Onward: Keine halben Sachen
7KomödieOnward: Keine halben Sachen wirkt wie das langersehnte Projekt aller Pixar-Mitarbeiter die Pen & Paper Spiele wie Dungeons & Dragons lieben. Ein buntes Abenteuer das voller Magie aber nicht ohne Fehler ist.
Oh, Pixar! Wie sehr hast du uns in der Vergangenheit verwöhnt. Technisch immer neue Maßstäbe zu setzten und dabei auch noch einzigartige und ungewöhnliche Geschichten zu erzählen. So gut bist du darin junge und alte Zuseher zum Lachen und Weinen zu bringen. Mit Onward: Keine halben Sachen spürt man bei Pixar zwar die gewohnt gute Intention, aber wer stark vorlegt, macht es sich selbst schwer dieses Niveau zu halten.
Kurz zur Handlung: Die Welt von Onward war in der Vergangenheit eine magische und von Helden geprägte. Doch es sollte so kommen, dass Innovation und moderne Erfindungen diese Magie obsolet werden ließ. Und so begegnen wir Ian Lightfood (Tom Holland), der mit seiner Mutter Laurel (Julia Louis-Dreyfus) und seinem Bruder Barley (Chris Pratt) in einer sehr gewöhnlichen Stadt lebt. Zwar existieren in dieser Stadt Elfen, Kobolde und andere Fantasy-Wesen, jedoch führen diese ein sehr unspektakuläres Leben. Kinder gehen in die Schule, Erwachsene fahren mit dem Auto in die Arbeit. Magie war einmal. Als Ian zu seinem 16. Geburtstag einen Zauberstab von seinem verstorbenen Vater geschenkt bekommt, ändert sich das allerdings. Mit dem Stab schafft es Ian fast seinen Papa wiederzubeleben. Fast. Denn der dafür benötigte Kristall zerbricht vor der Vollendung des Zauberspruchs und hinterlässt eine Person ohne obere Hälfte. Logische Schlussfolgerung? Innerhalb von 24 Stunden müssen Ian und Barley einen neuen Kristall finden, um auch die obere Hälfte ihres Vaters wieder zu sehen. Natürlich birgt das eine Menge Gefahren die, die Beiden überwinden müssen.
Was sich jetzt kompliziert liest, ist in Wahrheit sehr einfach, wenn man es sieht. Die Schwächen von Onward liegen nämlich vielmehr bei den eigentlichen Stärken des Studios: dem Humor und der Kreativität. Die Gag-Dichte ist sehr hoch und wirkt deshalb oft ungewollt verkrampft. Nur selten ist mal ein Witz mit Augenzwinkern für die älteren Zuseher dabei und viel öfter lässt sich der Film auf billige Pointen ein. Das ist ungewohnt und entspricht nicht dem Maßstab, den Pixar sich in früheren Produktionen selbst gesetzt hat. Für das jüngere Publikum ist dennoch reichlich Spaß vorhanden und diese kommen hier auch vollkommen auf ihre Kosten (bzw. die Kosten der Eltern).
Eine weitere vergebene Chance birgt die Präsentation der Welt, die hier gezeigt wird. Oder viel mehr das, was man nicht zu sehen bekommt. Onward macht kein Geheimnis aus seinen Parallelen zu einer Dungeons & Dragons Quest, die sich über die gesamte Laufzeit zieht. Das ist für alle Fans des berühmten Spiels sehr schön anzusehen und man merkt, dass hier echte Kenner zu Werke waren. Jedoch muss jedem Fan bewusst sein, dass diesen Abenteuern sehr viel mehr innewohnt als eine Aneinanderreihung von Rätseln und ein Endkampf gegen einen Drachen. Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack, wenn man realisiert, dass der Film zu viel wertvolle Zeit mit unnötigen Szenen vergeudet.
Zum Beispiel mit der Figur des Vaters. Oder dessen Beinen. Die Idee wirkt zu Beginn interessant und unerwartet ist aber letztendlich nicht mehr als eine Randnotiz. Der Film würde genauso ohne ihn funktionieren, denn die starken Szenen spielen sich hauptsächlichen zwischen den zwei Brüdern ab. Die haben es dann in sich. Denn vor allem beim Ende, dass nicht dem klassischen Happy End entspricht, schafft es Onward mal wieder sein Publikum viel fühlen zu lassen. Wer da nicht zumindest glasige Augen bekommt, muss wahrscheinlich einen Versteinerungs-Zauber abbekommen haben.
Alles in allem ist des neueste Werk aus dem Hause Pixar sehr solide. Wer Lust auf eine bunte Fantasy Welt und einen sehr befriedigenden Endkampf hat, kommt hier genau richtig. Stellt sich nur die Frage, ob der Film eine ungewollte Parallele zur Realität ziehen lässt: Ein Studio das früher die ganz große Magie versprüht hat, aber immer mehr an Zauber verliert?
Regie: Dan Scanlon, Drehbuch: Dan Scanlon, Jason Headley, Keith Bunin, Stimmen (Original): Tom Holland, Chris Pratt, Julia Louis-Dreyfus, John Ratzenberger, Octavia Spencer, Filmlänge: 102 Minuten, Kinostart: 05.03.2020