Tom Duleys Turteltauben verzaubern Brautpaare
Sie turteln, busseln und bleiben sich ein Leben lang treu – kein Wunder sind „Tom Duleys weiße Hochzeitstauben“ ein beliebtes Highlight bei jeder Hochzeitsfeier. Von seinen rund 30 weißen Tauben reist immer ein Zwölfer-Team mit zu Hochzeits-Terminen: „Braut und Bräutigam bekommen je ein Tier in die Hand und ich trage ein Gedicht vor. Dann öffnet das Paar die Blumen geschmückte Kiste und der ganze Schwarm fliegt in den Himmel“, erklärt der Taubenzüchter aus Filderstadt. Dann fließen bei Schwiegermama schon mal Tränen der Rührung, auch wenn eine Taube dem Bräutigam ausnahmsweise auf die Anzugshose kackt. „Das kommt aber ganz selten vor“, lacht Tom Duley und erklärt: „Weiße Tauben stehen für Unschuld, Treue, Fruchtbarkeit und Kraft, außerdem sind sie ein internationales Symbol für Frieden – auch Aphrodite und Venus wurden manchmal als Tauben dargestellt.“ Zwar transportieren Tom Duleys Tauben ihre romantische Liebesbotschaft nur symbolisch, aber die etwa 400 Gramm schweren Vögel könnten durchaus zwei klein gefaltete DIN A4-Blätter in einer Fuß-Transportkapsel durch die Lüfte tragen. Angeblich brachten Tauben schon während der ersten Olympischen Spiele 776 v. Chr. die Ergebnisse in griechische Städte. Auch während des zweiten Weltkriegs waren Brieftauben beliebte Botschafter und die Schweizer Armee transportierte bis in die 90er Jahre Botschaften per Taube durchs teilweise funknetzarme Alpenland. Vier bis sechs Flügelschläge pro Minute bringen die weißen Tauben in einer Stunde rund 70 Kilometer weit: „Wenn meine Tauben nach einer Hochzeit vom Schloss Solitude heim fliegen, sind sie nach etwa 30 Minuten wieder im Taubenschlag. Manchmal brauchen sie aber auch länger und manche Taube kommt erst nach Tagen zurück – dann hat meistens der Habicht den Heimflug gestört. In dem Fall flüchten die Tauben und übernachten woanders, bis sie wieder sicher weiter fliegen können. Trotzdem fehlen nach etwa jeder dritten Hochzeit zwei Vögel“, bedauert der Züchter, streichelt liebevoll das Jungtier in seiner Hand – und die kleine Taube hält ganz still, genießt die Berührungen. Je routinierter die Flugroute, desto sicherer findet die Formation wieder heim. Die längste Strecke die Duleys Tauben zurück legen, entspricht etwa der Fluglinie von Barcelona nach Stuttgart. „Warum alle wieder so gut heim finden, weiß man nicht genau“, sagt er. „Fest steht wohl nur, dass sie sich am Magnetfeld der Erde, am Stand der Sonne und mit ihrem Geruchssinn orientieren.“ Auch wenn Tom Duley Freunde besucht, fahren seine Tauben in ihrer Box mit und fliegen zum Training wieder heim nach Filderstadt.
„Tauben züchten ist bei uns glaube ich ein aussterbendes Hobby, vielen ist der Aufwand einfach zu groß“, meint Tom Duley, der durch seinen Großvater dazu gekommen und mit 34 Jahren einer der jüngsten Taubenzüchter im Landkreis Esslingen ist. Seit zwei Jahren züchtet er selbst in der Zuchtanlage Filderstadt-Sielmingen. Jeden Morgen und Abend besucht er seine gefiederten Lieblinge, füttert sie mit allerlei Körnern, putzt den Schlag, schaut nach Gelegen oder beobachtet sie einfach beim Turteln. „Das ist für mich Entspannung pur und ein super Ausgleich zum Berufsalltag“, meint er. Anders in orientalischen Ländern, wo Brieftauben mit Stammbaum schon mal für 50 000 Euro den Besitzer wechseln. Auch hierzulande müssen die meisten Turtler übrigens immer noch zum Taubensport ran: So starten die Brieftaubenliebhaber der Reisevereinigung Stuttgart jeden Samstag einen LKW, der die gesammelte Taubenmannschaft beispielsweise nach Paris fährt, von wo aus die Vögel ihre Heimreise antreten – die Schnellsten werden zu begehrten Zuchttieren. Tom Duleys Tauben fliegen allerdings nicht um die Wette – sie turteln einfach in den Tag hinein und begleiten noch viele Brautpaare beim Start ins Eheglück. Kontakt: Tel. 0172-5988512, [email protected]. Fotos: Frank Erber