Ostbayern: Deutschlands größte Freilichtbühne

Bei zahlreichen Festivals schlüpfen 2011 wieder tausende Laienschauspieler in historische Kostüme.
Regensburg/Passau (obx - internet-zeitung) - Ob Drachenstich in Furth im Wald, die Waldfestspiele in Bad Kötzting oder die Agnes-Bernauer-Festspiele in Straubing: In keiner Region Deutschlands wird mehr Theater gespielt als in Ostbayern. In diesem Sommer stehen in der Oberpfalz und in Niederbayern bei mehreren Dutzend großen und über einhundert kleinen Festspielveranstaltungen wieder mehrere Tausend Laienschauspieler und Profis auf den Bühnen.
"Die ganze Welt ist ein Theater", schrieb bereits William Shakespeare ins Manuskript seines Lustspiels "Wie es Euch gefällt". In Ostbayern wird die Erkenntnis des englischen Dichters wie nirgendwo sonst mit Leben erfüllt. Die Region zwischen der tschechischen Grenze, der alten Reichshauptstadt Regensburg und der Landeshauptstadt München gilt als Europas größtes Festspielzentrum. Tausende Laienschauspieler begeistern auch in diesem Sommer wieder mehrere Millionen Zuschauer auf Dutzenden Bühnen - sei es in Naturkulissen oder inmitten historischer Stadtkerne, wenn sie zumeist historische Schlüsselereignisse hautnah lebendig werden lassen. Die Leidenschaft der Ostbayern in ihrer Freizeit in historische Rollen zu schlüpfen hat viel Kurioses und große Dramen geboren, bewegende Historienspiele und spannende Zeitreisen in die Geschichte.
So wird bei den Agnes-Bernauer-Festspielen in Straubing (24. Juni bis 24. Juli) seit 1935 alle vier Jahre ein Teil der Stadtgeschichte aus dem 15. Jahrhundert von 200 Bürgern aus Stadt und Landkreis vor der historischen Kulisse des ehemaligen Herzogschlosses aufgeführt. In Bad Kötzting im Landkreis Cham kann man bei den Waldfestspielen (25. Juli bis 9. August) in diesem Jahr den Klassiker der Weltliteratur "Bernarda Albas Haus" in bayerischer Mundart erleben. Das berühmte Drama des spanischen Autors Federico Garcia Lorca ist ein eindringliches Stück über die Rolle der Frau in der ländlichen Gesellschaft.
Ein echtes Flaggschiff des ostbayerischen Festspielsommers ist der Further Drachenstich, das älteste Volksschauspiel Deutschlands (5. bis 22. August). Mitte des 17. Jahrhunderts haben die Further - urkundlich belegt - erstmals "ihren" Drachen zu Fronleichnam durch den Ort gezogen. Daraus entwickelte sich ein beeindruckendes Spektakel mit einem Feuer spuckenden Ungeheuer, das mittlerweile von einem High-Tech-Roboter voll mit modernster Elektronik und Spezialeffekten dargestellt wird. Am Ende wird das 16 Meter lange und 11 Tonne schwere "Tier" von einem mutigen Ritter erlegt.
In Waldmünchen im Landkreis Cham erinnern mehr als 300 Hobby-Schauspieler in einem nächtlichen Schauspiel in drei Akten an die wechselvolle Geschichte des Ortes während des österreichischen Erbfolgekriegs (16. Juli bis 8. August). Vor mehr als 250 Jahren soll der grausame Herrscher "Trenck der Pandur" mit seinen wilden Horden durch die Region gezogen sein. Die großen Volksauftritte und die wilden Reiterszenen im Widerschein lodernder Lagerfeuer machen das Spielgeschehen äußerst lebendig.
Über 150 engagierte Laien-Schauspieler stehen vom 9. Juli bis 6. August in der historischen Pfalzgrafenstadt Neunburg vorm Wald auf der Bühne und spielen die Legenden der Hussitenkriege nach. Aufgeführt wird ein anspruchsvolles, mitreißendes Volksschauspiel. Lodernde Feuer, Reitergefechte, historische Musik, scharfe Streitgespräche und humorvolle Einlagen sollen die Zuschauer in ihren Bann ziehen.
Mehr Informationen über die Termine des ostbayerischen Festspielsommers gibt es im Internet unter http://www.ostbayern-tourismus.de.

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