Das Kind eines Geisterbaumes, Adoptivkind eines Waldbewohners und nun doch eine Waise, macht sich auf den Weg, den Wald zu retten, dessen Licht verschollen ist und der nun von dunklen Kreaturen behaust wird.
GameplayDas Spiel kann am ehesten als eine Mischung aus Jump and Run und Metroidvania angesehen werden. Wir steuern das namensgebende kleine, flinke Wesen Ori. Die meiste Zeit hüpft man geschickt durch die Gegend, von Plattform zu Plattform oder auch an Wänden hinauf. Dabei schalten wir im Laufe des Spiels immer neue Fähigkeiten frei, die es uns erlauben, zuvor unerreichbare Orte zu besuchen. Beispielsweise den beinahe überall vertretene Doppelsprung.
Unterwegs sammeln wir Energie, Lebens- und Erfahrungspunkte auf. Erreichen wir dadurch einen neuen Level, erhalten wir einen Fertigkeitenpunkt, der sich dann auf einen der drei verschiedenen Fertiglkeitenbäume verteilen lässt.
Auch Kämpfe vermisst man nicht, obwohl diese ganz klar nicht der Fokus des Spiels sind. Uns zur Seite steht das Wesen Sein, das eine kleine blaue Energiekugel darstellt, die für uns auf Knopfdruck kämpft. Selbst zielen müssen wir dabei nicht. Dank hohem Schaden, den wir einstecken müssen, und - zumindest zu Beginn noch - kleinem Lebensbalken, macht das unsere Gegner aber ganz und gar nicht harmlos. Es gilt ihnen und ihren Geschossen geschickt auszuweichen, während unser Gefährte sie zerlegt.
Ori zählt, trotz seiner knuffigen Optik ganz klar nicht zu den leichtesten Spielen. Spätestens dann, wenn es zu den drei im Spiel verteilten Fluchtsequenzen kommt, die einiges an Geduld und Präzision erfordern.
OptikMan könnte eigentlich von jeder Szene des Spiels einen Screenshot machen und hätte damit sofort einen wunderbaren neuen Desktop Hintergrund. Das Spiel bietet malerische Kulissen, von denen man kaum die Augen lassen kann. Auch die Effekte sind gut gelungen und alles in Allem wirken die Umgebungen sehr lebendig. Alles ist animiert und bewegt sich. Die Animationen selbst sind flüssig und geschmeidig. Das fühlt sich gerade bei Ori sehr gut an und schafft ein angenehmes Spielgefühl.
StoryDie Geschichte selbst ist vielleicht nichts Besonderes und auch nichts, was man noch nie gesehen hätte. Dennoch fesselt sie gewissermaßen, da die Inszenierung einfach stimmig ist. Bevor wir überhaupt mit dem eigentlichen Gameplay starten, spielen wir erst einmal eine kürzere Sequenz, in der uns die Welt und die Hintergründe näher gebracht werden. Das ist so gut inszeniert, dass man richtig mit der kleinen Ori mitfühlen kann. Im späteren Verlauf des Spiels lässt sie allerdings ein wenig nach, weil der Fokus dann komplett auf dem Gameplay liegt und für die Erzählung nur noch in sehr raren Zwischensequenzen Zeit bleibt.
Sound / MusikImmer wieder unterschätzt und doch so wichtig.
Auch das Sound Design ist in Ori and the blind forest sehr gut gelungen. Die Sounds sind nie nervig und von der Lautstärke her gut abgemischt. Außerdem passen sie ins Setting und wirken nie irgendwie fehl am Platz.
Der Soundtrack ist eines der Highlights des Spiels. zu Beginn wirkt er noch etwas generisch und nicht sehr besonders, aber wenn man ihn dann nach Wochen immer noch nicht aus dem Kopf bekommt, weiß man, dass die Komponisten hier gute Arbeit geleistet haben.
Meine MeinungIch spiele gern und viele Indie Titel. Plattformer scheinen dort ein sehr beliebtes Genre zu sein und der eine setzt es besser um, der andere schlechter. Hier allerdings ist irgendwie alles stimmig. Die Spielfigur fühlt sich nicht - wie es in anderen Spielen häufig passiert - klobig und ungelenk an. Stattdessen wirken die Bewegungen und die Steuerung sehr organisch und flüssig, wodurch es ein riesiger Spaß ist, durch die wunderschönen Levels zu hüpfen. Alles wirkt märchenhaft und unschuldig, aber unter der Fassade erwartet den Spieler doch eine gute Portion Ernst auch Tragik. Gepaart mit dem Schwierigkeitsgrad kann man ganz klar sagen, dass Ori kein Kinderspiel ist. Gerade die Flucht-Passagen, die sehr knackig und flott sind. Aber selbst, wenn man dabei stirbt, wird man nicht aus dem Spielfluss gerissen, weil man sofort wieder am Ausgangspunkt ist, ohne dass auch nur die Musik stoppen würde. Mich hat es ein wenig an den allerersten Teil von Rayman erinnert.
Nur von der Story, die so stark beginnt, hätte ich mir gewünscht, dass sie nicht so sehr in den Hintergrund gerückt wird. Das ist schade, aber insgesamt verkraftbar.
FazitGanz klar, wer ein einfaches Spiel möchte, bei dem einem nichts abverlangt wird, der ist hier völlig fehl am Platze. Allerdings dürften Freunde jeglicher Hardcore Schwierigkeitsgrade hier aber genauso wenig bedient werden.
Wer es ein klein wenig knackig mag, wer es liebt, seine Geschicklichkeit ein wenig zu fordern und wen es nicht stört, dass die Kämpfe eher Nebensache sind, der ist hier aber genau richtig.
Das Gameplay steht ganz klar im Vordergrund und ist durchweg gut gelungen. Es fühlt und hört sich stimmig an.
Ori and the blind forest ist ein wahres Sternchen am Indie-Himmel. Von mir gibt es daher eine ganz klare Kaufempfehlung.