ORSA – Die neue Seuche?

„Hilfe! Mein Mann kommt gerade aus dem Krankenhaus, dort haben sie ORSA festgestellt! Müssen wir jetzt alle mit Kittel und Mundschutz herumlaufen?“ Solche oder ähnliche Alarmmeldungen höre ich in letzter Zeit immer häufiger. „Ruhig Blut!“ ist meine Antwort. „Ein gesunder Mensch wird von ORSA nicht krank. ORSA – das ist ein (allerdings großes) Problem in der Krankenhaushygiene. Hier zu Hause müssen wir auch gewisse Regeln beachten, aber das ist bei weitem nicht so schlimm wie während des stationären Aufenthaltes.“

ORSA – Die neue Seuche?

ORSA sind Staphylokokken


ORSA – Was ist das?

ORSA ist die Abkürzung für Oxacillin resistenter Staphylococcus aureus. Manchmal wird er auch MRSA, Methicillin resistenter Staphylococcus aureus, genannt. Staphylokokken sind potentielle Eitererreger, die bei allen Menschen auf der Haut und auf den Schleimhäuten vorkommen können. Bei allen Menschen, also auch völlig gesunden, die keinerlei Eiterung oder sonstige Anzeichen einer Infektion zeigen. Wir sprechen in solchen Fällen nicht von einer Infektion, sondern von einer Besiedelung mit S. aureus. Im Krankenhaus zeigen sich in den letzten Jahren Stämme dieser Eitererreger, die resistent gegen eine Vielzahl von Antibiotika sind und als ORSA oder MRSA bezeichnet werden. Ein ORSA-Keim ist also ein multiresistenter Staphylokokkus aureus.

Gefährlicher Krankenhauskeim

Und im Krankenhaus macht dieser Keim Probleme. Geschwächte Patienten, also z.B. solche mit Krebserkrankungen, auf der Intensivstationen oder mit Blasen- oder Venenkathetern sind gefährdet durch die Infektion mit ORSA. Deswegen muss die Ausbreitung mit ORSA in den Krankenhäusern mit aller Macht verhindert werden. Dies geschieht dadurch, dass die Patienten alleine oder mit anderen ORSA-Patienten in einem Zimmer liegen. Die Besucher müssen vor Betreten des Zimmers einen Kittel und einen Mundschutz überziehen, diese Verkleidung müssen sie vor Verlassen des Raums wieder in einem speziellen Behälter entsorgen. Vor Verlassen des Raums müssen die Besucher sich die Hände mit einem Desinfektionsmittel desinfizieren. Das gleiche gilt natürlich auch für Ärzte, Krankenschwester und Pfleger. Der Patient muss Kittel und Mundschutz tragen, wenn er den Raum für Untersuchungen und dergleichen verlässt. Durch diese – für den Patienten und Besucher psychisch sehr belastenden Maßnahmen – soll die Ausbreitung von ORSA im Krankenhaus verhindert werden.

Wird man ORSA auch wieder los?

Die Besiedelung mit ORSA Keimen kann man auch wieder loswerden. Während gegen eine gefährliche Infektion bestimmte Reserve-Antibiotika eingesetzt werden, ist dies bei der Besiedelung nicht angebracht. Hier werden antibiotische Nasensalben, desinfizierende Mund- und Rachenspülungen und desinfizierende Mittel für die Haut und die Haare eingesetzt. Das muss ein paar Tage hintereinander durchgeführt werden, dann werden die Abstriche kontrolliert und wenn es geklappt hat, der Patient für ORSA-frei erklärt. Eine Erleichterung für viele Patienten!

Was muss ich als ORSA-Patient zu Hause beachten?

Im Gegensatz zu den Maßnahmen im Krankenhaus darf Sie zu Hause jeder besuchen, ohne Mundschutz und ohne Kittel. Einschränkungen gelten lediglich für Säuglinge sowie für immungeschwächte Patienten, z.B. solche mit Chemotherapie wegen einer Krebserkrankung. Auch Patienten mit offenen Wunden wie z.B. Unterschenkelgeschwüren sollten sich ein wenig vorsehen.

Der Pflegedienst, der zu Ihnen kommt, muss informiert werden. Die Schwestern und Pfleger müssen besondere Maßnahmen ergreifen, sonst tragen sie den Keim von Haus zu Haus. Natürlich muss auch Ihr Hausarzt Bescheid wissen, im Normalfall sollte er der Erste sein, der von der Klinik noch vor der Entlassung informiert wird.

Der Hausarzt sollte dann die Informationen an den Pflegedienst weiter geben, außerdem kann er mit Ihnen besprechen, ob und wann eine Sanierung der ORSA-Besiedlung in Angriff genommen werden kann.

Quellen

Robert Koch-Institut: Staphylokokken-Erkrankungen, insbesondere Infektionen durch MRSA

Universitätsklinikum Heidelberg: MRSA/ORSA-Informationsbroschüre (pdf)


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