Ostbayerns "Solar-Bauern": Schmale Gratwanderung zwischen Profit und Landschaftsschutz

Der Bayerische Bauernverband beklagt den zunehmenden Flächenverbrauch im Freistaat. Dabei sind es vor allem auch die "Solar-Bauern", die ihre Äcker und Wiesen mit Solarzellenflächen bedecken, um dort hoch subventioniert Strom zu ernten. Besonders Ostbayern ist von der Entwicklung betroffen.
Regensburg (obx-BayernReport - internet-zeitung) - Die Funktionäre der Bauernverbände sehen durch den Landverbrauch im Siedlungs- und Straßenbau die Landwirtschaft in Gefahr. "Alleine in Bayern gehen täglich 20 Hektar verloren", begründete der Bayerische Bauernverband (BBV) kürzlich eine Unterschriftenaktion für mehr Flächenschutz. Im direkten Widerspruch dazu: immer mehr Landwirte werden zu "Solar-Bauern" und überpflastern ihre eigenen Felder und Wiesen mit lukrativen Solarparks. Bisher sind in Bayern bereits acht Millionen Quadratmeter meist ehemalige Landwirtschaftsflächen mit Solaranlagen überdacht. In Bayern besonders betroffen: Niederbayern und die Oberpfalz.
"Tag für Tag verlieren wir wertvolle Äcker und Wiesen durch Überbauung, die deshalb nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden können", schrieb etwa der Bayerische Bauernverband kürzlich. Fakt ist allerdings, dass in Bayern mittlerweile rund acht Quadratkilometer Außenbereiche mit Photovoltaikmodulen überdacht sind. Das entspricht etwa der Größe eines durchschnittlichen bayerischen Landkreises. Der BBV hätte gerne, dass es - Landverbrauch hin oder her - noch mehr werden. So kritisierte der Oberpfälzer BBV-Bezirkspräsident Franz Kustner das geplante Verbot von Solaranlagen auf Freiflächen "als unüberlegten Radikalschlag". Er sei überzeugt, Bürgersolaranlagen im Besitz von Landwirten und der ländlichen Bevölkerung würden auch in Zukunft breite gesellschaftliche Akzeptanz finden. "Bei den derzeitig schlechten Erzeugerpreisen sind wir ja schon fast gezwungen, zur Einkommensstabilisierung (der Bauern) Alternativen im Bereich der Erneuerbaren Energien zu prüfen", so Kustner.
Bedenken gegen das "Zupflastern" von Feldern hin oder her: "In den BBV-Landesfachausschüssen überwog bisher die Meinung, den Eigentumsgedanken und die Chancen für die Landwirtschaft auch bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen im Vordergrund zu sehen", so der BBV. Dabei habe aber "der Schutz von land- und forstwirtschaftlichen Flächen für den Bayerischen Bauernverband absolute Priorität", sagte noch kurz vor seinem Ausscheiden aus der Verbandsspitze der frühere BBVPräsident Gerd Sonnleitner. Eine schwierige Gratwanderung.
Fakt ist: Der Verbrauch von Landwirtschaftsflächen durch den Bau der lukrativen Solarfelder geht weiter. Der Freistaat steht hier an der Spitze beim Ausbau der Solarenergie in Deutschland. Die Zahl der beispielsweise im Versorgungsgebiet von E.ON Bayern installierten Photovoltaik-Anlagen ist mittlerweile auf über 200.000 Anlagen mit insgesamt 40 Quadratkilometer Kollektorfläche gestiegen. Ein Weltrekord: in der Region zwischen Hof und Garmisch-Partenkirchen, Würzburg und Passau sind damit heute bereits mehr Solarkraftwerke installiert als in den gesamten USA.
Die Gesamtleistung der von E.ON Bayern ans Netz gekoppelten Anlagen beträgt über 4.300 Megawatt und entspricht damit zumindest theoretisch nahezu der Leistung von drei Kernkraftwerken - sofern die Sonne scheint. Im Zuständigkeitsbereich der E.ON Bayern sind damit heute nahezu 20 Prozent der bundesweit installierten Photovoltaik-Kraftwerke am Netz. Motor für den Boom sind die enormen Subventionen: Solaranlagen-Betreiber erhielten im vergangenen Jahr in Deutschland rund acht Milliarden Euro an Subventionen, die über den Strompreis finanziert werden. Selbst Betreiber von Kleinanlagen mit Leistungen von nur 1.000 Kilowatt erhalten über eine garantierte Zeitspanne von 20 Jahren rund 8.600 Euro Einspeisungsvergütung. Solarzellen auf dem Feld scheinen für viele Landwirte lohnender als die vom BBV in seiner offiziellen Meinung propagierte weitere Bestellung der Felder. Die Kosten dieser verdeckten Landwirtschaftssubventionen zahlen die Stromverbraucher.

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