Orakel und Weissagung

ManjushriWelchen Verlauf nimmt eine Unternehmung? Was verbirgt sich hinter diesen Symptomen? Wie wird das nächste Jahr verlaufen?
Über die Methoden der Weissagung kann man dann Auskunft über eine Sache geben. Doch zunächst ist es wichtig, die Frage genau zu formulieren, denn die Antwort liegt meist in der Frage verborgen. Je nach Fähigkeit wählt der Ngakpa eine Methode der Weissagung aus.
Die Anwendung der Methoden benötigt zunächst eine Reinigung des Geistes und Einstimmung auf die Frage. Danach wird ein Kontakt zwischen Klienten und Orakelwerkzeug hergestellt. Anschließend wird die Buddha-Weisheit in Gestalt von Manjushri oder einer anderen Figur, mit der die jeweilige Art der Divination verbunden ist, angerufen und eingeladen. Opfergaben werden dargebracht, Lobpreisungen können ausgesprochen werden und dann wird um Beistand und Klarblick in der Weissagung gebeten.

Orakel und energetische Diagnostik

Der menschliche Körper, die Emotionen und Gedanken sind nicht voneinander getrennt zu betrachten. Zwischen diesen Ebenen bestehen Zusammenhänge. So wirken sich Gefühle und Geistesinhalte auf den Körper genauso aus, wie auch bestimmte körperliche Ungleichgewichte ihren Niederschlag in den Emotionen und Gedankenstrukturen finden. Gefühle wie Ärger können beispielsweise mit ihren feurigen Energien physische Ressourcen abbauen. Das verbindende Element zwischen diesen Bereichen ist ein subtiles, funktionales Kontinuum wechselseitig bedingten Wirkens. Der Ausdruck dieses wechselseitig bedingten Wirkens findet sich einerseits eben körperlich-stofflich und geistig-emotional wie andererseits in der Gestaltung ihres Lebensumfeldes mit den dazugehörigen individuellen Lebenseindrücken.
Ein gesunder Organismus ist mit sich und allen seinen Wesensaspekten im Gleichgewicht. Ist dies der Fall, so ist er es auch mit seiner Umwelt. Ein kranker Organismus enthält in sich dieselben Kräfte und Impulse wie der gesunde. Diese können sich jedoch nicht mehr gegenseitig im Gleichgewicht halten. Ist nun die Harmonie gestört, so werden Wesensaspekte bevorzugt, andere benachteiligt – die einen verkümmern, die anderen entfalten sich im Übermaß. Ist das innere Gleichgewicht einmal verloren, so geht bald auch das äußere verloren.

Divination – der Spruch des Göttlichen

In einer geistig-energetischen Heilerpraxis bilden Divination und energetische Diagnostik daher eine Einheit. Diagnostik und Weissagung haben dieselben Ziele, doch sind ihre Zugänge zum Individuum unterschiedlich. Die energetische Diagnostik versucht über die im Körper wahrnehmbaren Prozesskräfte zu systematisieren und setzt sie in Bezug zu Organen, Substanzen etc. Die Weissagung nähert sich dem gleichen Thema aus dem Blickwinkel des individuellen Lebensprozesses. Dabei wird das Individuum im Kontext seines Lebensweges, seiner Motivationen und seiner Interaktion mit der Umwelt gesehen.
Während Zungen- und Pulsdiagnostik, Urinschau, Antlitzdiagnostik etc. Methoden sind, die sich auf Materie und Funktionalität (Prozesse, Energie) des Individuums stützen, sind Pendeln, Reis- und Mala-Orakel Weissagungen, die über den Kontakt mit dem geistig-energetischen Kontinuum des Klienten erfolgen. Gerade bei Methoden, die Auskünfte in einem veränderten Bewusstseinszustand geben, ist es wichtig, dass das Bewusstsein des Orakels frei von selbstbezogenen, ich-süchtigen Strukturen ist. Die Arbeit mit feinstofflichen Methoden benötigt daher wiederholt eine Selbstreflexion, Klärung und gegebenenfalls eine Reinigung des Geistes.

Weissagung durch Reis und Mala

Ähnlich wie das Pendeln funktioniert die Arbeit mit Reis oder mit einer Mala (Gebetskette). Beim Pendeln gibt es vornehmlich eine Unterscheidung zwischen zwei Möglichkeiten. Auch bei einem Reisorakel wird zwischen einer geraden und ungeraden Anzahl von Reiskörnern unterschieden. Die Grundlage für eine Auswertung des Orakels ist die Art der Fragestellung. Wenn die Frage nicht exakt formuliert wurde, ist auch das Ergebnis der Befragung ungenügend.
Das Mala-Orakel kann in gleicher Weise wie das Reisorakel durchgeführt werden. Allerdings gibt es da in den verschiedenen Traditionen unterschiedliche Ansätze. Dabei wird z.B. lediglich zwischen einer geraden und ungeraden Anzahl von Perlen beim Abstreifen der Mala unterschieden. Dieses binäre System arbeitet wieder eng im Bezug zur Fragestellung. Man kann also in diesem Verfahren nur Fragen stellen, die sich mit Ja ODER Nein beantworten lassen.
Im tibetischen Buddhismus ist das Orakelwesen etwas mehr ausgearbeitet worden. Je nach Anrufung einer Wesenheit können so in Abhängigkeit zu ihren Emanationen bzw. deren Mantras verschieden viele Aspekte betrachtet werden. In dieser Tradition wurden die Möglichkeiten systematisiert und die Aussagen des Orakels schriftlich festgehalten. So bietet das im Westen mittlerweile bekannte Mo (Orakel) des Manjushri 36 Möglichkeiten, die sich aus seinem Mantra ergeben. Von jedem dieser 36 Aspekte gibt es dann wieder Untergruppen, die sich wieder in mehrere Aspekte gliedern.

Am 31. Aug. 2014 überträgt der Lopon Ogyan Tanzin Rinpoche die Praxis des Mo-Orakels auf Manjushri und gibt entsprechende Erklärungen dazu. >read more


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