Doping im Triathlon? Unvorstellbar!
Nachdem bereits mehrfach Triathleten des Dopings überführt wurden, konnte man schon fast darauf warten, dass bei der sogenannten „Operation Aderlass“ im Umfeld der Skilanglauf-Weltmeisterschaft im österreichischen Seefeld auch Spuren in den Triathlonsport führen würden. Nichts genaues weiß man noch nicht, aber der Hinweis auf der gestrigen Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft in München lässt vermuten, dass es auch im Triathlon-Leistungssport Kontakte zum Hauptbeschuldigten Mark Schmidt in Erfurt gab. Während dieser verhaftet wurde und eine sehr, sehr lange Haftstrafe erwartet (man spricht von einem bis zehn Jahren – PRO FALL), wurde nun bereits die fünfte Person in diesem Erfurter Doping-Netzwerk verhaftet.
Einer der spannendsten Momente der Razzia war sicherlich, als der österreichische Skilangläufer Max Hauke in flagranti beim Blutdoping in einer Seefelder Pension kurz vor dem nächsten Rennen erwischt wurde – mit der Nadel im Arm.
Spannend aber auch, wenn eben jener Max Hauke kurz vor der Überführung völlig entspannt alle Vorwürfe von sich weist und Interviews gibt, als ob die hervorragenden Leistungen der Österreicher völlig sauber erbracht worden wären. Das ist für mich als Kommunikationstrainer und -coach einer höchst interessante Komponente: Wir wir Menschen grundsätzlich in der Lage sind, jedes Verhalten zurecht zu rationalisieren. Anders wären wir auch gar nicht in der Lage, den Gewissenskonflikt zu ertragen. Faszinierend auch, wie praktisch immer, ausnahmslos, sowohl die Beschuldigten, als auch die Sportfunktionäre sofort ihre Standard-Erklärungen parat haben, nach dem Motto: Erstmal alles abstreiten. „Uns sind keinerlei Kontakte zu Athleten unserer Kader bekannt.“ Hochinteressant ist in diesem Zusammenhang der Aspekt des Suchtverhaltens und des Verschwimmens jeglicher Grenzen von Ethik und Werten. Besonders klar wird das im Falle Johannes Dürr, der den Stein ins Rollen brachte mit seiner Aussage. Dürr wurde bereits 2014 des Dopings überführt, packte aus mit einem umfassenden Geständnis, belastete damit sein gesamtes Umfeld und ermöglichte erst die aktuellen Erfolge der Doping-Fahnder und … machte gerade weiter mit dem Doping. Faszinierend, hätte da wohl Spock gesagt.
Die nackten Zahlen:
- (bisher) 21 Athleten
- aus 8 Nationen
- aus 5 verschiedenen Sportarten
- davon 3 Wintersportarten
Für uns Triathleten aber besonders wichtig: Es wurde explizit der Hinweis darauf gegeben, dass auch Eigenblutdoping beim Ironman in Hawaii vorgenommen wurde. Krasses Detail: Sportler fungierten dabei als „Eigenblut-Bodypacker“, ließen sich einen Liter Blut extra spritzen, um es sich nach der Landung eines Langstreckenflugs wieder abzapfen zu lassen. Muss man mögen.
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