Oscars 2019

Von Privatkino

Es ist wieder einmal so weit, die Oscars 2019 stehen vor der Tür. Seit 30 Jahren wird diese Gala-Vorstellung von KEINEM Host geleitet – ein Grund mehr, in der Nacht von Sonntag auf Montag wach zu bleiben – Ich und Yvonne sind natürlich wieder „live“ dabei.

Dieses Mal haben wir uns auch gut vorbereitet und alle Filme angesehen, die als „Bester Film“ nominiert sind.

Hier die Filme in alphabetischer Reihenfolge:

Black Panther

Der Film sticht eher durch seine Stunt-Sequenzen und durch seine beeindruckende Optik, anstatt guter Charaktere und einer nachvollziehbaren Story hervor. Tatsächlich habe ich mir diesen Film erst angesehen, als dieser tatsächlich als bester Film nominiert wurde. Aus dem Hause Marvel gibt es doch bessere Inszenierungen … und an einem „The Dark Knight“ reicht es nie und nimmer! Unterhaltsam ist es aber auf jeden Fall.
Und dieses Projekt war und ist für viele Afroamerikaner eine Herzensangelegenheit, als sie endlich einen „schwarzen Superhelden-Film“ bekommen haben, nachdem sie sich immer hinter einem weißen Helden haben verstecken müssen. (Blade zählt nicht…)

Meines Erachtens hat der Film im Bezug auf die Black-Rights Thematik einiges liegen gelassen – oder es wirkte beim gezeigten zu sehr aufgesetzt.

Bernhard: 6/10
Yvonne: 8/10

BlacKkKlansman

Der erste Spike Lee Film, den ich mir (mit Yvonne) im Kino angesehen habe – generell ist meine Spike Lee Ausbeute von angesehenen Filmen sehr, sehr mau (soviel ich mich erinnern kann, habe ich noch „Inside Man“ gesehen – und daran kann ich mich kaum noch erinnern).
Die Idee hinter dem Film war sehr verlockend, die Ausführung … sie war in Ordnung. Er pendelte zwischen bitterböser Satire und bitterem Ernst hin und her und man weiß nicht so recht, wie man diesen Film jetzt betrachten sollte. John David Washington (der Sohn von Schauspiel-Superstar Denzel Washington) machte seine Arbeit recht solide, brilierte hier aber nicht so stark wie es z.B. Adam Driver als hin und her gerissener Jude tat, der auch als bester Nebendarsteller nominiert wurde. Das Ende fand ich doch zu hektisch und die Endmontage mit dem erhobenen Zeigefinger deutend war eher für eine Dokumentation geeignet als für diesen Film. Zumindest hätte er das etwas passender einbauen können.
Der Film war ganz ok, aber ich glaube nicht, dass ich ihn mir nochmals ansehen würde.

Bernhard: 6/10
Yvonne: 7/10

Bohemian Rhapsody

Vollständige Rezession: https://privatkino.org/2018/11/11/bohemian-rhapsody-film/

Bernhard: 8/10+ (Favorit!)
Yvonne: 8/10

The Favourite – Intrigen und Irrsinn

Als ich mit Yvonne 20 Minuten lang im Kinosaal saß, dachten wir genau das selbe: „Wie zum Teufel sind wir hier nur hineingeraten und wie zum Teufel kommen wir hier wieder raus!?“
Ich hatte mich schon auf einen experimentellen Film vorbereitet – aber nicht auf einen Pseudo-Lesben-Porno des frühen 18. Jahrhunderts. Ja, der Film hat tolle Kostüme und ein schönes Szenenbild – die Kameraführung hat sich dabei auch was gedacht. Die Autoren haben sich bei den Charakteren auch was gedacht, damit jeder seinen Feinschliff bekommt und authentisch rüber kommt…

ABER WAS UM HIMMELS WILLEN SOLL DAS FÜR EIN FILM SEIN!?

Wir haben „The Tree Of Life“, „Boyhood“ und „Toni Erdmann“ überlebt … und nun auch diesen …. „Film“. Mein ganz persöhnliches „Downlight“ der Filmgeschichte … und dann auch noch mit 10 Oscar-Nominierungen … 10!!!

Sollte tatsächlich dieser Film den Oscar als bester Film bekommen, sind die Oscars für mich wahrlich gestorben!

Bernhard: 2/10 (wegen der Kostüme)
Yvonne: 3/10 (wegen den hübschen Kostümen und der niedlichen Häschen!)

Green Book – Eine besondere Freundschaft

Mr. True Detective #3 (ein ausgezeichneter noch obendrein!) auf seiner Fahrt mit dem zurückgekehrten König aus Mittelerde durch die Südstaaten Amerikas der 60er Jahre. Da war ein Kino-Besuch eigentlich Pflicht (und ja … auch weil er nominiert wurde).
Meines Erachtens sticht der Film durch seine exzellent ausgearbeiteten Charaktere heraus – besonders die Chemie zwischen Viggo und Mahershala stimmt einfach. Keiner wirkt platt und abgedroschen. Hier wird gekonnt mit Klischees gespielt, die Charaktere aber schaffen es, in keiner dieser Fallen hineinzugeraten.
Ich persönlich finde die Einführung von Don Shirley (Mahershala) ein wenig „over-the-top“ und das Ende doch etwas mau (ich meine, mit seinem Bruder passiert ja jetzt gar nichts?!), aber den Film trotzdem sehr gelungen und die Rollen echt gut gespielt. Auch hier kommt wieder die Frage auf, warum wird Viggo Mortensen als bester HAUPTDarsteller und Mahershala Ali lediglich als bester NEBENDarsteller nominiert wird – wieder das schwarz/weiß-Gefälle? Vielleicht aber auch nur Taktik (wie es bei Christoph Waltz der Fall war) oder die Tatsache, dass Viggo tatsächlich mehr Leinwandzeit am Konto hatte als Mahershala. Aber wenn ich zwischen den 2 Charakteren wählen müsste … würde ich doch Viggo „Lip“ Mortensen nehmen!

Würde ich auf jeden Fall nochmal sehen!

Bernhard: 8/10
Yvonne: 7/10

Roma

Nach „Gravity“ schielt der mexikanische Filmemacher Afonso Cuarón wieder auf die Oscars, und das gleich mit 10 Nominierungen. Als Novum: ein ausländischer, mexikanischer Film hat die Möglichkeit auch bester Film zu werden! Verdient? Und was würde das erst für die Branche bedeuten, wenn ein Netflix-Film hier gewinnen würde – der Anfang vom Ende des Kinos?

Sagen wir es mal so … trotz seiner 10 Nominierungen (und aufgrund des Schocks durch „The Favourite“) habe ich meine Erwartungen etwas heruntergeschraubt – und selbst die wurden hier unterboten. Auch hier stellen wir (Ich und Yvonne) die Frage … haben wir denn überhaupt keinen Film-Geschmack mehr? Sind wir wirklich so „unwissend“ geworden? Denn auch dieser Film rechtfertigt meiner Ansicht nach NIE UND NIMMER 10 Nominierungen!
Ein Film, der so vor sich hin plätschert, Einstellung … für Einstellung … für Einstellung … ZzzZzzZzz …
… *hust* … der lediglich mit der Szene des Aufstandes (was gerade mal 5 Minuten dauert!) meine Aufmerksamkeit geweckt hat.

Man bezeichnet das als ansehnlichen Realismus? Ich bitte euch … wenn jemand so sehr darauf steht, soll er nicht ins Kino gehen, sondern einfach aus dem Fenster starren! Gut war vielleicht noch die Szene im Krankenhaus oder auch am Strand zum Schluss … sagen wir, die letzten 40 Minuten waren ok … aber das davor kann getrost vergessen werden… auch der nackte Bruce Lee mit seinem langem … Stock … „Gehirn an Gedächnis, bitte löschen … LÖSCHEN!!“

Bernhard: 3/10
Yvonne: 2/10

A Star Is Born

Da Yvonne Lady Gaga als Menschen und Sängerin sehr gerne mag, war es nur selbstverständlich, dass wir uns auch diesen Film ansehen. Ich hatte nicht wirklich viel von diesem Film erwartet – und habe auch nicht viel von diesem Film bekommen. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass es das Regie-Debüt von Bradly Cooper ist, der auch die Hauptrolle spielt und das Drehbuch mitgeschrieben hat.
Die Story war aber plump und ideenlos – vielleicht ein etwas besserer TV-Film. Lady Gaga als Schauspielerin … also ich weiß nicht so recht. Vielleicht sollte sie doch beim Gesang bleiben und weiterhin ihre soziale Ader beibehalten. Komischerweise mochte ich Bradly Cooper als abgehalfterten Country-Star (dessen Absturz doch erst spät und dann holprig von statten ging) – aber das allein reicht wirklich nicht.

Bernhard: 5/10
Yvonne: 5/10

Vice – Der zweite Mann

Der letzte Film auf der Liste ist auch der letzte Film, der im deutschsprachigen Raum veröffentlicht wurde. Das menschliche Chamäleon Christian Bale hat wieder zugeschlagen, oder sagen wir lieber – sein Bauch! Es ist erstaunlich, mal hungert er sich beinahe zu Tode, dann zaubert er einen dicken Bierbauch hervor – kein anderer Schauspieler kann seinen Körper so transformieren wie er (das kann doch gar nicht gesund sein!?).
Und die Transformation des in den Ruhestand getretenen Batman zum ehemaligen Vize-Präsidenten Dick Cheney ist wirklich verblüffend. Alleine die Art wie er sich bewegt! In dieser Hinsicht würde ich ihn sogar über Rami Malick als „Freddy Mercury“ stellen!
Hier hat man auch wirklich versucht, eine etwas andere Biografie zu erschaffen, die nicht einfach linear und konservativ aberzählt wird. Hier und da gibt es die eine oder andere schwarze Satire, die vor allem durch den unbekannten (und erst am Schluss aufgelösten) Erzähler Kurt dargestellt wird. Mal serviert der Kellner seinen Gästen Cheney & Co verbal die exquisitesten Foltermethoden und wie sie diese legal halten können. Mal verrät ein Standbild oder ein Schriftzug die besondere Message hinter einer Szene. Oder mal wird mitten im Film eine Abblende konstruiert und die Credits werden herabgelassen – zu einem wahrlich passendem Zeitpunkt! Ja ich muss zugeben, das hat schon Stil und Daumen hoch an die Autoren und auch dem Regiesseur, der früher vor allem durch Will Ferrel Filme „geglänzt“ hat (!!!). Die Schauspieler stechen durch ihre Authenzität hervor, sowohl Christian Bale als Dick Cheney, oder Sam Rockwell als George W. Bush – auch Amy Adams spielt ihre Rolle wirklich gut. (Und der arme Colin Powell konnte einem echt leid tun!)
Das alleine reicht mir persönlich aber noch nicht, einen großartigen Film zu produzieren – aber die Richtung ist wahrlich eine vielversprechende!

Bernhard: 7/10
Yvonne: 8/10

Bernhard:
Mein Favorit von den genannten Filmen wäre … „Bohemian Rhapsody“, da er sehr unterhaltsam und schön anzusehen war – ein Film, den ich gerne wieder sehen möchte! Trotz seiner Probleme bei der Produktion, und die Tatsache, dass schon mehrere Anläufe erfolglos verliefen (sprich Sasha Baron Cohen als Freddie Mercury!), und mitten im Film der Regiesseur ausgewechselt werden musste, ein wirlich toller Film!
Dicht gefolgt von „Green Book“ mit seinen toll ausgearbeiteten Charakteren und „Vice“ als meine Nr. 3 mit seinem Stil (und natürlich durch seine Schauspieler). Ein absoluter Tiefpunkt wie schon erwähnt „The Favourite“ – welches mich auf so vielen Ebenen verstörte, dass ich wahrscheinlich nie wieder ein Häschen anrühren kann, ohne an diesen Film denken zu müssen … und das auch noch mit 10 Nominierungen! Roma machte es leider auch nicht besser.

Yvonne:
Ein Fazit, wie schreibt man es, wenn die Oscar Favoriten „Roma“ und „The Favourite“ heißen und man selbst nicht ganz versteht, wie das nun passieren konnte.
Ginge es nach mir, dann stehen „Bohemian Rhapsody“ und „Vice“ gemeinsam auf dem Treppchen – überzeugt hat mich bei beiden einfach die schauspielerische Leistung, so dass ich gar nicht wählen mag, wer nun der bessere Film ist.
Solange keiner von den vermeintlich Favoriten gewinnt, ist es ein verdienter Sieg.

PS: wer ist euer Favorit? Ist er eventuell gar nicht nominiert worden?

Bilder @ Wikipedia.com