Ossa-Sepia-Guss eine einmal zu nutzende Gusstechnik
Um zu wissen, um was für ein ungewöhnliches Hilfsmittel es sich handelt, das hier zum Gießen verwendet wird, erkläre ich zunächst, was eine Ossa-Sepia-Schale eigentlich ist.
Rückenschulp vom Tintenfisch
Es handelt sich hierbei um den elliptischen Rückenschulp der Tintenfischart Sepia officinalis. Diese Schale befindet sich im Rücken des Tintenfischs direkt unter der Haut. Die Oberfläche dieser Schale ist grobkörnig und sehr hart; die feinkörnige Unterseite dagegen ist recht weich. Die Schalen haben eine Länge von 16-30 cm. Die Breite beträgt 5-10 cm. Sie bestehen hauptsächlich (80-90 %) aus Calciumcarbonat (kohlensaurer Kalk).
Nach dem Tod der Tiere werden die Schalen nach deren Verwesung frei. Da sie sehr leicht sind schwimmen sie und können durchaus an den Strand gespült werden.
Auswahl der benötigten Schale
Die Größe, wie auch die Dicke der Schale richtet sich nach dem Gussmodell.
Die Schale sollte nicht vollkommen ausgetrocknet sein, keinerlei Risse haben und die weiche Innenseite sollte vorzugsweise ein leicht nach oben gewölbte Oberfläche haben.
Vorbereitung der Schale für einen zweiteiligen Ossa-Sepia-Guss
Nachdem die Wahl der beiden Schalen getroffen ist, werden diese von überflüssigen Randstücken befreit. Die dünnen Enden lassen sich am besten mit einer Säge abtrennen. Sie können nicht verwendet werden.
Ist dies geschehen, werden beide Hälften auf der weichen Seite abgefeilt und auf einem Abziehstein plan abgezogen, damit sie nahtlos aufeinander passen. Um ein gutes Ergebnis zu erhalten ist diese Anpassen beider Hälften sehr wichtig. Sie müssen so aufeinander liegen, dass nichts kippelt!
Nun wird in eine Hälfte das Gussmodell vorsichtig bis zur Hälfte seiner Höhe in den weichen Teil der Ossa-Sepia-Schale gedrückt. Neben dem Modell werden zusätzlich zwei oder drei Markierungshilfen (kleine Blechwinkel oder ähnliches) mit eingedrückt, ebenfalls bis zur Hälfte.
Es ist wichtig, dass jeweils das breitere Endstück sich nachher beim Guss unten befinden
Ossa-Sepia-Guss, 3-teilig
wird, da es mehr Halt gibt, wenn dies Schale zum gießen aufrecht gestellt werden. Wird ein Ring mit einem großen, massivem Kopf gegossen, so sollte der Ringkopf in den dickeren Teil der Ossa-Sepia-Schale gedrückt werden. Das heißt: der Ringkopf befindet sich beim Eingießen von Gold oder Silber unten. Der Ring sollte aber zum unteren Ende noch genügend Abstand besitzen, da das flüssige Metall ansonsten durchbrennen könnte. Ein Abstand von mindestens 1 cm sollte in der Regel ausreichen.
Sind diese Vorgaben berücksichtigt wird für den Ossa-Sepia-Guss das zweite Schalenstück passgenau auf das Erste gedrückt. Es muss so fest gedrückt werden, bis kein Zwischenraum mehr vorhanden ist. Stellt man beide Schalen jetzt auf die Seite, die später unten ist, kann man auf der Oberseite Markierungen anzeichnen oder leicht einritzen, die die Breite des Eingusskanals vorgeben.
Anlegen des Gusskanals
Danach werden die beiden Hälften vorsichtig getrennt und das Modell entnommen. Die Markierungen (Blechwinkel) bleiben natürlich in den Schalen. In beide Hälften kann jetzt mit einem scharfen Messer der Gusskanal geschnitzt werden. Er sollte sich Trichter-förmig nach unten verjüngen. Dies führt später zu einem erhöhten Einflussdruck des Metalls. Zusätzlich ist es zu empfehlen noch nach oben gerichtete Luftkanäle einzuschnitzen. Nach oben kann dan die Luft entweichen, ohne dass das Metall hineinfließen kann. Sind die Luftkanäle nach unten gerichtet, würde das Metall sie füllen.
Jetzt werden beide Hälften mit Hilfe der Markierungen wieder zusammen gesteckt und mit Bindedraht fest miteinander verbunden.
Die Form für den Ossa-Sepia-Guss ist fertig.
Ossa-Sepia-Guss gehört mit zu den Guss-Techniken mit einer verlorenen Form, ebenso wie der schon vorgestellte Sandguss.
Es gibt neben dem zweiteiligen Ossa-Sepia-Guss auch einem mit drei Schalenteilen, den ich zu einem anderen Zeitpunkt vorstellen werde. Auf der obigen Skizze ist dieser schon zu sehen.