Oslo | Zwischen Seeluft und roten Latzhosen

An diesem Wochenende gab es für uns eine Premiere: Zum ersten Mal würden wir im Zuge eines Wochenendtrips Skandinavien bereisen, genauer gesagt Norwegen, das Land der Fjorde, Wikinger und bunten Häuser. Wie immer haben wir uns dazu entschlossen, Photos der Reise mehr oder weniger "live" via Reise-Tumblr und Instagram zu präsentieren. Das ist zwar meist auf Handyphotos beschränkt und von lokalen W-Lan-Angeboten abhängig, funktioniert aber erstaunlich gut. Zumindest in netztechnisch fortschrittlich denkenden Ländern wie den USA und eben Norwegen, Deutschland hinkt da etwas hinterher. Mit relativ wenig Ahnung von dem, was uns erwarten würde, ging es also am 25. April gen Norden.
Oslo | Zwischen Seeluft und roten Latzhosen
Velkommen til Oslo  Willkommen in Oslo
Freitagsmorgens war nach gefühlten drei Stunden Schlaf um 05.00 Uhr das gefürchtete Aufstehen angesagt. Denn mit knappen 40 Minuten Fahrtzeit zum Flughafen Tegel und einem Puffer vor dem eigentlichen Abflug um 08.20 Uhr ging das gar nicht anders. Aber: Kaffee intravenös bewirkt Wunder.
Nach einem erstaunlich angenehmen, knapp eineinhalbstündigen Flug mit Air Berlin landeten wir am Osloer Lufthavn Gardermoen. Dieser ist mit seiner Kombination aus Glas-Stahl-Architektur und dem nahezu überall verbauten Holz ein echtes Schmuckstück. Hier erkennt man ziemlich schnell das soganannte "skandinavische Design", dass schon lange vor IKEA für Minimalismus und Ordnung bekannt war. Filigran und modern, ja, aber für manche ob des komplexen, in sich verschlungenen Grundrisses auch zunächst etwas verwirrend. Norwegisch ist durch die Verwandschaft zum Deutschen gelesen noch halbwegs leicht zu entschlüsseln, doch das gesprochene Wort entbehrt für ungeübte Hörer jeglicher Greifbarkeit. Zum Glück beherrscht der größte Teil der Norweger ein erstklassiges Englisch, das macht die Verständigung leichter.
Von den vielen Wegen, auf welchen die Reisenden von Gardermoen nach Oslo gelangen können, entschieden wir uns für die Schienenvariante. Schnell am äußerst intuitiv bedienbaren Automaten für 90 Kronen (ca. 11 Euro) zwei Tickets gekauft und zwanzig Minuten später landeten nach einer Fahrt durch bergige Landschaften mit kleinen Dörfern in der Hauptstadt. Die Oslo Sentralstasjon wirkt wie eine kleine Version des Flughafens, jedoch mit einem entscheidenden Vorteil: kostenloses W-Lan! In Zeiten von Google Maps und Foursquare lebenswichtig! Und was macht man, wenn man bereits acht Stunden auf den Beinen ist? Richtig, Pizza essen. Gestärkt ging es anschließend zu Fuß zum Hotel. Um uns einen ersten Eindruck der Stadt zu verschaffen, wanderten wir über die noch recht wenig bevölkerte Karl Johans Gate, eine Einkaufsstraße, die den Hauptbahnhof mit Nationaltheater und Schlosspark verbindet. Vorbei an Geschäften uns bekannter und unbekannter Marken, einigen Cafés und Häusern im Gründerzeitstil erreichten wir nach etwa zehn Minuten dann das langersehnte Hotel.
Magien i den første  Der Zauber des Anfangs
Das Park Inn liegt in der verkehrsberuhigten Øvre Slottsgate, nur wenige Gehminuten vom Hafen entfernt. Dort empfing man uns sehr herzlich, der Check In dauerte keine 2 Minuten. Das Zimmer im sechsten Stock mit der Nummer 621 war ebenfalls recht ansehnlich, wenn man von Kleinigkeiten wie einer losen, fast abfallenden Halterung für Duschutensilien und nicht wirklich gründlich abgestaubten Regalen absieht. Die Schiebetür zum Sanitärbereich des Zimmers ist indes relativ sinnlos, schließt sie doch nicht mit der Wand ab und ist so immer quasi fünf Zentimeter weit geöffnet. Zum Glück sind wir zwei uns nach knapp 6,5 Jahren Beziehung vertraut genug für diese Offenheit. Immerhin konnten wir auf dem Zimmer einen kleinen Nespresso-Automaten benutzen und Wasserkocher plus Tee gab es auch. Gratis Internet ebenso, was nach deutschen Maßstäben enorm gastfreundlich ist. Denn in vielen deutschen Hotels ist man im Jahr 2014 immer noch der Meinung, ein kostenloser Internetzugang für Gäste sei nicht unbedingt notwendig. Kurz und knapp zusammengefasst: Für den bezahlten Preis ist das Park Inn wegen seiner Ausstattung und Lage in der Stadt durchaus weiterzuempfehlen.
Den Hafen zu finden nahmen wir uns nach dem Auspacken als erstes vor, wenn auch nur als grobe Richtung. Denn bei Städtereisen ziehen wir es in der Regel vor, uns einfach draußen ins Getümmel zu stürzen, uns treiben zu lassen und die Geheimnisse der Straßen ohne festen Plan zu entdecken. So gelangen wir immer wieder an versteckte Schätze, die abseits der Fassaden warten.
Erfreulicherweise stellte uns Visitoslo.com einen VIP Oslo Pass zur Verfügung, der für die kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, freien Eintritt in zahlreiche Museen und Rabatte für Aktivitäten aller Art sorgte. Kostenlosen Zutritt hat man in der gut erhaltenen Akershus Festung sowieso. Nahezu frei kann man sich in der Anlage aus dem 14. Jahrhundert bewegen, überall laden grüne Wiesen zum Verweilen ein. Zudem hat man von dort oben einen unglaublichen Ausblick aufs Meer. Die Festung wird mit ihren Grünanlagen, den Pferdestallungen und historischen Befestigungsbauten heute von der norwegischen Regierung zu Repräsentationszwecken und als königliches Mausoleum genutzt.
Oslo | Zwischen Seeluft und roten Latzhosen
Nachdem die Festung und die umliegenden Straßen erkundet waren und sich die ersten Anzeichen von Erschöpfung bemerkbar machten, trieb es uns am Rathaus vorbei nochmal zurück in die Straßen. Die Mischung aus Touristen und Einheimischen schien ausgeglichen zu sein, seltsam schienen nur die vielen Jugendlichen in roten, mit Norwegen-Flaggen besetzten Latzhosen. Es müssen wirklich hunderte gewesen sein, die in jeder Straße, in jedem Geschäft und in jedem Park zu sehen waren - Wahnsinn! Einen Abstecher noch zu einem Supermarkt, ein bisschen Wasser und Obst gekauft und noch einmal die frische Meeresluft genossen, dann ging es ab "nach Hause" ins Hotel.
Sov godt, verden - Schlaf Gut, Welt

Erschöpft, aber zufrieden fanden wir uns später im Zimmer wieder, und taten als erstes, was typisch für uns ist: Handyphotos bearbeiten und irgendwo hochladen. Anschließend im riesigen Bett einschlafen und sich auf den nächsten Tag freuen. So muss Urlaub sein.

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