Onra: “Chinoiseries Pt. 2″

Von Yoana

“Same same but different” – die südostasiatische Redensart trifft es am besten im Falle des zweiten Teils von Chinoiseries, mit dem der französische Beatschrauber Arnaud Bernard alias Onra seine überaus erfolgreiche Instrumentalveröffentlichung aus dem Jahr 2007 fortsetzt. Die Samples sind neu gestrickt aber das Konzept bleibt das Gleiche: Rare Rillen aus China und Vietnam, die sich Onra auf Vinylrestposten in Fernost zusammengeklaubt hat, steckt er mit Hilfe seiner MPC1000 in ein modernes Soundgewand aus soulhaltigen Rap-Beats. Entstanden ist dabei erneut eine saftige Frühlingsrolle für die Ohren. Die Snare lässt Onra auf seinem Spielgerät zischen wie kampfbereite Kobras, die Bässe knarzen bis sich die Bambusholzbalken biegen. Onras Großeltern stammen aus Vietnam, vielleicht gräbt er sich deshalb so selbstsicher durch das exotische Arsenal traditioneller Musikinstrumente aus Asien, die er als innovative Loops inszeniert. Die außergewöhnliche Atmosphäre die der findige Franzose kreiert, erinnert wie schon Madlibs Beat-Konducta-Reihe an einen fiktiven Film-Soundtrack. Ob entspannte Kopfnick-Rhythmen wie Ms Ho oder brachiale Beatbretter wie Raw Shit – durch den bewussten Einsatz des Vinylknisterns untermauert Onra stets den rauen und ungeschliffenen Charakter seines groovenden Klangteppichs. Locker lässt er Tears Of Joy aus den Boxen träufeln, setzt auf Hide And Seek einen chinesischen Frauenchor in Szene, ehrt den Wu-Tang Clan mit One For The Wu oder zaubert ein mystisches Flötensample für Where I’m From aus dem Strohhut. Chinoiseries Pt.2 besticht mehr durch sein stimmiges Gesamtkonzept, als dass wie schon beim Vorgänger einzelne Stücke (wie z.B. The Anthem) als Hymne herausragen. Also wenn Sepalot der Beat Konducta Bavaria ist, dann ist Onra der Beat Konducta Vietnam.

Andreas Margara (November 2011) für JUICE Magazin