Der Open Mike 2012 liegt drei Monate zurück, doch das Finale war noch nicht alles: Seit mehreren Jahren wird ein Workshop für Finalisten angeboten. Im Vordergrund stehen die Arbeit am Text, Kontakt zum Literaturbetrieb, was es bedeutet, Autor zu sein, und wie es nach dem Open Mike weitergeht. Durch Gruppengespräche, Fragerunden und drei Lektorate habe ich sehr viel dazugelernt und empfand den Workshop sogar wichtiger als das Finale selbst.
Drei Tage am See
Der Workshop fand letztes Wochende in Caputh (bei Potsdam) statt – untergebracht im Märkischen Gildehaus…
Trotz der tollen Lage am Schwielosee, wirkte die Landschaft bei Wind und (Schnee-)Regen nur halb so eindrucksvoll…
… doch selbst hier gab es Schönes zu entdecken…
Im Einzelgespräch mit Lektoren und Autoren
Die Grundlage für meine drei Gespräche waren mein Exposé und eine 10-seitige Textprobe – sozusagen alles, was ich bisher für meinen Roman geschrieben habe. Es ist klar, dass jeder einen anderen Blick auf einen Text hat und so wurden mir drei verschiedene Zugänge zu meinen Text eröffnet:
- Die Meta-Ebene – Die Idee, die Figuren und Konflikte werden differenziert und in ihrer Entwicklung betrachten.
- Die Text-Ebene – Die Handlungen, Figuren und Beschreibungen werden nach ihrer Plausibilität beurteilt und mit der inneren Logik des Textes abgeglichen.
- Die Wort-Ebene – Wörter, Bilder und Beschreibungen werden geprüft und präzisiert. Es ist erstaunlich, wie sich der Text durch ein treffendes Wort verändert – das hat mir gezeigt, wie leicht ich meinen eigenen Text überlese und ich einzelne Wörter und Formulierungen in der Überarbeitungsphase mehr hinterfragen sollte
Wie ich mit dem Input umgehen werde und was die drei Lektorate für meinen Text bedeuten, kann ich noch nicht sagen. Ich muss mir erst selbst über die Intention meines Textes klar werden und daraufhin entscheiden, welche Änderungen ich annehme und welche nicht. Die Gespräche haben mir jedenfalls eine klare Richtung aufgezeigt, aber auch die Holpersteine im Text, die ich angehen muss.
Was hat sich seit dem Open Mike verändert?
Mein Verhältnis zum Schreiben ist zwiespältig geworden, weil ich aus meinem abgeschlossenen Raum des Schreibens herausgetreten bin und mit Schreibtalenten, Lektoren und Medien konfrontiert wurde. Trotz oder gerade wegen all der neuen und professionellen Erfahrung mit Menschen aus dem Literaturbetrieb ist mir klar geworden, dass Schreiben für mich nie mehr werden kann, als etwas, dass ich neben all den anderen Dingen wie studieren, arbeiten, kochen oder schlafen tun werde. Es wird für mich immer einen besonderen Wert haben, vielleicht auch, weil ich nicht davon leben muss und weil ich mir die Zeit für das Schreiben erst nehmen muss. Es hängt nichts Äußeres davon ab, ob ich nun schreibe oder nicht. Denn Schreiben spielt sich hauptsächlich in mir ab und darauf, auf diesen Prozess, kann ich nicht verzichten.