Wer so ordinär wie Mozart zeitweise daherredet, der kann bei den gegenwärtigen Normen natürlich nicht gesund gewesen sein – Mozart und das Tourette-Syndrom: Stichwort Hirnforschung – im “Neurologienetz” habe ich eine besondere Blüte der Pathologisierung von persönlichen Vorlieben dieser historischen Person angetroffen. Dabei wird gar auf einen möglichen Hirnschaden des “Genies” verwiesen. Mozarts Persönlichkeit sei als “Variante” demnach ein “Rätsel”…
So heißt es: ‘Briefe skizzieren aufgrund ihrer derben Sprache ein Bild des Musikgenies, das in hohem Maße irritiert. Auch in den bisher über elftausend erschienenen Publikationen über Mozart ist das Rätsel dieser Persönlichkeitsvariante nicht ausreichend entschlüsselt worden. Alfred Einstein, einer der Mozartbiographen, umgeht das Problem mit der lapidaren Feststellung, daß er “vieles am Menschen Mozart bedauerlich und befremdlich erlebt”… Die bisherigen medizinischen Erkenntnisse erlauben zumindest den Rückschluß, daß es sich um eine organische Erkrankung handelt, auch wenn deren Ursache noch im Dunkeln liegt. Denkbar wäre beispielsweise eine Schädigung des Gehirns während der Geburtsphase oder infolge einer Erkrankung in der frühen Kindheit.’
Mich sollten diese kulturellen Vorstellungen hingegen wohl besser nicht mehr irritieren.
Nachtrag: der Text eines gewissen Joseph Thilmann stammt offenbar bereits aus den späten 1980er Jahren, wobei naturgemäß ausgeblendet wird weshalb sich dieses Syndrom in Schriftsprache und Briefverkehr bei dem “Fall” ausgebildet haben soll, weil man naturgemäß ja auch gar keine anderen Überlieferungen davon hat…