Oper irgendwie anders – Januar 2015

Oper irgendwie anders – Januar 2015

Habt ihr gute Vorsätze für das neue Jahr? Gesünder essen? Mehr Sport treiben? Öfter die Mama anrufen? Mit dem Rauchen aufhören? Klingt ja alles sehr vernünftig - aber nur die Theaternomadin hat den besten Vorsatz für euch parat: Öfter in die Oper gehen! Aber Oper ist nicht gleich Oper und das Zurechtfinden in dem wunderbaren Wust der deutschsprachigen Theaterlandschaft ist mit anstrengender Recherche verbunden. Und wer hat schon Zeit dafür... Da trifft es sich besonders gut, dass mein eigener guter Vorsatz für das neue Jahr lautet: Mehr schreiben. Deswegen werdet ihr ab sofort zu Beginn jeden Monats eine Zusammenfassung der (meiner Meinung nach) spannendsten Neuproduktionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf diesen Seiten finden. Und wer weiß, vielleicht sieht man sich auf der ein oder anderen Premiere. Genug Vorgeplänkel - dies sind meine Tipps für Januar 2015:

CANTOS DE SIRENA von und mit LA FURA DELS BAUS am Luzerner Theater (Premiere am 10. Januar)

Der spanische Titel dieser Produktion ist zu übersetzen mit Gesänge der Sirenen. Und damit ist auch schon das grobe Thema dieser Produktion angesagt - die spartenübergreifende Vorstellung erzählt vom Sirenengesang einer phantastischen Welt, wie sie das Theater herbeizaubert. Und dabei nicht nur das Musiktheater, denn die katalanische Künstlergruppe La Fura dels Baus bringt hier Oper, Schauspiel und Tanz zusammen. Auf Deutsch bedeutet dieser Name übrigens soviel wie Das Frettchen von Els Baus. Und diese kleinen Nager haben bisher nicht nur mit Zubin Metha den gesamten Ring des Nibelungen inszeniert, sondern waren auch schon im Kino zu bewundern. In Tom Tykwers Romanverfilmung Das Parfum inszenierte und choreographierte La Fura dels Baus die Massenorgie während der eigentlichen Hinrichtung von Grenouille. Da soll noch jemand sagen, Musiktheater sei bieder und humorlos. Achtung! Cantos de Sirena von La Fura dels Baus findet nicht im Luzerner Theater, sondern im Verkehrshaus der Schweiz statt (siehe Karte unten). Die Vorstellung dauert knapp zwei Stunden, es gibt keine Pause. Die Premiere ist am Samstag, den 10. Januar 2015. Weitere Vorstellungen sind am 16., 17., 18., 21., 24., 25., 29. Januar und 6., 7., 21., 22. Februar. Die Produktion wird im Mai außerdem von der Oper Köln übernommen. http://www.luzernertheater.ch/cantos-de-sirena

PERELÀ von PASCAL DUSAPIN am Staatstheater Mainz (Premiere am 16. Januar 2015)

Der Untertitel der Oper, die 2003 in Montpellier ihre Uraufführung hatte, lautet Uomo di fumo, auf Deutsch Mann aus Rauch. Das klingt genauso rätselhaft wie es ist, denn es geht um einen Menschen aus Rauch, der von allen bewundert wird wegen seiner "Leichtigkeit". Das geht aber nur so lange gut, bis sein größter Fan sich selbst verbrennt in der Hoffnung, die Leichtigkeit von Perelà zu gewinnen. Dieser wird des Mordes beschuldigt und zu Gefängnis verurteilt. Aber da er aus Rauch ist, weht er einfach weg. Zu dieser irren Geschichte hat Pascal Dusapin eine extrem komplexe Musik geschrieben, die neben einer großen Orchesterbesetzung auch ein großes Sängerensemble benötigt - darunter zwei Countertenöre. Das könnte mit ein Grund dafür sein, dass seit der Uraufführung noch kein anderes Theater dieses Werk umgesetzt hat. Das Staatstheater Mainz wagt es jetzt. Man darf gespannt sein. Perelà, uomo di fumo von Pascal Dusapin feiert am Staatstheater Mainz am 16. Januar 2015 seine deutsche Erstaufführung. Weitere Vorstellungen sind am 28., 31. Januar, 23. Februar, 5., 22. März und 10., 12. April. www.staatstheater-mainz.com

QUAI WEST von RÉGIS CAMPO am Staatstheater Nürnberg (Premiere am 17. Januar 2015)

Diese neue Oper vom derzeitigen Composer in Residence am Staatstheater Nürnberg basiert auf dem gleichnamigen Stück des französischen Schriftstellers Bernard-Marie Koltès (1948-1989). Handlungsort ist der Hafen einer heruntergekommenen Stadt, wo sich Gestrandete der Gesellschaft treffen, um doch nie zueinander zu finden. Die Uraufführung dieses rätselhaften Werks über die Entfremdung der Menschen voneinander fand im September 2014 in Strasbourg statt. Und genau diese Inszenierung wird es auch in der deutschen Erstaufführung in Nürnberg zu sehen geben. Die Musik von Régis Campo wird generell als sehr rhythmisch, vital und melodisch beschrieben. Aha. Wem das noch nicht konkret genug ist, darf sich in Nürnberg ein klareres Bild verschaffen. Die Uraufführung der deutschen Fassung von Quai West von Régis Campo findet am Staatstheater Nürnberg am 17. Januar 2015 statt. Weitere Vorstellungen gibt es am 20. Januar, 7., 15., 18., 26. Februar und 7. März. www.staatstheater-nuernberg.de

ROMEO UND JULIA AUF DEM DORFE von FREDERICK DELIUS am Theater Bielefeld (Premiere am 17. Januar 2015)

Endlich auch mal was Romantisches! Romeo und Julia auf dem Dorfe von Delius basiert auf der gleichnamigen Novelle von Gottfried Keller und hatte seine Uraufführung 1907 in Berlin. Die einfühlsame Musik von Delius ist stilistisch irgendwo zwischen Grieg, Strauss und Debussy anzusiedeln. Die Handlung ist gewohnt tragisch: Zwei junge Menschen lieben sich - aber durch die Feindschaft der Eltern ist diese Liebe unmöglich. Zumindest im Diesseits... Haltet Taschentücher bereit für diese Opernwiederentdeckung! Romeo und Julia auf dem Dorfe von Frederick Delius feiert am 17. Januar 2015 seine Premiere am Theater Bielefeld. Weitere Vorstellungen sind am 20. Januar, 3., 11., 15. Februar und 5., 15. März und am 3. April. www.theater-bielefeld.de

DER IDIOT von MIECZYSLAW WEINBERG am Oldenburgischen Staatstheater (Premiere am 24. Januar 2015)

Wenn einer auf kindliche Art naiv und gut gelaunt durch die Welt läuft, kann es schnell passieren, dass er für dumm gehalten wird. Genau so wird der Protagonist des Romans von Dostojewski von der Gesellschaft gesehen und sogar als Idiot beschimpft. Dieser Idiot verliebt sich dann in eine Mätresse, mit der er sich verbunden fühlt, da sie ebenfalls von der Gesellschaft ausgestoßen lebt. Doch er ist nicht der einzige, der sie verehrt. Ein anderer liebt sie ganz anders, nämlich feurig und leidenschaftlich. Mit welchem der beiden so unterschiedlichen Männern wird sie gehen? Die Oper von Mieczyslaw Weinberg, die auf diesem Roman basiert, wurde seit seiner Entstehung 1986/87 oft nur in einer reduzierten Version gespielt. 2013 wagte sich das Nationaltheater Mannheim erstmals an die vollständige Fassung. Weinbergs Musik ist vom Neoklassizismus geprägt und bezieht auch Elemente russischer Folklore mit ein. Wer also russischen Weltschmerz mit Musik erleben will, ist in Oldenburg gut aufgehoben. Die Premiere der Oper Der Idiot von Mieczyslaw Weinberg am Oldenburgischen Staatstheater findet am 24. Januar 2015 statt. Weitere Vorstellungen gibt es am 30. Januar und 19. Februar. www.staatstheater.de

DOKTOR SCHIWAGO von ANTON LUBCHENKO am Theater Regensburg (Premiere der UA am 24. Januar 2015)

Auch am anderen Ende Deutschlands geht es im Januar recht russisch zu. Der junge Komponist Anton Lubchenko (*1985) hat sich nichts Banaleres als den Roman von Boris Pasternak vorgenommen, um dazu Musik zu schreiben. Dabei schreckt er nicht vor Pathos oder gar Tonalität zurück. Am Ende sind sogar noch ein paar rechte Ohrwürmer dabei! Schön, dass zeitgenössisch nicht immer gleich hakelig und eckig sein muss. Und die Geschichte der leidenschaftlichen Liebe zwischen einem Arzt und einer Krankenschwester zu Kriegszeiten ist doch genau das richtige Thema für einen ordentlichen Schmachtfetzen im besten Sinne. Das Auftragswerk ist als Kooperation mit dem Primorsky-Theater Wladiwostok entstanden und wird unter anderem mit Solisten des St. Petersburger Mariinski Theaters umgesetzt. Omar Sharif hatte leider keine Zeit. Das musikalische Drama Doktor Schiwago von Anton Lubchenko feiert am 24. Januar 2015 seine Uraufführung am Theater Regensburg. Weitere Vorstellungen sind am 27., 29. Januar, 2., 28. Februar, 15. März, 1., 7., 28., April und am 9., 20., 28. Mai. www.theater-regensburg.de

SIGURD von ERNEST REYER am Theater Erfurt (Premiere am 30. Januar 2015)

Ist bei euch gerade männlicher Nachwuchs im Anmarsch und ihr sucht noch einen passenden Namen für den zukünftigen Windelpupser? Dann habe ich für euch den ultimativen Tipp, mit dem euer Sohnemann bestimmt aus der grauen Masse der Justins und Kevins hervorsticht: Sigurd! Zugegeben, ein irgendwie unattraktiver Name (und Titel) - war er vielleicht sogar der Grund dafür, dass diese französische Oper, die 1884 uraufgeführt wurde, noch nie in Deutschland gespielt wurde? Inhaltlich lehnt sich dieses Stück nah an Wagners Götterdämmerung an. Es gibt also hinterhältige Könige, tapfere Helden, Zaubertränke und natürlich eine holde Maid, die zu retten ist. Musikalisch ist dieses selten gespielte Werk aber ganz Grand Opéra und gilt den Opernnerds als Geheimtipp. Sigurd von Ernest Reyer feiert am Theater Erfurt seine deutsche Erstaufführung am 30. Januar 2015. Weitere Vorstellungen gibt es am 15., 28. Februar und 7., 22. März. Die Oper dauert ca. 3 Stunden. http://www.theater-erfurt.de/


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