Ostereier sortieren

Von Strukturundstrategie

Na, hattet ihr schöne Ostern? Wir hatten wunderbare, sonnige, genussvolle Tage.

Was hat euch der Osterhase gebracht?

Blätterkrokant, einen Milka-Noisette-Hasen und diese winzigen roten Lindt-Eier, die so schwer auszupacken sind? Hmm, gratuliere! Oder Niederegger Marzipan, Rumkugeln und Eierlikörpralinen? Das wär ja mal eine Pleite! Also – für mich! Ich hör schon meine Lieblingstochter rufen „Aber ich liebe Marzipan!“ Genau. Was für den einen ein Hochgenuss ist, verursacht dem anderen Würgereiz.

Das ist ja simpel!

Hier ist der Perspektivenwechsel relativ leicht: „Die Geschmäcker sind halt verschieden.“ Sehr praktisch, kann man sich doch den Inhalt der verschiedenen Osternester untereinander geschickt aufteilen: „Ich tausche meine Marzipankartoffeln gegen deine Schaum-Eier.“ Klare Win-Win-Situation.

Alles nur Ostereier!

Wenn aber die Kinder in der Schule Vorlieben entwickeln, die Eltern nicht gutheißen? Wenn der Partner die Zahnpastatube nie! zuschraubt? Und der Nachbar Löwenzahn am Gartenzaun züchtet…

Hey, das sind auch nur Ostereier! Tauschst du halt gegen andere! Deine Tochter ist zwar kein Überflieger in Mathe, dafür spielt sie die erste Geige im Orchester und räumt zuhause freiwillig ihr Zimmer auf. Du besorgst dir eine eigene Tube Zahnpasta (Das findest du bescheuert? Na, was ist denn hier bescheuert? Sich jeden Tag ärgern oder zwei Tuben Zahnpasta am Waschbecken?) und am Gartenzaun lässt du halt Clematis ranken.

Zufrieden?

So, hast du alles getauscht gekriegt? Nein? Da sind jetzt blöderweise immer noch Eier, die du nicht magst und die sonst auch niemand mag und du bleibst offenbar drauf sitzen?

Und außerdem haben die anderen viel schönere Nester?

Irgendwie bist du bei der Verteilung der Eier wohl ein bisschen kurz gekommen: Du hast Geldsorgen, dein Partner kümmert sich zu wenig um dich, du kannst deinen Job nicht leiden und den Chef sowieso nicht. Deine Kindheit war ein Alptraum? Weinbrandpralinen?

Ja, solche Nester gibt’s. Und da brütest du und brütest du und die Eier werden immer größer. Und ungenießbarer. Das geht den anderen mit ihren Nestern übrigens nicht anders.

Was mach ich jetzt damit?

Runterschlucken? Stop, nicht kauen, das gibt Bauchweh. Wart mal.

Du entscheidest, was du mit den Eiern machst, die da in deinem Nest liegen. Und dabei ist es unabhängig, wer die Eier reingelegt hat. Ich leg mir ab und zu gern selbst ein Ei ins Nest, von dem ich später behaupte, ich wär’s nicht gewesen. Immer schön ehrlich bleiben, auch und vor allem zu dir selbst. Nicht immer war‘s der Kuckuck!

Wenn dir ein Ei nicht gefällt, schau es dir in Ruhe an. Überleg, wer es in dein Nest gelegt hat, und warum. Vielleicht wollte dir derjenige etwas Gutes tun und der Schuss ging nach hinten los? Sogar für unerwünschte Geschenke ist manchmal Dankbarkeit angebracht. Bringen sie dich doch wieder auf tolle neue Ideen und einen Schritt weiter.

Und schlussendlich musst du sie nicht alle runterschlucken. Es gibt viele Möglichkeiten: Mach Nikoläuse draus, oder Schokocrossies. Du kannst manche dem  Absender mit einem freundlichen Lächeln zurückgeben (und ihn bitten, auf weitere Geschenke dieser Art zu verzichten) und manche kippst du einfach in die Tonne. Ehrlich, Tonne ist erlaubt.

Nur du musst dich mit diesem Nest auseinandersetzen: Was kann bleiben, was muss raus, und wie geht das am schnellsten?

Nach Ostern ist vor Ostern!

Damit nächste Ostern das Nest dann eher so aussieht, wie du es dir vorstellst, musst du genau überlegen, was du drin haben willst. Mach eine Liste! Beschreib die Eier, die in deinem Nest liegen sollen, beschreib dein Leben, wie du es haben willst.

Für mich auf jeden Fall lila Hasen.

Genieß den Weg!