Erhitzen war es hart wie Stein, tot, leblos und kalt. Die heute übermittelte Botschaft hingegen klingt schöner, fröhlicher: Christus ist auferstanden – das Ei als Zeichen der Auferstehung.

Das Ei selbst hat aber seinen Ursprung wohl eher in der Fastenzeit, die in früheren Jahren deutlich intensiver gelebt wurde. In der vierzigtägigen Fastenzeit haben die Christen früher, dank des Fastens, geistig gelebt. Verzichtet wurde auf Fleisch, Fette, Milch, Butter, Sahne und Käse. Auch auf Eier wurde verzichtet, da man diese als flüssiges Fleisch ansah. Da das Frühjahr die beste Legezeit für Hühner ist, entstand dadurch ein Problem. Eier haltbar zu machen ist nicht einfach. Daher entstand der Brauch vom Fastnachthuhn. So wurde auf Umwegen auch die Anzahl der gelegten Eier reduziert.

Die Chinesen haben bemalte Eier schon vor fünftausend Jahren bemalt zum Frühlingsanfang verschenkt. Für die Chinesen ist das Ei ein Symbol der Fruchtbarkeit.

Aber auch für die Juden hat das Ei Tradition. Brezel und Eier stehen symbolisch für den fortdauernden Charakter des Lebens. Daher werden sie bei Trauerfeiern als Speise serviert. Das Ei selbst steht hier für verhindertes Leben und ist ein Symbol der Trauer.

Bei den Christen gelangt das Ei normalerweise in den sogenannten Weihekorb und wird mit anderen Spesen (Osterlamm, Osterfladen, ein Stück Schinken oder Speck, Salz) zum Altar zur Weihe getragen. Die geweihten Speisen wurden dann zum Frühstück verzehrt, da man diese nüchtern essen musste, damit sie, laut Brauchtum, wirken konnten. Mancherorts wurden die Eier „angeditscht“, also an beiden Enden eingedrückt, damit sie die Weihe besser empfangen konnten. In bäuerlichen Regionen wurde das geweihte Ei auch auf dem Acker vergraben, damit eine gute Ernte eingefahren werden konnte.

Der Osterhase – ursprünglich von der Kirche verpönt

Der Hase selbst war in frühen Jahren ein unter Christen verpöntes Tier. Sein Liebesleben, das als „ausufernd“ angesehen wurde, stieß dabei auf. Deshalb wurde der Hase von gläubigen Christen auch nicht verspeist. Der Hase stand für Fruchtbarkeit und Sinnlichkeit.

Seit 1800 ist der Osterhase jedoch fixer Bestandteil des österlichen Brauchtums. Wenngleich bereits früher über seine Bedeutung zu lesen ist. Urkundlich wird von sogenannten „Haseneiern“ gesprochen. Damals wurde oft erzählt, dass der Osterhase diese Eier in den Garten legt. Richtigen Einzug in das österliche Fest erhielt der Osterhase durch die Entdeckung des Rübenzuckers und der Süßwarenindustrie, die mit sympathischen Hasen eine neue Absatzquelle in der Frühjahrszeit fand. Der Osterhase wurde als Süßigkeit in vielen unterschiedlichen Formen erfolgreich verkauft.

Der Osterhase selbst, als Symbol für Ostern, war noch vor dem ersten Weltkrieg, in vielen ländlichen Regionen unbekannt. Erst in den dreißiger Jahren war er dann in kaum einer Familie mehr wegzudenken.

Die Tiroler konnte dem Eier legenden Hasen nichts abgewinnen und haben seit jeher von der Osterhenne gesprochen. Kein Wunder, sind sie der Landwirtschaft doch deutlich mehr verwurzelt als viele andere Regionen ;)

In Thüringen, Schleswig-Holstein und Oberbayern war es interessanterweise in der Regel der Hahn, der als Symbolfigur diente.

Pumpermittwoch – die stummen Glocken

In vielen Gegenden verstummen die Kirchenglocken ab Gründonnerstag. Sie sind, so erzählt man, nach Rom geflogen. In Tirol hat man in früheren Jahren, in Gedenken an den nahen Tod Jesu, am Mittwoch vor dem Gründonnerstag die Kerzen gelöscht. Die Finsternis war ein Zeichen der Trauer. Die Gründonnerstagsmesse – das letzte Abendmal – war eine der bedeutsamsten Messen. Der Verrat von Judas stand im Mittelpunkt und wurde am Ende der Predigt mit einem starken Schlagen gegen die Kirchenbänke lautstark hervorgehoben.

Später wurden auch selbst aus Holz hergestellte Geräte mitgebracht, um die Wut, den Ärger und die Trauer zum Ausdruck zu bringen. So hielten die „Ratschen“ Einzug in das österliche Leben. Die „Ratschen“ ersetzten in der Folge die Kirchenglocken, die Stumm blieben bis zur Auferstehungsfeier.

Prozessionen – Grabwachen

Nach wie vor wird in einigen Orten Tirols die Tradition der Grabwachen und Prozessionen intensiv gepflegt. In Arzl und Nauders finden solche statt und die heiligen Gräber werden mystisch geschmückt und nicht selten finden auch heute noch sogenannte Grabwachen statt. Das eigentliche Osterfest wurde am Karsamstag mit der Auferstehungsfeier gefeiert.

Am Ostermorgen selbst kam die dörfliche Gemeinschaft zusammen. Es wurden und teilweise werden sie das heute noch Osterläufe abgehalten. Teilweise musste mit Eiern ein Hindernispacour bewältigt werden.

Emmausgehen und Osterziehen

Auch der Ostermontag hat in der ländlichen Region tiefe Wurzeln. Am Ostermontag wurden die Verwandten besucht. Dieser Brauch geht auf das Evangelium von Lukas zurück, der davon berichtet, dass sich zwei Jünger auf den Weg machten, um in den Ort Emmaus zu gehen. Auf dem Weg dorthin trafen sie Jesu, erkannten diesen aber auf den ersten Blick nicht. Erst als dieser das Brot mit ihnen teilte wurde ihnen bewusst, dass Jesus von den Toten auferstanden sein musste.

Das Osterziehen hingegen – ebenfalls vor allem im Tirol verbreitet – geht es darum, dass junge Burschen am Abend des Ostersonntags durch die Straßen ziehen und aus unaufgeräumten Gärten Gegenstände einsammeln und zum Dorfplatz tragen. Die Besitzer konnten diese Gegenstände, unter Belustigung der anderen Dorfbewohner, dort am Morgen des Ostermontag wieder abholen. In Kematen (liegt bei Innsbruck) wird dieser Brauch noch heute gelebt.